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abschied
Verfasst: 29.04.2006, 17:11
von carl
vom bahndamm winken
mir nach, ach! als du gehst, nur
mohn und kamille
Verfasst: 29.04.2006, 20:34
von Stigma
Hallo Carl,
von der Form her sieht dein Kurzgedicht aus wie ein Haiku, es ist aber keines. Aber das behauptet ja auch keiner ;)
Inhaltlich gefällt mir dein Kurzgedicht sehr. Ein Abschied, dem scheinbar niemand hinterher trauert, keiner winkt - nur die Blumen, welche am Bahndamm wachsen und sowieso nicht anders können.
Liebe Grüße,
Stigma
was ist ein haiku?
Verfasst: 30.04.2006, 09:11
von carl
Hallo Stigma,
schön, dass es Dir gefällt und die Stimmung rüberkommt!
Kannst Du mich bei der Gelegenheit darüber aufklären, was einen Haiku noch ausmacht (außer der 5-7-5 Silbenform)?
Gruß, Carl
Verfasst: 30.04.2006, 09:16
von Gast
Lieber Carl, auch mir gefällt dein Kurzgedicht sehr, Kamille und Mohn transportieren "Wehmut"... ein roamtischens Bild.
Zu Haiklu kann ich dir nur empfehlen, mal in der Schreibwerkstatt nachzu lesen, da hat Trixie eine Menge Informationsmaterial zusammen getragen.
Liebe Sonntagsgrüße
Gerda
Verfasst: 30.04.2006, 09:36
von carl
Hallo Gerda,
Dank für Deinen Tip! Habs gerade gelesen... und verstehe Stigmas Einwand immer noch nicht:
Mohn und Kamille (i.a. die Hundskamille) sind Frühsommer,
es wird nur ein (naturbedingter) Sinneseindruck beschrieben und lediglich mit "ach!" bzw. "winken" kommentiert.
Grüße, Carl
Verfasst: 30.04.2006, 09:42
von Lisa
Ob haiku oder nicht , der Text ist wundervoll...vorallem Mohn und Kamille..., DAS sind neben Kornblumen, Magarithen und all diesen Wiesenblumen meine liebsten Blumen...weil sie eben genau für das stehen, was du beschreibst...
nur die Blumen, welche am Bahndamm wachsen und sowieso nicht anders können.
das ist es auch für mich...
Verfasst: 30.04.2006, 11:21
von Stigma
Ein Haiku vermittelt "nur" einen Natureindruck, verwendet dabei aber keine "Verschnörkelungen" wie Ausrufe (hier: ach) oder Metaphern (winken).
Liebe Grüße,
Stigma
Verfasst: 30.04.2006, 11:57
von carl
Hallo Stigma,
Dank für den Hinweis!
Dann wimmelt der J. Ulenbrook, Haiku, Japanische Dreizeiler, Heyne 1979, nur so von Übersetzungsfehlern.
Hier ein paar sehr gelungene:
o diese stille,
selbst in die steine dringt ein
der grillen zirpen (Basho)
ach, welch ein kummer:
im nieselregen bleichten
die grabinschriften (Roka)
der tau fällt ab nun:
"mit der verdreckten welt hier
hab ich nichts zu tun" (Issa)
als ob zum zweige
im fall die blüte heimkehrt...
es ist ein falter! (Moritake)
Das Eindringen von Stille in Stein ist eine geniale Natur-Metapher und kein Eindruck. Und gerade das letzte ist ein klassisches Buddhistisches Lehrgedicht.
Grüße, Carl
Verfasst: 30.04.2006, 12:06
von Stigma
Hallo carl,
ich bin kein "Profi" was die japanische Dichtung betrifft. Aber in Erklärungen, was ein Haiku ausmacht, findet man immer wieder, dass Wortspielereien nicht in ein Haiku gehören.
Hier findet man solche Erläuterungen:
http://www.ziemlichkraus.de/haiku/zeigen.htmhttp://www.ideedition.de/Kurzlyrik-haiku.htmlLiebe Grüße,
Stigma
Verfasst: 02.05.2006, 19:49
von Herby
Hallo Carl,
was immer es von der Form her sein mag, ist für mich jetzt nebensächlich.
Ich find's auf jeden Fall wunderschön wehmütig!
Sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße
Herby
Verfasst: 02.05.2006, 20:06
von Franktireur
Jo, ich schließe mich Herby an.
Ob Haiku oder Senryu... endlose Diskussion möglich...
Die Argumente liegen ja vor, in Kommentaren und Links.
In Wirklichkeit gibts niemanden, der das wirklich beurteilen kann, es gibt nur Anhaltspunkte für und wider - und die zuhauf.
Ich finde, es ist ein schönes Kurzgedicht.
Gruß
Frank
Verfasst: 03.05.2006, 07:43
von scarlett
Hallo Carl,
Kompliment! Ein wirklich wunderschön traurig-melancholisches Gedicht.
Äußerst gern gelesen!
Sonnige Grüße,
scarlett