Bezugnehmend auf Deinen Brief

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 05.10.2010, 08:43

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scarlett

Beitragvon scarlett » 05.10.2010, 08:59

Das ist einfach Klasse, Xanthi!

Du meine Güte, "ich bin ein Zitat meines Spiegelbildes" ...

Diesen Text unterschreibe ich SOFORT, er berührt, er rührt an und auf und um ... zumindest mich!

Ich mag diese verdammte Ehrlichkeit, diese Atemlosigkeit, die in der Setzung gut rüberkommt, es ist EIN Guss, der da über mich hinunterschwappt ...

scarlett

Klara
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Beitragvon Klara » 05.10.2010, 09:48

toll.

Nur ein klitzekleines bisschen schade, dass Schluss (am Ende) erklärt, auflöst und nicht für sich als ANFANG steht und den Raum öffnet, statt schließt, denn das ist für mein Lesen das Stärkste im Text

Ich bin ein Zitat meines Spiegelbildes
Niemand (am wenigsten ich)
hat jemals versucht mich zu sehen
Das ist der Grund warum ich
Unmengen von Scherben hinterlasse


herzlich
klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.10.2010, 12:21

Hallo Xanthi,

die letzte Strophe ist ein Gedicht für sich. Ich würde das ja glatt für sich alleine stehen lassen.
Das ist wirklich klasse!

Saludos
Gabriella

jondoy
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Beitragvon jondoy » 05.10.2010, 12:25

Hallo,

Das ist (endlich) ein Text, der mir genügt (nach so langer Zeit.) Und gleich der erste, den ich heute morgen lese. Extrem selten.
Andererseits wirkt er auf mich fast schon wie eine Parodie, denn es ist ja irgendwie genau das, was so in einem Briefchen sein und tanzen könnte. Tut dem ganzen aber keinen Abbruch, er gefällt mir, auch weil er in meinen Augen beide Seiten be- (und ein wenig aus-) leuchtet. Das Leichte und das Schwere vereint, und doch mit einer echten Aussage, wann gibts schon diese Kombination. Ein klitzekleines schade gilt bei mir hier am Ende nicht. Finde das Leichte hier am Ende sogar wichtig. Gelungen. ....damit sie tanzen. Nicht damit sie verstehen. Und doch.
Namaste, Stefan

Trixie

Beitragvon Trixie » 05.10.2010, 16:25

hallo xanthi,
auch ich "unterschreibe" sofort, überall.
ich habe schon so viele briefe dieser art geschrieben, die ersten zwei zeilen kommen mir so verdammt bekannt vor.
jap, scarlett nimmt mir die worte aus dem mund.
den text werde ich gewiss noch ganz oft lesen und mir denken "man, wieso kann ich das nicht so gut in ein gedicht verpacken und hier einstellen?!" ;-)
wortgewandt, originell, berührend. daumen hoch!!
liebe grüße
trix

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 05.10.2010, 17:48

Ihr lieben Menschen,
jetzt bin ich aber wirklich platt (und sprachlos). Das hatte ich ganz ehrlich nicht erwartet. Diese Reaktionen. DANKE!

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 05.10.2010, 19:05

Die Sünden und ihr Bekenntnis
das ist was du nicht verstehst


Ehrlich gesagt: Ich auch nicht! Ich finde es sehr spannend, zu lesen, dass einige diesen Text Wort für Wort unterschreiben würden, während ich ihn einfach gar nicht verstehe. Ich vermute zwar, dass es um eine zerrüttete Beziehung geht, vielleicht auch um Religion (oder um eine Beziehung, die wegen der unterschiedlichen Glaubensvorstellungen zerrüttet ist), aber Genaueres kann ich dem Text einfach nicht entnehmen. Das soll dich aber bitte nicht irritieren, es zeigt nur, wie unterschiedlich unsere Erfahrungen sind.

Viele Grüße
fenestra

Niko

Beitragvon Niko » 05.10.2010, 19:58

die interessantesten gedichte sind die, die so sehr polarisieren, xanthi!

offengesagt kann ich die euphorischen kommentare absolut nicht unterschreiben. mir ist der text - im gegenteil - unangenehm. ich fühle mich wie ein voyeur, der intime briefe liest. wäre es entfremdet, kein du, kein ich, läge der fall eventuell anders. ebenso ist mir der text zu undicht. erzählende lyrik ist ok für mich. und ich schrieb ja auch mal, dass mir einfach nur wichtig ist, wofür der autor es hält, aber hier ist mir - bis auf vielleicht die letzte strofe - der stil zu parlierend.

