Hallo Tom,
bei diesem Thema kommen wir sicher nie zusammen.
Ich bin überzeugt davon, dass hier im Forum ganz stark nach Autoren gelesen und auch gewertet wird. Ich jedenfalls tue das.
*Wuaaaaahhhhhh* Ich hoffe du täuschst dich. Ich versuche jedenfalls das bewusst zu vermeiden.
Mit dem Autor verbinde ich aus dem Abgleich mit eigenen Werten heraus eine gewisse Konformität, einen gemeinsamen Erlebnishorizont, eine gewisse Gefühlstiefe, oder eben nicht. Deswegen lese ich manche immer wieder, andere wiederum nicht mehr. Da finde ich auch gar nix Schlimmes bei, wenn man Favoriten für sich findet und entsprechend sortiert. Ich kauf ja auch nicht jedes Buch.
Natürlich hat man Vorlieben was Stil, Sprache, Thematik etc. anbelangt. Aber wenn ich nur lesen würde, mit was ich konform gehe, fände ich das ziemlich engstirnig. Ich hoffe, ich kann mir da eine gewisse Offenheit bewahren, um meinen Erlebnishorizont auch übers Lesen erweitern zu können und mich auch der Auseinandersetzung zu stellen.
So ist es auch, wenn ich mir einen deiner Texte vorknöpfe. (Viele habe ich einfach nur gelesen/genossen, oder einfach abgewunken, weil zu weit draußen, und nix dazu geschrieben).
Darfst gern beim genießen und auch beim abwinken kommentieren. .-)
Freund Oldy hat neuerlich in Bezug auf die Photographie etwas Interessantes von einem Photographen gepostet, nämlich dies, dass die Empfindung eines Betrachters einem Kunstwerk gegenüber mehr über den Betrachter aussagt als über die Qualität des Kunstwerks selbst, man sich deswegen als Künstler nicht unbedingt selbst hinterfragen sollte, nur weil jemand was sagt, sondern eher den Betreffenden. Andersrum, so man als Betrachter zu lesen imstande ist, sagt aber auch das Kunstwerk ne Menge über den Künstler aus.
Von psychologischen Betrachtungen auf der einen oder anderen Seite halte ich überhaupt nüscht. Selbst bei Autoren, die autobiographisch schreiben, oder hinausposaunen wie "wahr und echt" das alles ist, oder meinen ihren Text damit rechtfertigen oder unterfüttern müssen, bin ich höchst skeptisch. Wenn ich über seine Kunst etwas von diesem Menschen sehen soll, dann auch nur, wie er sich gesehen haben möchte. Und am Text ändert es auch nichts. Ich glaube gerade hier im Forum wäre es gut, wenn man sich auf die Texte konzentriert und diese analysiert und nicht die Autoren und Kommentatoren.
So lese ich (hier im Forum) viele Texte eigentlich zweitrangig der Aussage des speziellen Textes wegen, sondern eher aus der Neugierde heraus, den Autor zu durchleuchten. Was für ein Mensch muss man sein, um solch einen Text zu schreiben? Gibt es eine Nähe zu diesem Menschen?
Nochmal *wuahhhhhh* Mir stehen die Haare zu Berge. Ich lese Texte der Texte wegen und hoffe und denke, damit bin ich hier nicht allein. Ich möchte weder jemanden durchleuchten noch durchleuchtet werden.
Befangenheit/Erwartungshaltung ist da nicht nur nicht auszuschließen, sondern eher Grundvoraussetzung, um sich einem Künstler zu nähern, und somit auch Verständnis für sein Werk zu entwickeln ...
Befangenheit und Erwartungshaltung sind für mich Aspekte, die ich natürlich auch nicht ausschließen kann, aber immer wieder kritisch hinterfragen möchte. Ich denke sie stehen einem oft genug gründlich im Weg und versperren die Sicht. Ich will mich Kunstwerken nähern, nicht Künstlern. Und Verständnis fürs Werk sollte durch eine Auseinandersetzung mit dem Werk möglich sein.
Die Burg, die du um dich baust, Frau Winter, ist zum Beispiel gläsern. Da hilft auch kein fremder Name. Sehnsüchte, Ängste, Unerfülltheit, weiß der Geier was, alles nicht so versteckt, wie du vielleicht denkst. Du bildest Hülsen, ich kacks direkt raus, aber durchschaubar sind wir alle. Wollten wir dies nicht, entblößten wir uns nicht. Tun wir aber.
Ich gebe zu "Hülsen" in Bezug auf meine Texte zu lesen ärgert mich ziemlich. Aber wenn ich das aufgreife, würde ich sagen, weder Hülsen, Burg- noch Scheißtexte eignen sich für Wahrsagerei oder ein psychologisches Profil des Autors und egal, wie nackig du dich machst (will ich nicht wissen), kann (und will) ich trotzdem nicht in dich reinschauen. "Durchschaubarkeit" halte ich für eine weit verbreitete Illusion, der man gerne und meist recht selbstgefällig aufsitzt, die aber meist mehr über den "Schauenden" verrät, als über den "Beschauten". :o))
Ich denke dieser Ansatz an Texte heranzugehen ist nicht sehr belastbar. Und ich vermute, dass sogar Sam da ausnahmsweise nicht weit von meiner Meinung entfernt ist und es dir bei ihm, oder auch Lisa, oder sämtlichen Krimi-/Thrillerautoren ... schwer fallen wird, diese Sicht konsequent durchzuhalten.
Liebe Grüße
Flora