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Satz

Verfasst: 09.11.2010, 12:29
von Amanita
II., leicht geänderte Version:


Satz

Als die Kraft
der Schwarzen Kunst
zu Ende ging,
wogen die Setzkästen bleischwer,
man warf Bodoni
und die echten Ligaturen
für immer in die Schmelze,
vergrub das Halbgeviert
ganz tief im Wörterbuch
unter Bleiläusen
und Blindmaterial,
verknotete alles ein letztes Mal
mit der Kolumnenschnur,

und der Buchdruck
war kein Buchdruck mehr.


Erste Version:

Satz

Als die Kraft
der Schwarzen Kunst
zu Ende ging,
wogen die Setzkästen bleischwer,
man warf Bodoni
und die echten Ligaturen
für immer in die Schmelze,
vergrub das Halbgeviert
ganz tief im Wörterbuch
hinter Bleiläusen
und Blindmaterial,
verknotete alles ein letztes Mal
mit der Kolumnenschnur,

und der Buchdruck
war kein Buchdruck mehr.

Verfasst: 10.11.2010, 10:53
von leonie
Liebe Amanita,

das finde ich einen interessanten Text über den Buchdruck. Manches musste ich mir erst ergoogeln, interessant, was man da erfährt. Ich finde es auch spannend, über den Wandel nachzudenken, der da geschieht. Es geht ja wirklich eine Kunst verloren.
Für mich ist eine kleine Stelle unstimmig: dass das Halbgeviert hinter Bleiläusen und Blindmaterial im Wörterbuch begraben wurde. Inhaltlich verstehe ich, was Du meinst. Aber formal müsste es doch hinter einem Wort stehen, dass mit "G" oder auch "H" beginnt.

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 10.11.2010, 11:02
von Amanita
*Lach* - muss es denn unmittelbar dahinter kommen?
Ginge ja auch gar nicht ...

es muss nicht unbedingt "hinter" heißen, nur: "zu" wäre auch nicht ganz korrekt.

Für Vorschläge bin ich hier absolut offen, da mir genau die Stelle auch rhythmisch nicht gefällt!



Und *nochmallach* :daumen: Mamanita ist gut! Passt!

(Och schade, jetzt ist es korrigiert, wollte gerade meiner großen Familie vorschlagen, mich so zu nennen!)

Verfasst: 10.11.2010, 11:08
von leonie
Du hast mich also doch noch erwischt (ich vertippe mich zur Zeit ständig...), ich dachte, ich könnte den Bonmots noch entwischen :-) .

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 10.11.2010, 11:17
von Quoth
Hallo, Amanita,
ein gutes Beispiel für die Ergiebigkeit von Fachsprachen, wobei Du auf so pittoreske Begriffe wie "Hurenkind", "Fliegenkopf" und "Zwiebelfisch" noch verzichtet hast ... In den 70er Jahren war der VS noch in der IG Druck untergebracht, und wenn die Setzer streikten, streikten wir mit ... Das waren Zeiten! Um zu sehen, was wir verloren haben, braucht man nur die Zeitung aufzuschlagen: Massen von zum Teil übel den Sinn entstellenden Dreckfühlern, weil mit den Setzern auch die Profession der Korrektoren ausgestorben ist, und die Korrekturprogramme sind halt blöd und machen's meist nur noch schlimmer.
Teile die Nostalgie des Textes vollkommen.
Gruß
Quoth

Verfasst: 10.11.2010, 11:28
von Amanita
wie wäre es damit:

...
vergrub das Halbgeviert
ganz tief im Wörterbuch
mit Bleiläusen
und Blindmaterial
...

@Quoth: Hurenkinder, Schusterjungen etc. kenne ich natürlich auch, aber die gibts noch! Hier haste nämlich schon den Zwiebelfisch! (Na? Wo isser?)

Verfasst: 10.11.2010, 11:35
von leonie
Ja, ich finde das besser! "Unter" wäre sonst noch eine Idee, das würde zu "begraben" auch passen...

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 10.11.2010, 11:48
von Amanita
"mit" wieder verworfen - da ich ja schon mit der Kolumnenschnur zugange bin.

Also nehme ich Leonies Vorschlag: unter.