Im Nachttisch

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 17.04.2006, 18:34

In meinem Nachttisch
schläft ein tiefblauer Traum
und sein Traubenduft
verdunkelt den Raum...

Seit Du mir ferne bist
ist allertage Abend-
weitoffen steht die Schublade
und es ranken sich

meine wilden Gedanken
gleich Weinreben
um hohe Sehnsuchtszäune
im milden Tränenregen...

Doch weiß funkeln die Perlensterne
nur ihr Hoffnungsschimmer
überstrahlt die flackernde Angst
im Nachtschattenschwarz.

In meinem Nachttisch
reift ein tiefblauer Traum
der tropft ganz leise
fernab auf Deinen Mund...

Du schmeckst seine Worte
die verblauend zerlaufen:

In ferner Sommernacht
trage ich ihn
in goldenen Rosinenschalen
heimlich, süß, dunkel
zu Dir...

Herby

Beitragvon Herby » 17.04.2006, 19:01

Hallo Louisa,

ich habe dieses Gedicht ( wie übrigens auch das mit dem Wolkenzug! ) sehr gerne gelesen und sehr genossen! Ich bewundere die Poesie deiner Sprache :!:

Liebe Grüße O:)
Herby

Louisa

Beitragvon Louisa » 17.04.2006, 19:07

Sehr charmant, vielen Dank. §blumen§

Poetische Grüße, Louisa

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 17.04.2006, 21:02

Hallo Louisa

Wieder herrliche Bilder, die sich zu einem atmosphärischen Gesamtbild zusammenfügen. Nach spontanem Lesen bin ich begeistert.

Ein kleiner Punkt stört mich:

"meine wilden Gedanken
gleich Weinreben
um hohe Sehnsuchtszäune
im milden Tränenregen..."

Die Sehnsuchtszäune. Klar die Gedanken sollen sich an der Sehnsucht emporranken, aber Zaun lässt mich mehr an Barriere und Grenzenziehen denken. Da passt die Sehnsucht nicht zu. Vielleicht wäre ´Gerüst aus Sehnsucht´ oder ´Rankgitter der Sehnsucht´ eine Alternative?

Ansonsten toll

Jürgen

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.04.2006, 21:15

.. wunderschöne Sprache, ansprechende Bilder! Mit Genuß gelesen....

Aber: (sorry, wenn jetzt ein Aber folgt)
ich habe Probleme mit der ersten Strophe, besonders mit dem Traubenduft, der den Raum verdunkelt...
Ferner verstehe ich das "doch" der vierten Strophe an dieser Stelle nicht- gegen was setzt du dieses doch ein? Vielleicht muß ich noch einige Male lesen... damit sich mir der Zusammenhang erhellt.
Tja und die Sehnsuchtszäune sehe ich auch so wie Jürgen...

Mit poetischen Abendgrüßen,
scarlett

Louisa

Beitragvon Louisa » 18.04.2006, 19:51

Hallo.
Ich werde versuchen ein besseres Wort zu finden, aber zäunt die Sehnsucht nicht unser Verlangen ein?

Da sie es doch unerfüllt bleiben lässt?

Das "doch" richtet sich entgegen der "flackernden Angst" und diesen traubentrüben Gedanken, aber die "Angst" folgt danach, ich weiß.

Ich werde einmal wieder denken.

Liebe Grüße, Louisa

PS: der Traubenduft: ich sehe blaue, nächtliche Nebelschwaden vor mir, die man als Traubenduft eines Traums bezeichnen könnte...deshalb.

(Also ích sehe es in meiner Fantasie vor mir...)


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