sie weiß es
Zweite Fassung:
sie weiß es
ja sie weiß es
ihre lippen schminkt sie blutrot
sie hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
die von der linie erzählen
vom letzten morgen
sie weiß es
ja sie weiß es
die letzten stunden
geht sie blick für blick
dem fliehen entgegen
zieht die schritte nach
wie den lidstrich am tag
es ist die ohnmacht
diese eine macht
die ihr bleibt
1. Fassung
sie weiß es
ja sie weiß es
ihre lippen schminkt sie blutrot
hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
die von der linie erzählen
vom letzten morgen
sie weiß es
ja sie weiß es
die letzten stunden
geht sie blick für blick
dem fliehen entgegen
zieht die schritte nach
wie den lidstrich am tag
es ist die ohnmacht
diese eine macht
die ihr bleibt
Schön, Gabi, wie auf berührende und geheimnisvolle Weise diese Flucht nach vorn gegen sich selbst bzw. ein Problem, dem man offenbar nicht entrinnen kann, dargestellt ist. Ich werde hier nun mit einer Art Gedicht konfrontiert, die ich aus den bisher frequentierten Schreibforen nicht kenne – wird mir es im Laufe des Tages nochmals näher anschauen.
LG Kurt
LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)
Liebe Gabi,
ich habe den Text jetzt mehrfach gelesen und glaube deine Intention auch zu verstehen.
Kannst du dir nach "blutrot" einen Absatz vorstellen? Für mich hakt es dort sehr, weil du mit Verben im Infinitiv fortfährst
Mit der "Linie" kommt bei mir noch ein weiterer Gedanke ins Spiel, ich muss an Kokainschnupfen denken.
Überlässt sich das Lyrich der Ohnmacht oder dem Suizid, eingekesselt und eingekerkert, handlungsunfähig?
Hat es keine Option?
Liebe Grüße
Gerda
ich habe den Text jetzt mehrfach gelesen und glaube deine Intention auch zu verstehen.
Kannst du dir nach "blutrot" einen Absatz vorstellen? Für mich hakt es dort sehr, weil du mit Verben im Infinitiv fortfährst
Mit der "Linie" kommt bei mir noch ein weiterer Gedanke ins Spiel, ich muss an Kokainschnupfen denken.
Überlässt sich das Lyrich der Ohnmacht oder dem Suizid, eingekesselt und eingekerkert, handlungsunfähig?
Hat es keine Option?
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Gerda,
einen Absatz nach "blutrot" zu setzen, finde ich nicht so sinnvoll, da sich das "hüten" und auch "berühren" noch auf "ihre lippen" beziehen soll.
(ihre lippen) hüten die heiklen worte
(ihre lippen) berühren zärtlich die flecken
Oder würde man das noch herauslesen, wenn ich einen Absatz setzen würde?
Mit der "linie" ist ihre eigene Lebenslinie gemeint.
Ja, das LI überlässt sich gleichmütig der Ohnmacht, weil es weiß, dass es keine Option hat. Es geht hier nicht um Suizid, sondern um Loslassen, um das Hinnehmen.
Liebe Grüße
Gabi
einen Absatz nach "blutrot" zu setzen, finde ich nicht so sinnvoll, da sich das "hüten" und auch "berühren" noch auf "ihre lippen" beziehen soll.
(ihre lippen) hüten die heiklen worte
(ihre lippen) berühren zärtlich die flecken
Oder würde man das noch herauslesen, wenn ich einen Absatz setzen würde?
Mit der "linie" ist ihre eigene Lebenslinie gemeint.
Ja, das LI überlässt sich gleichmütig der Ohnmacht, weil es weiß, dass es keine Option hat. Es geht hier nicht um Suizid, sondern um Loslassen, um das Hinnehmen.
