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carl
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Beitragvon carl » 02.05.2006, 17:49

der atem von wandlungen fegt
über den horizont leuchttürme
feuern beständig position
in den wogen der nacht
behält niemand allein gott
weiß: der strahlende anbruch
neuer küsten

Last

Beitragvon Last » 05.05.2006, 11:59

Hallo carl,

mit deinem Gedicht habe ich als Leser ein kleines Problem, es richtig zu lesen, da du bis auf den einen Doppelpunkt völlig auf Satzzeichen verzichtest. Du machst das ja, um die Wirkung von Enjambements zu verstärken (oder?) von denen zu viele, ziemlich geschickt, setzt. Ich denke das der Leser trotzdem auf diese aufmerksam wird, auch wenn du Satzzeichen einbaust.

der atem von wandlungen fegt
über den horizont(.) leuchttürme
feuern beständig(,) position
in den wogen der nacht
behält niemand(,) allein gott
weiß: der strahlende anbruch
neuer küsten

Vielleicht so???

"der strahlende anbruch neuer küsten" Dieser Schluss gefällt mir, der Satz ist unvollständig, man muss ihn selbst vervollständigen, damit er im Kopf stimmig wird, und erst das macht den Wandel aus, dessen Anfänge ich hinter deinen Zeilen zu erkennen meine.
Ansonsten benutzt du eigentlich nur ansprechende Bilder, wobei der Atem von Wandlungen am schwächsten ist.

carl
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Beitragvon carl » 05.05.2006, 15:02

Danke Last!

Mit Deinen Satzzeichen hast Du eine Interpreteation.
in den wogen der nacht behält niemand allein gott. weiß (ist) der anbruch...
position in den wogen der nacht behält niemand allein. gott weiß (den) anbruch...
Die meisten hast Du mit Deiner Schreibweise abgedeckt, aber meinst Du, man könnte das dem Leser überlassen (wie Du es ja getan hast)?

Mit dem "atem von wandlungen" hast Du völlig recht, mein ganzer Kummer...
atem der wandlung? schon wieder eine Genetiv-Metapher? oder auf atem verzichten und "sturm von wandlungen"?

Liebe Grüße, Carl

Max

Beitragvon Max » 06.05.2006, 16:10

Lieber Carl,

ich mag die vielfältige Interpetationsmöglichkeit Deines gedichts. Allerdings liegt mit der Atem vob Wandlungen ebenso quer im Kopf wie es ein Sturm von Wandlungen täte (das englische Wind of change ist ja nun auch schon verbraucht und die deutsche Übersetzung so jedenfalls nich so sonderlich poetisch). Wieso lässt Du nicht jeden Atem oder Sturm weg und beginnst mit

Wandel fegt
über den Horizont?

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 06.05.2006, 21:06

Mich stört diese Zeilenverschiebung, die es nur unverständlicher macht, auch.
Max´ Idee ist aber fabelhaft! Änder das Mal (Das ist jetzt schon das dritte Mal in Folge, dass ich mich ihm anschließen muss).

Hast Du "Wind of change" gehört, als Du es verfasst hast ?

Ansonsten gefallen mir aber die Strandbilder O:) und das Ende ist auch sehr schön !

Liebe Grüße, louisa

Wäre es nicht schöner, wenn die Zukunft, die Zeit oder die Hoffnung allein weiß oder ein Körperteil ? Wer sagt Dir denn, dass Gott das weiß ?

-Möchte keine theologische Diskussion entfachen.

(Insgesamt hat es mir aber ganz gut gefallen.)

carl
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Beitragvon carl » 08.05.2006, 15:16

Hallo ihr beiden,

ich danke euch für die Hinweise!
wind of changes kenne ich nicht, aber mir gefällt der anfang (trozdem) nicht.
Werde es mit "wandel fegt/ über den horizont..." probieren, vielleicht fällt mir noch was dazu ein.
Gott ist schon ok, immerhin hab ich das bei meinem Austritt (aus dem Kloster) gedichtet...

Liebe Grüße, Carl

Louisa

Beitragvon Louisa » 08.05.2006, 18:10

Das ist ja interessant. Möchtest Du ein Gedicht über das Klosterleben schreiben?
-Es würde mich sehr freuen.

Ich habe auch nicht gesagt, dass er "nicht ok" ist, ich bezweifle nur, dass man behaupten kann: "Der da oben weiß das schon."

Erwartungsvolle Grüße, louisa

PS: Jetzt verbinde ich Dein Werk immer mit "Der Möch und das Meer"...

Gast

Beitragvon Gast » 08.05.2006, 18:34

Lieber Carl, ich lehne für mich, die Verwendung der Begriffe wie "Gott , Allmacht, Schöpfer" etc in der Lyrik ab.
Wenngleich ich deinem Gedanken also nicht folgen kann, dass es einen Gott gibt, der allein weiß, so kann ich ihn dennoch akzeptieren.
Dein Gedicht spricht mich an und entgegen dem was Last zur Setzung ohne Zeichen sagt, finde ich, dass dort die Stärke des Texts liegt, keine Absätze, da, wo der Leser sie haben möchte, sondern, selbst auf der Suche sein... (Auch sinnbildlich)
Das verwandte Bild der Küsten und Leuchttürme: Sehr gut gelungen, in Kürze sehr prägnant und eindringlich.

Gern gelesen.
Gruß
Gerda

carl
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Beitragvon carl » 09.05.2006, 07:01

Liebe Gerda,

das freut mich, danke!

Und Lisa, Du bist selbst diejenige, die "Gott" einen bestimmten Bedeutungshorizont zuweist. Auch im Text, es könnte ja heißen "niemand behält allein gott". Eins der Gewinnergedichte (Eden) erzählt auch von Gott...
Die Gedichte sind übrigens alle aus dem Kloster, das hier war mein letztes.

Liebe Grüße, Carl

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leonie
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Beitragvon leonie » 09.05.2006, 10:18

Lieber carl,

auch wenn ich nicht weiß, ob Gott weiß: Ich mag dieses Gedicht genau so, wie es ist.

Liebe Grüße

leonie


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