fortgang

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 14.01.2011, 15:54

milch verrinnt im späten
und dunklen
tip-tip so knirschten und sangen die
tönernen füßchen
erde zu erde du
regenheilige

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 17.01.2011, 21:29

Hallo Amanita,
ich finde das sehr stark und sehr gelungen. Es klingt nicht sonderlich homogen - das christliche 'ashes to ashes', das Knirschen tönerner Füßchen (bei mir assoziiert mit einer Aussegnungshalle) mit der auf mich indianisch/schamanisch anmutenden Umrandung: Regen und Milch als die großen Bilder des Leben-Spendens. Das inhomogene stört mich nicht, im Gegenteil; den Titel einzig finde ich etwas technisch-intellektuell.
Grüße
Franz

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 17.01.2011, 21:40

Da war auch nichts Homogenes intendiert - Zerrissenheit mit gleichzeitiger Verbundenheit sollte es werden. Als Entsprechung zum Individuum, zu seinem Leben mit seinen Brüchen und Widersprüchen.

Es war erst ohne Titel, dann fiel mir der "Fortgang" aber ein mit seiner Doppeldeutigkeit, wobei mir die Metamorphose/ der "Lauf der Dinge" wichtiger ist als das Fortgehen.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.02.2011, 10:14

Liebe Amanita,

das habe ich gerade erst gefunden und mir gefällt (sofern man das hier sagen kann) der Text auch sehr gut, vor allem sehe ich hier, wie die Kurzform des Textes aufgeht, das ist so wirklich bei mir selten der Fall, aber hier meine ich es ganz deutlich zu spüren: wäre der Text länger, ausgesprochener, würde er seine "Magie", seine Ziehkraft verlieren.
Ich finde, der Text wirkt wie ein psychologisches Blitzbild: für einen Moment erhascht man den Blick auf etwas (scheinbar dunkles) und durch die Schlusszeile "du regenheilige" macht man dann aus diesem unheimlich kurzen Eindruck eine Empfindung/Theorie/ein Gefühl und das alles gerinnt dann zu einer (scheinbaren?) Bedeutung. Und so funktionieren ja auch (eine bestimmte Art?) von Erinnerungen, so hält man etwas fest, besonders etwas einem dunkel erscheinendes, worin man aber doch aufgehoben ("sangen", Milch) war. Mir gefällt daher die Struktur.

Ich krittel ja oft an den Titeln herum, aber hier gefällt er mir :smile:

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 11.02.2011, 10:19

Vielen Dank!


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