hallo nera!
Auch von mir ein Willkommen in unserem kleinen Bastel-Forum!
Ich stimme manchen Äußerungen meiner Vorredner zu und würde dich gerne dazu überreden eine zweite Version dieses spannenden Textes anzufertigen - du kannst ja dann am Ende beide übereinander ausstellen wie viele andere hier.
Ich versuche mich einmal an deinen Zeilen abzuarbeiten

:
uns ist es so tot => diese Zeile hat mich nicht ganz überzeugt, obwohl ich "tot" als Gefühlsbeschreibung wie in etwa "Mir ist schlecht" toll finde. Aber ein "so" braucht es davor glaube ich nicht.
wie dieser november => Ich finde dadurch dass du nun quasi sagst: "tot wie der november" machst du die gerade von mir gelobte Gefühlsbeschreibung des WOrtes "tot" wieder weg. Es würde eher Sinn ergeben, glaube ich, wenn es hieße: "wie dem november"
warten auf schnee
dass er den wüsten garten
die trostlosen felder => da stimme ich den anderen beiden vollkommen zu. Ich finde nicht, dass das Wort "trostlos" in seinem Klang so perfekt wäre, dass man dadurch legitimieren könnte, dass es eben keine Metaphorik besitzt - im Gegenteil zu deinen anderen bildlichen Worten! Es würden mir ebenso die "wüsten Gärten" (super!) reichen. Du hast in deinem Kommentar geschrieben, dass der Schnee diese wüsten Gärten wie ein "Leichentuch" bedeckt! Gerade diese Formulierung finde ich fantastisch! Wieso nimmst du sie nicht an dieser Stelle (anstatt der "trostlosen Felder" in deinem TExt auf? Das wäre viel, viel ausdrucksstärker und ich habe so einen guten Vergleich auch noch nie gelesen.
bedeckt
ich habe die gräser nicht
zu garben gebunden
das laub nicht gefegt => Das in Verbindung mit dem "nicht" finde ich auch gelungen. Die üblichen "Rosen" stören mich da eher. Es sei denn dir fällt noch etwas anderes dazu ein, als das sie "bloß stehen" - Ich überlege gerade... vielleicht so etwas wie: "Ich habe die Rosen nicht geschnitten/gegossen/gesehen/gerochen - nur, wenn du sie wirklich im TExt behalten willst, meine ich
(die rosen stehen bloß)
ich warte auf schnee
und stille
uns ist so still
wie es still ist => Hier sehe ich einen Wiederspruch zwischen "ich warte auf stille" (das ganze Gedicht drückte bis dahin auch Stille für mich aus!?!?!? und dem Satz "uns ist so still" - Was denn nun

? Der ganze Absatz überzeugt mich noch nicht ganz... Es würde gehen, finde ich, wenn du das "und Stille" streichen würdest, was denkst du?
wenn wind über felder
pfeift => Wieso das "pfeift" in einer Extrazeile?
sie warten auf trost => Trost von wem? Wenn man das lesen würde, könnte man ein Bild entstehen lassen.
alle bäche laufen über
die teiche stehen trocken => Hier finde ich den WIederspruch ganz interessant. Man könnte auch sagen: "Meine Bäche laufen über. / Deine Teiche stehen trocken" - oder?
wir sind uns tot => Da fand ich aber die erste Zeile besser und stärker.
um uns stille
warten auf schnee => Die letzten zwei Zeilen sind mir zu redundant... Es wäre stärker, wenn du mit "Uns ist so tot" enden würdest, finde ich.
Ich erstelle gleich mal eine Version nach diesen Vorschlägen, mit der du vielleicht besser weiter arbeiten kannst.
uns ist so tot
wie dem november
warten auf schnee
dass er den wüsten garten
wie ein leichentuch bedeckt
ich habe die gräser nicht
zu garben gebunden
das laub nicht gefegt
die rosen nicht gerochen
uns ist so still
wie wind über felder pfeift
sie warten auf trost
von farben der vögel (zum beispiel!?)
meine bäche laufen über
deine teiche stehen trocken
uns ist nach schnee
Dieses Ende finde ich gerade ziemlich gut

.... was hälst du davon? ich weiß, es ist immer böse und komisch, wenn jemand anders so an dem eigenen text herumdoktort - du sollst das auch nicht so übernehmen, aber vielleicht kannst du das als Ideen-Vorlage für eine neue Version gebrauchen.
Viel Spaß!
l
PS: Insgesamt finde ich den Text übrigens recht faszinierend.