Nicht nur Muscheln

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jelena

Beitragvon Jelena » 02.01.2012, 21:24

Die Fische flüstern
Wellen aus Ebbe und Flut
bewegen den Sand






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Neue Version 7.1.12:


Nicht nur Muscheln
die Fische flüstern -
Meere aus Ebbe und Flut
bewegen den Sand




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Zuletzt geändert von Jelena am 07.01.2012, 16:26, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 03.01.2012, 12:09

Liebe Jelena,

Haiku ist doch, meine ich, zuerst Naturbeobachtung, insofern ist für mich die Frage, ob so ein Bild wie in der ersten Zeile, das ja "interpretierend" ist, passt.

Bei Wellen denke ich erst einmal an die Wellen am Strand, die aber mehr mit dem Wind zu tun haben. Ebbe und Flut sind die großen Bewegungen dahinter, aber mir fällt es schwer, sie als "Wellen" zu denken.

Auch der Sand wir meiner Meinung nach eher durch die kleinen Wellen bewegt. Das vermischt sich alles zu sehr für mein EMpfinden und wird dadurch irritierend.

Liebe Grüße

leonie

Jelena

Beitragvon Jelena » 04.01.2012, 05:31

Vielleicht ist es kein Haiku, das den Gesetzen des Haikus entspricht, stimmt. Vielleicht geht es zu sehr über die Form hinaus.
Dennoch ist es für mich eine Anschauung, eher eine philosphische. Der Mensch ist nicht inbegriffen, seine Gedanken von Ebbe und Flut sind aus Sicht des Meeres einseitig. Das Ufer des Meeres ist sicher der Ort, an dem wir Ebbe und Flut erkennen. Das Meer IST hier aber Ebbe und Flut, die Wellen sind aus Ebbe und Flut, nicht die Ebbe und Flut bestehen aus Wellen, wie du sie siehst. Das Meer bewegt hier sich insgesamt nach dem Gesetz der Tiden oder des Mondes und den Sand unter und um sich, als wären die Interessen der Menschheit nicht existent. Nur noch die Fische, die ihre Lippen bewegen, aber auch nur sehr leise und unbedeutend, unverständlich, diese tatsächlich mit kleinen Wellen im Meer aus Ebbe und Flut. Die Lippen korrespondierend zum Saum der Meere. So waren meine Gedanken dazu und die Zeilen haben für mich sehr viel Innehalten und Stille.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 04.01.2012, 09:29

Hallo Jelena,

ich glaube, deiner Aussage "Der Mensch ist nicht inbegriffen" widerspricht dann aber die Art und Weise, wie der "gestaltende Mensch" in deinen Zeilen sichtbar wird? Da wäre dann doch gerade ein "richtiges" Haiku am Platz!

Ferdigruß.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Beitragvon leonie » 04.01.2012, 15:05

Liebe Jelena,

so, wie es jetzt steht, ist eine erste Verwunderung da, weil die Fische durch ihr Flüstern scheinbar Wellen verursachen.
Da vermute ich kleine Wellen, bin aber dann sehr erstaunt, dass nun Wellen aus Ebbe und Flut auftauchen, die ja die große Bewegung sind, wie Du ja auch in Deinem Kommentar beschreibst.
Dazu kommt dann, dass ich ein geprägtes Verständnis des Wortes "Wellen" habe: Das, was auf dem Strand ausrollt und so weit ich weiß in erster Linie durch den Wind verursacht ist.

Ich kann Deine Intention verstehen, aber aus dem Text kann sie sich so für mich nur schwer erschließen. Mir scheint, Du willst ja "Wellen" in erster Linie auf die große Bewegung (Ebbe/Flut) "umdeuten". Dem steht aber im Wege, dass Du dann durch die Fische einen erstmal auf eine ganz andere Spur bringst und dann einem auch noch das herkömmliche Verständnis von "Wellen" in die Quere kommt.

Verstehst Du, wie ich es meine? Oder war das jetzt völlig "verquer"?

Liebe Grüße

leonie

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.01.2012, 11:26

Hallo, Jelena! Jetzt habe ich Dein kurzes Gedicht schon so oft gelesen und bleibe jedesmal an den flüsternden Fischen hängen, dass ich das nun endlich mal notiere. Fische sind ja sprichwörtlich stumm, also liegt hier eine besondere Situation vor. Flüstern ist für mich allerdings ein betont zurückgenommenes Sprechen; also tun die Fische gleichzeitig mehr und weniger als "gewöhnlich". Diese Folgerung - um die ich nicht umhin komme, auch wenn ich das gern möchte - empfinde ich als sehr irritierend.

Jelena

Beitragvon Jelena » 06.01.2012, 16:42

Ich klebe eigentlich nicht an meinen Texten, deshalb grüble ich immer wieder darüber, warum mir diese Zeilen so gefallen und euch nicht. Vielleicht ist Amanitas Irritiation das, was ich sagen will? Wahrscheinlich. Die Fische sind eigentlich stumm. Ich will es aber nicht glauben. Das Meer ist laut und gewaltig. Das will ich auch nicht glauben. Genau das ist mir wichtig zu sagen. In diesen Zeilen sind Meer und Fische verwandt, die einen flüstern, das Meer bewegt den Sand. Alles ist unbedeutend oder einfach nur da und eigentlich leise. Mal von einem anderen Planeten gesehen. Deswegen mag ich das. Haiku hin oder her. Ist mir inzwischen auch egal.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.01.2012, 18:41

Hallo Jelena,

mir gefällt, was du mit diesen Zeilen sagen möchtest und kann deiner Ausführung auch gut folgen. Deshalb würde ich deinem Text die "Last des Haiku" hier nehmen und als Titel "Nur die Fische" wählen und auch im Text so beginnen, also so:

Nur die Fische flüstern
Wellen aus Ebbe und Flut
bewegen den Sand


Soweit meine Gedanken.

Saludos
Gabriella

Jelena

Beitragvon Jelena » 07.01.2012, 16:02

Ja, danke, bis auf das Nur vor den Fischen gefällt mir dein Gedanke. Das Haiku sollte ich aufgeben, stimmt. Ich habe diese Idee:



Nicht nur Muscheln
die Fische flüstern -
Meere aus Ebbe und Flut
bewegen den Sand

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.01.2012, 16:03

Ja! :daumen:

Jelena

Beitragvon Jelena » 07.01.2012, 16:24

Dann setze ich das oben so ein. Fein. :-)


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