Das B-Gedicht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 20.04.2006, 19:17

(Es wurde mir hier im Forum die Bitte angetragen, doch ein altes, höchst poetisches Wort zu entstauben, was ich natürlich ehrgeizig versucht habe... O:) )


Die Frühlingsdamen schlendern
heute prall und stolz
ins wilde Blütenleben.

Es hasten um die Häupter
bunte Flusen
schwebendsüßer Seidenblusen.

Doch: Nicht nur Raupen spinnen.
Nein, auch die zarten Musen
die fast fliegen im Gedränge
zwischen Sonne, Schweiß und Lust.

Die Pferdestärken in der Enge
hört man schnaufend galoppieren
es dampfen die Kombüsen...

und im Frühlingstanze schwanken
ihre leichtbedeckten, heißen Busen.
Zuletzt geändert von Louisa am 21.04.2006, 21:41, insgesamt 3-mal geändert.

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 20.04.2006, 21:20

Hi Louisa,

dieses Gedicht hast du aber schön betit-telt :mrgreen:

Gruß
Frank

maria

Beitragvon maria » 20.04.2006, 23:28

Herrlich entstaubt und: stimmt! der Tit-tel ist zu gut!

Bin zufällig auf ein (mit etwas Staub bedecktes) B-Gedicht gestossen:

O, mein gnädiges Fräulein, erlaubt
Mir kranken Sohn der Musen,
Daß schlummernd ruhe mein Sängerhaupt
Auf Eurem Schwanenbusen!

"Mein Herr! wie können Sie es wagen,
Mir so was in Gesellschaft zu sagen?"

Heinrich Heine
(in: Gib mir Küsse, gib mir Wonne - frivole Gedichte. Darin mußte ich gerade auch die Bezeichnung "Brüstchen" entdecken ... mmh, das läßt dann doch eher an was Essbares denken ...)

"schwankende" Grüße maria

Gast

Beitragvon Gast » 21.04.2006, 07:48

Hallo Louisa, die Idee gefällt mir, aber könntest du dir vielleicht übeerlegen nicht in der ersten Strophe, prall gleich 2 x zu verwenden, das finde ich nämlich schade...
Ansonsten urkomisch und gut...
LGG :smile:

noch ein PS, neugierig frage ich dich, bist du Muttersprachlerin?
Manchmal meine ich an bestimmten Ausdrücken und an der Satzstellung zu bemerken, dass du untypisch "Deutsch" formulierst... ;-)

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.04.2006, 14:17

Hallo.

Ja, ich werde es in den ersten Zeilen überarbeiten.

Danke auch für Mr. Heines Werk!

Gerda, das verwundert mich immer wieder, wenn mich Menschen fragen, ob ich schon immer in Deutschland lebe.

Ich verstehe das gar nicht, weil es wirklich meine "Muttersprache" ist. Ich war eine ganze Zeit lang in einer französischen Gastfamilie, vielleicht habe ich deshalb einen kleinen sprachlichen Schaden.

Was ist denn richtiges Deutsch? Vielleicht müssten wir da mal einen Deutschlehrer fragen... O:)

Liebe Grüße, louisa

PS: Lass es Dir schmecken, Maria!

pandora

Beitragvon pandora » 21.04.2006, 17:23

*hüstel*
ich lese den text jetzt schon zum wiederholten male und habe eine anatomisch-biologisch-textkritische frage, die letzten zwei zeilen betreffend. meinem (naiven) verständnis nach, ist der busen die vertiefung zwischen den (weiblichen) brüsten. oder? :shock:
von daher würden die letzten zeilen lauten:

"...und im Frühlingstanze schwankt
ihr leichtbedeckter, heißer busen."

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.04.2006, 17:28

Guten Tag Frau Dr. pandora !

Ich muss an dieser Stelle voll Schande gestehen, dass ich meinen Körper wohl immer noch nicht ausreichend kennen gelernt habe.

Außerdem danke ich für ihren qualifizierten Hinweis.

