Hallo Cicero!
Herzlich Willkommen im Salon! Ich habe mich ja schon unflätigst benommen und bin bemüht alles wieder gut zu machen! Gerne würde ich dir meine Vorschläge zur Bearbeitung deines Textes unterbreiten:
"Premiere
Da hockt er nun
im Schnürboden der Burg,"
Also das Wort "Schnürboden" musste ich erst mal nachschlagen. Kannten die anderen Leser es alle? Das ist ja erstaundlich!
Wenn es nämlich niemand kennt, der nicht gerade vom Fach ist, würde ich mich fragen, ob es nicht ein allgemeingültigeres Wort sein kann - wie zum Beispiel "Zwischendecke" -
Andererseits ist es ja auch schön ein so besonderes Wort kennenzulernen... Da liegt die Entscheidung natürlich bei dir!
Ach ja: "Da hockt er nun" finde ich als so einen pseudo-Gleichgültigkeits-Anfang (Von wegen: "Na da issa nun.") nicht gerade sehr beeindruckend. Wieso nicht gleich viel kürzer und eingänglicher:
Er hockt auf dem Schnürboden
der Burg, ....
?
Es geht weiter:
"mit geballter Faust"
Ach je is das pathetisch! Kann es sein, dass er auch rot vor Zorn ist und später noch ein Glas zertrümmert? Erinnert mich irgendwie alles sehr an schlechtes Hollywood mit der geballten Faust. Gibt es da kein orgiginelleres Bild für den Zorn? Vielleicht fällt dir oder jemand anders ja eins ein! Mir gerade leider auch nicht :(
"neben dem Donnerblech,"
Wieder so ein eher seltenes Wort! Aber das finde ich eigentlich ganz schön... Diese Illusions-Gegenstände... Das ist eine schöne Idee... Vielleicht hätte der inhaltliche Schwerpunkt noch mehr auf dem Gekünstelten liegen können. Zumindest finde ich das an dem Text spannend.
Jetzt fällt mir auch etwas zum Zorn ein:
Vielleicht könntest du auch sagen:
In ihm ist Gewitter und
das Donnerblech schallt
???
Es geht weiter:
"blickt auf sein Werk,
das sie dilletieren,
hört seine Verse
in den Saal genuschelt,"
- Ach je... Das ist mir zu viel Selbstmitleid. Anscheinend ist es wieder der arme Autor, dessen Stück verhunzt wird??? Aber ich würde ihm sagen: Mensch Junge! Was meinst du wie oft Schillers Stücke grottenschlecht gespielt wurden??? Aber das hat seiner Popularität nie einen Abbruch getan...
Also verstehe ich die Tragödie gar nicht!!! => Kein guter Abschnitt für mich. Würde ich streichen und mich eher auf das Thema der Illusion konzentrieren... Oder wieso ist er sonst so bestürzt? Weil ihm die Vorstellung nicht gefällt und er auch mitspielen muss? Tja....es wird schon einen Grund geben weshal gerade er zu diesem furchtbaren Ensemble und nicht zum Deutschen Theater gehört (.............)
Es geht weiter:
"kotzt in seine Halskrause"
Du weißt vielleicht - Diese Passage hat mich ja sehr beschäftigt!
Finde ich echt Banane! Ja! Wirklich
Es endet mit:
"und macht sich
aus dem Bühnenstaub,
noch vor dem zweiten Akt."
Soll das dann das heldenhafte, unerwartete Ende sein, ja?
- Lässt mich völlig kalt.
Das ist doch nicht der Knüller, dass der Typ dann bekotzt mit geballten Fäusten nach Hause hüpft von der Zwischendecke/dem Schnürboden! Ich finde das ein ganz schlechtes Ende! Und da bin ich ja nicht die einzige hier, wie ich gelesen habe.
Aber das Spiel mit der Illusion und vielleicht auch die Enttäuschung darüber, dass es eben Kunst bleibt und nicht real wird... Das hat mir gefallen! Auch die zwei seltenen Wörter! Da würde ich an deiner Stelle versuchen etwas prägnanteres daraus zu bauen. Vielleicht kriegst du ja eine zweite Version hin. Ich würde sie gerne lesen!
Alles Gute im Salon und liebe Grüße!
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