Beitragvon Max » 07.10.2010, 23:07
Liebe Xanthi,
ich stehe bei diesem Gedicht eher auf der kritischen Seite. Leider steht ja bei den Lobeshymnen recht wenig darüber, was an dem Text so toll empfunden wird, also muss ich hier meine Kritik einfach ohne diese Grundierung loswerden.
Es ist nicht so, dass ich dächte, Lyrik dürfe nicht emotional sein, dürfe nicht auch Intimes, ja Intimstes preisgeben - gerade dazu ist Lyrik ja sehr gut geeignet. Aber ich bin ein Verfechter des Ansatzes, dass ein Text, Autor zu sich selbst und dem Objekt seines Schreibens einen gewissen inneren Abstand hat/hält/gewinnt. Den sehe ich hier nicht.
Das (lyrische und nicht nicht-lyrische) Ich wird uns ebenso nahe vorgeführt wie seine Perspekte auf das Du und dieses Du ist so nahe, dass es ab der zweiten Strophe nur noch in Großschreibung auftritt. Die emotionale Aufgewühltheit in Kombination mit einer Sprachkraft, ja Sprachgewalt der Schreibenden führen zu einigen bemerkenswerten Bildern, von denen mir die zitierten Zeilen zu Beginn von Strophe 3 am besten gefallen. Insgesamt sind diese Bilder aber weniger im Sinne eines Gedichtes komponiert, da haben wir zu Beginn von Strophe 2 das Bild der Gestrandeten, wenig später den Tanz auf dem Scheerbenhaufen und wieder zwei Zeilen später sind wir bei biblischen Bilder wie Sünde und Bekenntnis. Keines der Bilder wird auch nur annähernd dekliniert, beleuchtet, sondern sie werden dem Leser - und von denen scheint das wikrlich gemeinte Du der einzig wichtige zu sein - hingeworfen.
Ich wäre bereit, das Gedicht als Monolog in der Darstellung eines sehr persönlichen Streits zB auf der Theaterbühne zu sehen - hier, wo der Text ohne die Bühne und somit ohne das darstellende Element auftritt, ist er mir zu nahe und zu wenig struktuiert ...
Liebe Grüße
Max