rückfahrt mit der U79

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 25.06.2010, 10:34

rückfahrt mit der U79

für dieter († 26.06.2010)




letzte fahrt:

st. raphael



"nächster halt:

neuer friedhof"









st. raphael = malteser-hospiz
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.06.2010, 11:25

Hallo Tom!

Schön dich wieder zu lesen.

Ein sehr persönlicher, knapper Text ist das. Ich finde es etwas schade, dass das "Hospiz" nur in der Fußnote auftaucht. Wieso nicht gleich im Text?

Was mir gefällt ist die Formulierung "Rückfahrt" für das Sterben - und auch, dass der Friedhof "neu" getauft wurde.

Hat mir also insgesamt gut gefallen. Damit es mich aber tatsächlich richtig berühren könnte, müsste ich noch mehr Eindrücke erfahren, die du beim Schreiben sicherlich empfindest, sie dann aber nicht mitteilst. Aber es ist schwer so etwas in Worte zu fassen, was man ja nicht einmal denken kann.

Alles Liebe,

l

Niko

Beitragvon Niko » 25.06.2010, 14:23

hallo tom!
sehr schön, dich mal wieder zu lesen! ich glaube, seit ich wieder hier bin, sind wir uns noch nicht über die füße getreten.
der text macht natürlich etwas. er wirkt. und zwar mächtig. schon an der grenze zum unangenehmen. und dennoch füllt er nicht aus. gibt mir nicht hinlänglich lesefutter. der vorteil, dass diese knappe (was ich ja sowieso mehr mag als allen anflug an ausschweifung) viel raum lässt für die art, es lesen zu wollen. und der effekt der bestürzung stellt sich so oder so ein. andererseits aber ist der raum gerade mal einen tucken zu weit. denn ich möchte noch so ein zwei drei anschubsereien kriegen. in welche richtung auch immer.....

nur meine ganz persönliche meinung......

bis später: Niko. mit liebem gruß

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 25.06.2010, 22:01

Tom, mein Lieber,
ich denk an Dich!
H

scarlett

Beitragvon scarlett » 25.06.2010, 22:02

Tut mir leid, Tom, als "Text" ist mir das zu dürftig.

Ich denk dennoch an dich.

sca

Max

Beitragvon Max » 26.06.2010, 10:41

Hi Tom,

ein Text, abgemagert wie viel der Menschen in den Hospizen. Ein guter Text.

Leider gehört auch das zum Leben.

Max

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 26.06.2010, 11:46

hallo tom,

für mich klingt das wie die einzig mögliche äußerung, deren ein mensch an einem bestimmten punkt seines lebens fähig ist, wenn er sehr, sehr verzweifelt ist.
sie berührt mich tief.

und auch, wenn sie als "text", wie meine vorschreiber äußern, vielleicht nicht taugt, so ist sie doch ein stück trauer aus buchstaben.

a.

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leonie
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Beitragvon leonie » 26.06.2010, 12:24

Lieber Tom,

die bisherigen Rückmeldungen spiegeln meine Ambivalenz gegenüber den Text. Er wirkt, das ist ganz klar. Er wirkt aber meiner Meinung nach in erster Linie durch die Teile, die nicht zum eigentlichen Text gehören, nämlich die Widmung und die Fußnote. Und er wirkt durch die beim Autor vermutete Betroffenheit, die sich überträgt, was man ja auch aus dem Rückmeldungen sehen kann.

Das Bild von der letzten Reise ist für mich schon relativ verbraucht, wenig neues. So empfinde ich, was das "Literarische" betrifft die Überschrift das Spannendste am Text, weil sie Fragen aufwirft und Interpretationen provoziert.

Bleibt für mich die Frage: Reicht die Tatsache, dass ein Text wirkt, aus, um ihm literarische Qualität zu bescheinigen?
Ich würde das eher verneinen.
Und die Tatsache, dass ich mich frage, ob ich diesen Kommentar so schreiben darf und nicht die Situation, aus der ich die Entstehung des Textes vermute, das verbietet, zeigt mir, dass das Thema Betroffenheit doch noch sehr im Hintergrund mitschwingt. Aber Du stellst es hier ja als Text ein und nicht als "Traueranzeige" (auf die ich es angemessen fände, einfühlsamer zu reagieren als ich das jetzt tue), so scheint mir, dass auch Du diese Zeilen als Text gelesen haben möchtest. Und deshalb schicke ich das jetzt so ab.

Liebe Grüße

leonie

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 26.06.2010, 13:27

ich denke, dass das schreiben ansich, neben dem künstlerischen aspekt, auch eine schutzfunktion für den einzelnen hat/haben kann.

ich kann texte auch unter diesem gesichtspunkt lesen. sie haben dann vielleicht künstlerisch/literarisch... wenig wert, aber sie sind authentisch und drücken aus, was einen menschen ausmacht.

nach meiner erfahrung hilft es einfach, sich verzweiflung und trauer von der seele zu schreiben.
später wird der schreiberling vielleicht auf diese art von skizzen zurückgreifen können und im rückblick andere bilder für sein empfinden finden.

a.

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Beitragvon leonie » 26.06.2010, 14:11

Das sehe ich auch so, ich will auch Texten, die so entstehen, keinesfalls die Berechtigung absprechen. Ich schreibe selbst auch oft aus solchen Gründen oder in solchen Momenten...

Liebe Grüße

leonie

Max

Beitragvon Max » 26.06.2010, 14:12

Liebe Leonie, liebe a.,

wäre aber nicht die Frage, ob nicht das, was vielleicht Ausdruck eines goßen Schmerzes ist - die vollständig zurückgenommene Karkheit auch ein künsterlischer Ausdruck ist?
Ein Bilderpracht zu erschaffen wäre doch der Situation, die es zu beschreiben gilt, völlig unangemessen. Es geht ja nicht nur um den Kahlschlag, den ein Schmerz verursacht, sonder auch um die Einsamkeit des geschilderten Moments. Da finde ich das Stilmittel nicht unpassend ...

Liebe grüße
Max

Max

Beitragvon Max » 26.06.2010, 14:26

PS: Es gibt übrigens einiges von Kunze was nicht länger ist (und auch nicht stärker)

PPS: herzlich willkommen, a., ich vergaß :-)

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 26.06.2010, 14:39

ohne frage kann kargheit ein stilistisches mittel sein.

ich meinte eher, dass künstler im nachhinein oft derartige skizzen (tagebucheinträge!) weiterverarbeiten.
und die im entsprechenden kontext verwendeten bilder werden keine bilderPRACHT ergeben.
jedenfalls keine im herkömmlichen sinne.

ich kann nur für mich postulieren, dass ich in momenten tiefster trauer und verzweiflung die worte verloren hatte.
sie kamen aber zurück.



a.

Niko

Beitragvon Niko » 26.06.2010, 14:58

schon richtig, max, was du schreibst. unterstreiche ich völlig. nur: hier steht ein text der als solcher wahrgenommen werden will, sonst ständ er irgendwo anders. in einem trauerforum oder bestenfalls im entsprechenden ordner im blauen café. ich gehe davon aus, dass tom (fragen wir ihn doch mal!!!) über die trauer hinaus auch einen text schreiben wollte. der vielleicht die trauer lösen soll, aber ebenso mindestens einer literarischen betrachtung stand halten soll.
rein theoretisch kann das alles auch fiktiv sein. klar: es kommt authentisch rüber. es trifft einen als leser. das aber wiederum kann theoretisch auch am vermögen des verfassers liegen, sich in situationen einzufühlen.

liebe grüße: Niko


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