Hochzeit

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 11.04.2011, 10:48

Hochzeit

Über den Hängen
Schlehenschleier,
Trauerbirken tragen
ihr Haar heute offen,
Kastanien
stecken Kerzen auf
und im Weidendom
blüht das Licht.

Löwenzahn nagt
am Asphalt; ich
fahr über Land,
die Sprecherin
erzählt frische Märchen
von strahlenden Fischen und
erweitertem Sperrgebiet.

Ich höre sie lächeln
und schau der Erde
einmal mehr
ins Janusgesicht.


Zwischenfassung:

Über den Hängen
Schlehenschleier,
Trauerbirken tragen
ihr Hoffnungshaar offen.
Kastanien
stecken Kerzen auf,
im Weidendom
blüht das Licht.

Löwenzahn nagt
am Asphalt; ich
fahr über Land,
eine muntere Stimme
erzählt moderne Märchen
von strahlenden Fischen und
erweitertem Sperrgebiet.

Ich höre sie lächeln
und schau der Erde
einmal mehr
ins Janusgesicht.


Erstfassung:

Hochzeit

Über den Hängen
Schlehenschleier,
Trauerbirken tragen
offenes Hoffnungshaar
Löwenzahn nagt sich
durch den Asphalt.

Ich fahr über Land,
mit munterer Stimme
erzählt die Sprecherin
moderne Märchen
von strahlenden Fischen und
erweitertem Sperrgebiet.

Ich höre ihr Lächeln
und schau der
freienden Erde
einmal mehr
ins Janusgesicht

scarlett

Beitragvon scarlett » 11.04.2011, 12:18

das ist klasse, leonie!

scarlett

Gerda

Beitragvon Gerda » 11.04.2011, 14:49

Liebe leonie,

es tut mir fast schon selbst ein wenig weh ... aber auch hier: Weniger wäre mehr ...
Die schmale Setzung, die Lisa irgendwann, vor Jahren bei einem deiner Texte anmerkte, die empfinde ich auch inzwischen sehr einengend, enger werdend ... jedenfalls bei jenen, die ich in den letzten Tagen las.

Lass deine Texte durchatmen, schenke ihnen mehr Raum und reduziere die Metaphern, damit jede einzelne reichlich Luft bekommt.

Mehr möchte ich im Moment nicht dazu schreiben.

Liebe Grüße
Gerda

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leonie
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Beitragvon leonie » 12.04.2011, 09:35

Hm, was mache ich denn jetzt mit zwei so gegensätzlichen Rückmeldungen? Abwarten, scheint mir das Beste zu sein.

Danke Euch, scarlett und Gerda und liebe Grüße

leonie

Gerda

Beitragvon Gerda » 12.04.2011, 09:59

Gar nichts ;-) liebe leonie, Du findest Deinen WEG!
Gerda

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.04.2011, 12:15

Ich finde es gut so, wie es ist. Habe allerdings mit zwei Stellen (kleinere) Schwierigkeiten: Mit dem Titel - ich glaube fast, es wäre mir lieber ohne - und mit dem Lächeln.

Wenn sie passt, finde ich diese Art des Umbruchs prima. Enge ist doch hier gerade "angesagt" ... Geschmackssache, finde ich, und es gilt dann das "Angebot" des Autors, der Autorin.

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leonie
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Beitragvon leonie » 12.04.2011, 16:00

Liebe Amanita,

ich hatte schon überlegt, ob ich nicht Hoch-Zeit schreibe. Ich muss nochmal überlegen.

Stört Dich das Lächeln allgemein? Ich überlege: Ich höre sie lächeln...

Danke Dir!

Liebe Grüße

leonie

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 12.04.2011, 16:07

Als Hoch-Zeit hatte ich es auch gelesen, aber, wie gesagt, hier würde ich eine titellose Version bevorzugen.

Und ja, das Lächeln/ lächeln "stört" mich beides ... es ist kein wirkliches Stören, aber ich empfinde es an der Stelle nicht so richtig gut. Leider kann ich nicht sagen, was ich statt dessen gern sähe.
Aber halt ... es ist das Lächeln der Sprecherin! Dann ist es auch für mich okay. Ich hatte es auf die strahlenden Fische oder die Märchen bezogen (also im Plural), und das war es wohl, was mir die ganze Zeit quer ging!

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 12.04.2011, 23:36

Liebe leonie,

wie schön, so den Frühling wiederhallen zu hören! Besonders die erste Strophe hats mir angetan. Die zweite macht dann deutlich, dass zwischen dem lyrischen Ich und dieser Stimmung doch immerhin eine Glasscheibe liegt - es ist nur ein Zuhören, -sehen, kein Mitfreien. Wobei ich die Worte Hochzeit und Freien durch die Schlehen- und Löwenzahnblüten etwas spärlich illustriert finde (und das Wort Freien außerdem altmodisch). Mein Vorschlag: Lass die Natur noch etwas üppiger freien in diesem Gedicht und streiche dafür das Wort "Freien". Zeigen statt erklären.

Der Schluss ist toll, ja Januskopf immer wieder, je öfter man den Frühling erlebt, desto mehr spürt man es.

Viele Grüße
fenestra (gestern die Schlehenblüte entdeckt!)

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leonie
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Beitragvon leonie » 13.04.2011, 14:44

Liebe fenestra,

die Idee hat mir so gut gefallen, dass ich sie gleich ausprobiert habe. Ergebnis s.o.

Danke Dir und liebe Grüße

leonie

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 13.04.2011, 16:54

leonie hat geschrieben:im Weidendom
blüht das Licht


Wunderschön! Von solchen Bildern kann ich kaum genug bekommen. Ich finde das so stimmiger!

Viele Grüße
fenestra

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 13.04.2011, 19:35

Hallo Lonie,

mir gefallen die beiden letzten Strophen, aber mit der ersten habe ich meine Mühe. Was vermutlich daran liegt, dass ich ein Übermaß an schön erfundenen Worten nicht mag.
Über den Hängen
Schlehenschleier,
Trauerbirken tragen
ihr Hoffnungshaar offen.

Das gibt bei mir kein schönes Bild, nur ein saures Aufstoßen ob Überladung. Was sind denn Schlehenschleier? Was Trauerbirken? Was Hoffnungshaar? Die anderen scheint's nicht zu stören, mir ist das zu geballt.
Zumal es ja nicht so weitergeht. Weidendom vielleicht noch, aber da kann ich mir was vorstellen, die Kuppelform einer Trauerweide z.B.

Grüße
Henkki

Gerda

Beitragvon Gerda » 13.04.2011, 19:49

Guten Abend Henrik,

ich habe es nicht explizit geschrieben, aber in meinem Posting o. steht: "Weniger wäre mehr", damit meine ich u. a. auch besonders die erste Strophe.

LGG

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 13.04.2011, 19:58

Stimmt, Gerda, das schrobst Du in der Tat. Sieht man mal wieder, wie aufmerksam ich die Vorkommentare lese.
HenKKI
;o)


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