Ich hoffe es schwankt jetzt anatomisch korrekt.

LG, eine der Damen.

pandora

Beitragvon pandora » 21.04.2006, 17:32

patientin louisa, in anbetracht des frühlingsausbruches in unseren breiten maße ich mir mal an zu sagen, was sonst die männer so beisteuern:

hauptsache ist doch, dass da etwas schwankt.

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

p.

Gast

Beitragvon Gast » 21.04.2006, 17:45

nee, liebe pandora, der Zwischenraum zwischen den Brüsten ist nicht der Busen... dann könnt ich ja nicht sagen: Komm an meinen Busen... oder?
Busen ist alles, die Brüste samt Ritze dazwischen, es sei denn du meinst einen Meeresbusen... der ist natürlich ohne Ritze voll Wasser...
So das war mein Beitrag zum Sexualkundeunterricht im Blauen Salon.
Noch Fragen? :cool:

Gerdankenfrisch

aus Wikipedia:
Busen bezeichnet eine Vertiefung. In der heutigen Sprache steht Busen für:

die Vertiefung zwischen den Brüsten. Im übertragenen Sinne wird der Begriff heute meist für die weiblichen Brüste selbst verwendet In seiner etymologischen Bedeutung (Einbuchtung) findet man das Wort noch im Meerbusen wieder.

pandora

Beitragvon pandora » 21.04.2006, 17:50

wir sollten die anwesenden mannsbilder fragen... langsam zweifle ich auch. :grin:

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 21.04.2006, 18:13

Für mich hieß Busen schon immer die gesamte Brust, egal, ob männlich oder weiblich. Busen ist der Teil, in dem das Herz sitzt, das poetisch ja auch für Emotion und all das steht.
So habens die Dichter gesehen (schon Homer und Sappho).
Warum sollte man da was dran ändern oder den Busen als rein geologischen Fachbegriff sehen???

Wer keine Probleme hat, macht sich welche, denke ich grad kopfschüttelnd... :mrgreen:

Es gibt einen wundervollen Spruch von Groucho Marx. Als ihm die Filmmuster "Samson und Delilah" vorgeführt wurden (in denen zwei der damaligen Superstars die Hauptrollen hatten - Victor Mature (Samson) und Hedy Lamarr (Delilah), war das einzige, was er zum Verdruß der Filmleute zu sagen hatte:
"Mein Gott, die Titten von Victor Mature sind ja größer als die von Hedy Lamarr".

Woran wir festmachen können, daß auch Männer Brüste haben können...

Mehr schreib ich jetzt aber nicht.
Gruß
Frank

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Beitragvon Lisa » 21.04.2006, 19:47

Liebe Louisa,

das Gedicht ist wundervoll..so leicht wie die beschriebene Szene...und wie du das mal eben so hinzauberst, Wahnsinn. Vorallem die letzten Zeilen..malt wirklich Bilder vor mir.

Ich glaube deine Sprache ist einfach Teil einer kompletten Welt, in der natürlich nicht alles so ist wie in der hierigen :grin:

Hat mir sehr gefallen...könnte auch ruhig: das Busengedicht heißen :cool:

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leonie
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Beitragvon leonie » 21.04.2006, 19:57

Liebe Louisa,

danke auch von mir für dieses göttliche Gedicht und die dadurch ausgelöste nicht minder göttliche Diskussion. Es ist eine Freude, das zu lesen.

Liebe Grüße

leonie

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.04.2006, 21:46

In meinem Busen liegt ein stilles Verlangen euch allen meinen Dank auszusprechen!

Da er nun wieder beruhigt schlafen gehen kann und sich keine Gedanken mehr machen muss, wie er denn heißt, wenn nur der Zwischenraum als wahrer B. bezeichnet werden könnte.

Erleichterte Grüße, louisa

PS: Lisa, ist die Welt nicht so? -Wahrscheinlich nicht. Schade.

Soll es wirklich Busengedicht heißen? Baut das B. nicht eine gewisse Spannung auf? O:)


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