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Herbst

Verfasst: 10.11.2010, 15:06
von Last
Die Jahreszeit heißt Herbst.
Man nimmt sie nicht mehr ernst:
Sie kommt ja immer wieder!
So stellt der Mensch sich an,
sagt wer er ist und wann.
Schon bald blüht ihm der Flieder.

Verfasst: 10.11.2010, 15:23
von Amanita
Darf ich mal fragen: WEM blüht der Flieder? Dem Menschen oder dem Herbst?

Verfasst: 12.11.2010, 10:48
von ferdi
Hallo Last!

Ich denke mal, in erstester Linie blüht der Flieder dem Menschen - sonst würde das ganze wenig Sinn machen für mich :-) Da ist etwas im Tonfall des Gedichts, das mich sehr anspricht; jedenfalls konnte ich es nach zweimaligem Lesen auswendig, was immer ein ganz gutes Zeichen ist ;-)

Ferdigruß!

Verfasst: 13.11.2010, 20:31
von Max
Lieber Last,

ich habe am ehesten mit der Zeile

sagt wer er ist und wann.


Probleme, weil sie sich für mich irgendwie aus dem Text herausbegibt und dann dort für sich steht.

Liebe Grüße
max

Verfasst: 15.11.2010, 17:06
von Last
ferdi hat geschrieben:Ich denke mal, in erstester Linie blüht der Flieder dem Menschen!


So ist es.

Max hat geschrieben:ich habe am ehesten mit der [fünften] Zeile Probleme, weil sie sich für mich irgendwie aus dem Text herausbegibt und dann dort für sich steht.


Inwiefern tut sie das?

Verfasst: 16.11.2010, 08:38
von Ylvi
Hallo Last,

ich mag diese Zeilen um die Beziehung zwischen Mensch und Herbst, jahreszeitlich und lebenszeitlich, ich kann da in viele Richtungen weiterdenken und habe trotzdem nicht den Eindruck, den Text zu verlieren, eher, als sei er immer schon vor mir da. :) Auch die möglichen doppelten Bezüge des "wer" und "wann", aber auch des "Blühens" (ich kann auch lesen, dass dem Herbst der Flieder blüht), und die unterschiedlichen Konnotationen des Wortes "blühen", finde ich fein.

Einzig der beißende Klang zwischen "Herbst" und "ernst" am Ende stört mich sehr und wirft mich immer raus. Ist das so gewollt?
Hingegen klingt das "kommt" anstelle des "kehrt" wunderbar zum "So", und lenkt die Stimme.

Wieder sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
Flora

Verfasst: 16.11.2010, 10:15
von Amanita
Sorry, mit diesem Text habe ich größte Schwierigkeiten - wie ich oben schon andeutete, stimmen für mich v. a. die grammatischen Bezüge nicht. Auch mit den angedeuteten Reimen komme ich nicht zurecht. Und das Kursive kapier' ich auch nicht.

Verfasst: 16.11.2010, 12:31
von Last
@Flora: Das freut mich! Für mich persönlich bietet der Schweifreim die Möglichkeit für eine Art doppelte Pointe.

Der unreine Herbst-ernst-Reim ist vielleicht klanglich misslungen, darüber habe ich nicht nachgedacht, weil die Zeilen sofort so in meinem Kopf klangen wie sie jetzt da stehen. Ich habe sie mir vorgestellt wie von einer dieser Personen gesprochen, die einen Witz furchtbar nüchtern erzählen, mit wenig Betonung, etwas selbstmitleidig gehemmt und nahezu ohne Melodie, z.B. mit der Stimme von Hans Maulwurf aus den Simpsons (falls du den kennst).

http://www.youtube.com/watch?v=D_ofv3Bo ... re=related
(insbesondere die Stelle bei 2:15 min)


@Amanita: Das ist schade. Aber an den Bezügen lässt sich so nichts ändern, ohne die Komposition des Textes auseinanderzunehmen.

Vielleicht kennst du den Klassiker: "Der Luftballon befand sich genau über dem Kopf des Lehrers, als er platzte."

Meiner Meinung nach entscheidet der Hörer darüber, ob er hier in erster Linie einen Bezugsfehler erkennt oder in erster Linie einen Witz. Vielleicht hilft dir diese Vorstellung dabei, dich dem Gedicht zu nähern. Vielleicht aber auch nicht, weil du etwas anderes gemeint hast und ein Witz eh nicht mehr lustig ist, wenn man ihn erklären muss ;)

Verfasst: 16.11.2010, 12:39
von Amanita
Ja, dann liegt es wohl an meiner langen Leitung.