manisch-depressiv

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Stigma

Beitragvon Stigma » 03.05.2006, 22:23

manisch-depressiv

Die Welle rollt,
erfasst, greift, hebt
der Sonne entgegen.
Zaubert
ein Lächeln.

Die Welle bricht,
falle tief, tiefer,
dem Wasser entgegen.
Stürze
ins Nichts.

Meerwasser perlt
von Augen,
durch Wimpern hindurch.
Gestrandet
bei Nacht.

Ein Sonnenstrahl schiebt
hell, golden
den Mond bei Seite.
Wandle
zum Licht.


(Mai 2005)

Last

Beitragvon Last » 05.05.2006, 11:49

Hallo Stigma,

bei diesem Titel erwartet man eigentlich ein Gedicht, welches die Welt viel negativer, depressiver sieht, leider bin ich mir nicht sicher, ob die letzte Strophe wirklich positiv zu beurteilen ist.

Wer manisch-depressiv ist, der sieht sich selbst hin und her geworfen zwischen Hoch- und Tiefphasen (richtig?), wobei die Hochphasen solche sind, in der völlig ruhelos die verrücktsten Dinge getan werden und die Tiefphasen in absoluter Antriebslosigkeit enden können. Zwischen diesen Stimmungslagen schwankt auch das Gedicht, wellengleich ändern sich die Stimmungen. Die erste Strophe beschreibt ein Hoch, das allerdings in Strophe zwei zerschmettert wird und in Depression endet. Am besten gefällt mir die dritte Strophe, das Gestrandetsein bei Nacht, zum Heulen ist diese Störung der Seele, diese Krankheit, es wird reflektiert, mit schlechtem Ergebniss.
Dann kommt die letzte Strophe, die wohl auf die dritte aufbaut, aber mir etwas zu schnell kommt, sollte damit gemeint sein, das alles besser wird, weil die Krankheit erkannt wurde (in Strophe 3). Vielleicht startet dort aber nur wieder eine manische Phase...

Stigma

Beitragvon Stigma » 05.05.2006, 12:02

Hallo last,

das Gedicht ist entstanden, nachdem im Pädagogik-Unterricht psychische Krankheiten durchgenommen wurde, und eben auch Depressionen. Ich bin selbst nicht betroffen, daher kann ich nicht beurteilen, ob das alles so richtig dargestellt ist, ob ein manisch-depressiver sich wirklich so fühlt.

Wer manisch-depressiv ist, der sieht sich selbst hin und her geworfen zwischen Hoch- und Tiefphasen (richtig?),


Vielleicht startet dort aber nur wieder eine manische Phase...

so ist es ;-)

Liebe Grüße,
Stigma

Last

Beitragvon Last » 05.05.2006, 15:24

Hab übrigens vergessen dir zu danken, da ich nicht genau wusste, was manisch depressiv bedeutet hab ich das bei Wikipedia nachgeschaut, dank deinem gedicht habe ich also meinen Horizont erweitern können :cool:

Schlupp8

Beitragvon Schlupp8 » 07.05.2006, 22:29

Hallo Stigma,
ich kann mich meinem Vorredner nicht ganz anschliessen.ich habe das bekommen was ich erwartet habe bei dem Titel.ich würde nicht sagen das es negativer sein müsste oder das man etwas negativeres erwartet.
Besonders gefällt mir die letzte Strophe bei der klar wird das es wieder von vorne beginnt und ich glaube das beschreibt diese krankheit am besten bzw. das was diese Krankheit so schlimm macht.
Hm allerdings fehlt mir noch ein wenig eine 2 Strophe zum "Hoch" das ist nicht zwingend notwendig, aber dadurch würde der Unterschied noch extremer.

Grüsse Schlupp

Stigma

Beitragvon Stigma » 07.05.2006, 22:41

Hallo Schlupp,

es freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt. :grin:
Eine zweite Strophe zu manischen Phase werde ich nicht einfügen. Zum einen, weil mir da kein passendes bild zu einfällt (da habe ich mir schon mal gedanken zu gemacht), zum anderen, weil ich fürchte, dass das Gedicht dann einfach zu lang wird und an Spannung verliert... :???:

@Last: Bitte sehr, keine Ursache ;-)

Liebe Grüße,
Stigma

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Beitragvon Lisa » 08.05.2006, 09:27

Hallo Stigma,
wie wäre es denn das Gedicht "Die Welle" zu nennen? Für mich ist der Titel zu eindeutig, das Gedicht braucht nichts mehr zu leisten...denn der Titel sagt ja schon alles :smile:

Ich würde auch vor die depressive Welle noch eine manisch-glückliche schieben, damit das Bild noch besser DIESEN Zustand beschreibt und nicht einen rein depressiven, der sich auflöst.

Die letzte Strophe ist mir übrigens zu positiv. Manisch bedeutet ja nicht glücklich zu sein...

Gast

Beitragvon Gast » 08.05.2006, 11:28

Hallo Stigma und alle, die es interessiert,
ich kenne eine manisch-depressive Frau sehr gut ,
und ich glaube , dass sie sich im Gedicht nur unzureichend wiederfinden würde.
Ich finde, Stigma, du hast dir eine Aufgabe mit diesem Gedicht gestellt, die du ohne Erfahrung mit Kranken nicht ausfüllen kannst.
Es wirkt konstruiert und genauso theoretisch wie der Unterricht, ja zwangsläufig gewesen sein muss...
Besuche mal eine Psychatrie und schau die die Zombies (Ruhig gestellte manisch Depressive) an... Begleite mal einen manisch Depressiven in einer sog. Glücksphase duch den Alltag, der dann nur aus Party und vielleicht total abgedrehten Einkäufen besteht...Ich kritisiere selten, den Inhalt eines Gedichts, aber hier erscheint es mir angebracht.

Beschäftige dich doch mit Themen, die du aus praktischer Erfahrung kennst, damit deine Texte authentisch rüberkommen.
Dem Gedicht fehlt vor diesem Hintergrun die Tiefe, die Seele...

Zum Aufbau: Schöne Bilder, die durchaus für ein Gedicht mit anderem Hintergrund stehen können.
Es könnten Traumbilder sein...
Vielleicht hättest du nichts dazu erklären sollen, dann hätte man den Text völlig anders lesen können.

Übrigens finde ich insgesamt, dass dieser Text formal und von der Sprache her, das Beste ist, was du im Blauen Salon gepostet hast.

Liebe Grüße
Gerda

Stigma

Beitragvon Stigma » 08.05.2006, 12:05

Ich finde, Stigma, du hast dir eine Aufgabe mit diesem Gedicht gestellt, die du ohne Erfahrung mit Kranken nicht ausfüllen kannst.

Ich hab's so dargestellt, wie ich es aus dem Unterricht kannte, aus Fallbeispielen etc...

Besuche mal eine Psychatrie

Hatten wir eigentlich mit dem Kurs vor, aber dann hielt unser Fachlehrer es doch für sinnvoller, ein Gespräch mit einer Psychaterin zu führen - in der Schule *augenroll*

Beschäftige dich doch mit Themen, die du aus praktischer Erfahrung kennst, damit deine Texte authentisch rüberkommen.

Normalerweise schreibe ich zu Themen, die mich gerade beschäftigen, egal, ob praktische oder nur theoretische erfahrung. Mal gelingt's, mal nicht.

Zum Aufbau: Schöne Bilder, die durchaus für ein Gedicht mit anderem Hintergrund stehen können.
Es könnten Traumbilder sein...

DAnke :grin:

Liebe Grüße,
Stigma


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