liebe grüße: niko

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.10.2010, 08:22

Guten Morgen,

die letzten beiden Kommentare sind so ausgefallen, wie ich es eigentlich erwartet hatte.
Zu persönlich, zu unklar, zu intim. (das Gedicht, nicht die Kommentare )
Bzw. eigentlich hatte ich gedacht, dass es überhaupt nicht funktioniert, dass es nur langweilt. Aber es ist wohl anders, einige finden sich wieder, andere wollen verstehen und wieder andere finden es ausufernd.
Das ist spannend, und genau deshalb bin ich hier.
Ich mag die Lobhudelei ebenso wie die Kritik.
Danke euch allen.
Xanthi

Quoth
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Beitragvon Quoth » 06.10.2010, 10:28

Hallo, Xanthippe,
es ist unheimlich schwer, die Missverständnisse des Beziehungslebens in Poesie zu übersetzen - so schwer, dass ich es nie versuchen würde. Es kommen dann Begriffe herein wie "Bezugnehmend", "Missverhältnis", "Blauäugigkeit", "Scherbenhaufen", "Bekenntnis(se)", noch mal "Missverhältnis" - lauter Begriffe, die eher in die Paartherapie als in ein Gedicht gehören. Nur in der letzten Strophe (wie Niko schon bemerkt hat) gelingt es Dir, das zu finden, was Lyrik braucht: Ein Bild. Dort habe ich nur ein kleines Problem: Verstehende Buchstaben?????
Der überwiegende Beifall von weiblicher Seite beruht auch darauf, dass der Text wunderbar den Topos der "unverstandenen Frau" umkreist, der nie ganz frei von Larmoyanz ist, wenn er von einer Frau bemüht wird. An der letzten Strophe würde ich festhalten, die ersten beiden sollte das lyrische Ich dem Partner handschriftlich aufs Kopfkissen legen - oder in den Briefkasten stecken!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 06.10.2010, 13:17

Hallo Xanthippe,

mir geht es recht gemischt mit dem Gedicht. Am besten liest es sich noch, wenn ich es recht unbeteiligt denke. Doch dabei stolpere ich dann über manche Worte und Formulierungen, die mir nicht so recht passen wollen. Auch kann ich es nicht wirklich als Gedicht lesen. Mehr wie einen kurzen Prosatext.

Servus,
Henkki

Max

Beitragvon Max » 07.10.2010, 23:07

Liebe Xanthi,

ich stehe bei diesem Gedicht eher auf der kritischen Seite. Leider steht ja bei den Lobeshymnen recht wenig darüber, was an dem Text so toll empfunden wird, also muss ich hier meine Kritik einfach ohne diese Grundierung loswerden.

Es ist nicht so, dass ich dächte, Lyrik dürfe nicht emotional sein, dürfe nicht auch Intimes, ja Intimstes preisgeben - gerade dazu ist Lyrik ja sehr gut geeignet. Aber ich bin ein Verfechter des Ansatzes, dass ein Text, Autor zu sich selbst und dem Objekt seines Schreibens einen gewissen inneren Abstand hat/hält/gewinnt. Den sehe ich hier nicht.
Das (lyrische und nicht nicht-lyrische) Ich wird uns ebenso nahe vorgeführt wie seine Perspekte auf das Du und dieses Du ist so nahe, dass es ab der zweiten Strophe nur noch in Großschreibung auftritt. Die emotionale Aufgewühltheit in Kombination mit einer Sprachkraft, ja Sprachgewalt der Schreibenden führen zu einigen bemerkenswerten Bildern, von denen mir die zitierten Zeilen zu Beginn von Strophe 3 am besten gefallen. Insgesamt sind diese Bilder aber weniger im Sinne eines Gedichtes komponiert, da haben wir zu Beginn von Strophe 2 das Bild der Gestrandeten, wenig später den Tanz auf dem Scheerbenhaufen und wieder zwei Zeilen später sind wir bei biblischen Bilder wie Sünde und Bekenntnis. Keines der Bilder wird auch nur annähernd dekliniert, beleuchtet, sondern sie werden dem Leser - und von denen scheint das wikrlich gemeinte Du der einzig wichtige zu sein - hingeworfen.
Ich wäre bereit, das Gedicht als Monolog in der Darstellung eines sehr persönlichen Streits zB auf der Theaterbühne zu sehen - hier, wo der Text ohne die Bühne und somit ohne das darstellende Element auftritt, ist er mir zu nahe und zu wenig struktuiert ...

Liebe Grüße
Max

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 09.10.2010, 17:40

so es steht jetzt fünf zu fünf. ;-)
nein, im ernst: ich danke euch für eure reaktionen.


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