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Gespannt
Verfasst: 20.04.2006, 21:29
von leonie
Gespannt
Die Hand so nah, doch
wir bleiben beim „Sie“
ein flirrender Abgrund
fremd und vertraut.
Schließ die Worte ein
in deinen salzigen Mund.
Zwischen uns zittert die Luft
ich tauche ein
mich zu verlieren wage ich nicht
dich halten, sekundenkurz
Einen Traum bauen.
Ohne Heizung und Licht.
Erstfassung:
Gespannt
Die Hand so nah, doch
wir bleiben beim „Sie“
ein Abgrund aus Lava
tief und vertraut.
Schließ die Worte ein
in deinen salzigen Mund.
Zwischen uns zittert die Luft
ich tauche ein
Augen glasklar
mich zu verlieren wage ich nicht
dich halten, sekundenkurz
Einen Traum bauen.
Ohne Heizung und Licht.
Verfasst: 21.04.2006, 10:30
von Gast
Liebe Leonie,
dieses Gedicht las ich gestern bereits mehrere Male und heute wieder.
Die Bilder, jedes für sich gefallen mir, aber was du daraus komponiert hast ist mir zu unausgewogen.
Der schönen Bilder sind mir zu viele, als dass ich das Gedicht als rund betrachten könnte:
Abgrund aus Lava
salziger Mund
zitternde Luft
Augen glasklar (ziemlich verbraucht)
hingegen einen Traum bauen, ohne Heizung und Licht : genial
Ich würde versuchen, das Gedicht am letzten Vers auszurichten, das heißt zum Traumgebäude eher nicht mit so unterschiedlichen Metaphern hinstreben.
Liebe Grüße
Gerda
Verfasst: 21.04.2006, 14:09
von Louisa
Hallo Leonie!
Das begeistert mich! Das ist einfach nur fabelhaft! Jedes Wort!
Wunderbar, eine echte Perle.
Vielleicht liegt das auch daran, dass es schöne Erinnerungen in mir weckt.
Aber die Sprache ist ein Sahnehäubchen.
Liebe Grüße, Louisa
Verfasst: 21.04.2006, 19:48
von leonie
Danke, Gerda, ja, mit den glasklaren Augen, das stimmt, ich glaube, die nehme ich raus. Zitternde Luft und Lava hängen für mich zusammen, daraus entsteht die Spannung, die Heizung und Lich überflüssig macht. Für mich ist dabei wichtig, dass keine Worte fallen.
Mal sehn, ob sich dazu noch jemand meldet...
Danke auch Dir, Louisa, ich freue mich über die tolle Rückmeldung.
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 21.04.2006, 23:10
von Paul Ost
Hallo Leonie,
dein Gedicht beschreibt auf anschauliche Weise die gespannte Situation wechselseitiger Anspannung vor der tatsächlichen Offenbarung. Die meisten Bilder gefallen mir gut. Vor allem der Schluss gefällt mir, weil du hier sehr ungewöhnliche Ideen miteinander verbindest: Einen Traum bauen / ohne Heizung und Licht.
Das kann eine ganze Menge mehr meinen, als Untergeschoss im Hinterhaus einer unsanierten Altbauwohnung.
Eine Stelle finde ich allerdings ein bisschen zu abgedroschen. Das mag vielleicht an meiner trivialen Assoziation liegen: "ein Abgrund aus Lava" erinnert mich an die leidenschaftliche Wucht von Lavalampen.
Sonst gefällt mir dein Gedicht gut.
Grüße
Paul Ost
Verfasst: 22.04.2006, 17:06
von leonie
Lieber Paul,
vielen Dank, ich freue mich über Deine Rückmeldung.
Ach, irgendwie möchte ich was Heißes und Brodelndes im Abgrund haben, deshalb fällt es mir schwer, auf die Lava zu verzichten. Das "Zittern" stimmt für mich sonst auch nicht mehr.
Grübel....
Liebe Grüße
leonie
Verfasst: 28.04.2006, 16:40
von leonie
Hallo nochmal,
habe mich heute doch von der Lava (inklusive assoziierter Lampen) getrennt. Man kann den Abgrund jetzt selber füllen.
Viele Grüße
leonie
Verfasst: 28.04.2006, 16:54
von Gast
Hallo Leonie, gut gemacht, ist jetzt durchweg stimmig, (Zittern und Flirren, passen auf grund des Vokals), aber wo ist Version Nr. 1 zum Vergleich noch Mal?
Gruß
Gerda
:-s
Verfasst: 28.04.2006, 17:07
von leonie
Liebe gerda,
ich vergaß..., wird nachgereicht.
Danke nochmal! Liebe Grüße
leonie