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Gerda,
ich hab mir überlegt, ob man diese Stolperstelle evtl. ausmerzen kann, in dem ich ein "sie" vor "hüten" setze, also so:
ihre lippen schminkt sie blutrot
sie hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
die von der linie erzählen
vom letzten morgen
Durch den Plural in "hüten" ist dann klar, dass das "sie" sich auf die Lippen bezieht, oder?
Liebe Grüße
Gabi
Gerda hat geschrieben:Kannst du dir nach "blutrot" einen Absatz vorstellen? Für mich hakt es dort sehr, weil du mit Verben im Infinitiv fortfährst
ich hab mir überlegt, ob man diese Stolperstelle evtl. ausmerzen kann, in dem ich ein "sie" vor "hüten" setze, also so:
ihre lippen schminkt sie blutrot
sie hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
die von der linie erzählen
vom letzten morgen
Durch den Plural in "hüten" ist dann klar, dass das "sie" sich auf die Lippen bezieht, oder?
Liebe Grüße
Gabi
Ja, liebe Gabi, das finde ich ich klarer, besser ... und falls du die Verse
"sie weiß es
ja sie weiß es"
absichtlich weggelassen hast, so kann ich dich dazu ebenfalls ermuntern.
Für mich würde es völlig ausreichen, wenn es nur im Titel stünde, bzw. mir fällt jetzt erst so richtig auf, dass mir diese Behauptungen nicht gefallen, weil sie klingen, als sollten sie die Leser überzeugen.
Liebe Grüße
Gerda
"sie weiß es
ja sie weiß es"
absichtlich weggelassen hast, so kann ich dich dazu ebenfalls ermuntern.
Für mich würde es völlig ausreichen, wenn es nur im Titel stünde, bzw. mir fällt jetzt erst so richtig auf, dass mir diese Behauptungen nicht gefallen, weil sie klingen, als sollten sie die Leser überzeugen.
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Gerda,
ok, dann setze ich mal eine 2. Version mit dem "sie" davor oben ein.
oh je, nein, die habe ich nicht absichtlich weggelassen.
Hm, wie soll ich es ausdrücken. Ich lese sie auf eine bestimmte Art, etwa wie ein Singsang, etwas monoton, so hin- und her schwingend. Das ist mir hier wichtig. Es sollen keine Behauptungen sein, sondern eine Art "Subtext" (gibt's sowas?), der hier die Stimmung ausdrücken soll.
Jetzt hab ich mich ziemlich verquer ausgedrückt, oder?
Vielleicht gibt es noch weitere Meinungen zu dem Textlein.
Und vllt. lese ich ihn mal, wenn die Endfassung steht. Dann versteht man evtl. besser, was ich für eine Stimmung im Sinn habe.
Liebe Grüße
Gabi
ok, dann setze ich mal eine 2. Version mit dem "sie" davor oben ein.
Gerda hat geschrieben:und falls du die Verse
"sie weiß es
ja sie weiß es"
absichtlich weggelassen hast, so kann ich dich dazu ebenfalls ermuntern.
Für mich würde es völlig ausreichen, wenn es nur im Titel stünde, bzw. mir fällt jetzt erst so richtig auf, dass mir diese Behauptungen nicht gefallen, weil sie klingen, als sollten sie die Leser überzeugen.
oh je, nein, die habe ich nicht absichtlich weggelassen.
Hm, wie soll ich es ausdrücken. Ich lese sie auf eine bestimmte Art, etwa wie ein Singsang, etwas monoton, so hin- und her schwingend. Das ist mir hier wichtig. Es sollen keine Behauptungen sein, sondern eine Art "Subtext" (gibt's sowas?), der hier die Stimmung ausdrücken soll.
Jetzt hab ich mich ziemlich verquer ausgedrückt, oder?
Vielleicht gibt es noch weitere Meinungen zu dem Textlein.
Und vllt. lese ich ihn mal, wenn die Endfassung steht. Dann versteht man evtl. besser, was ich für eine Stimmung im Sinn habe.
Liebe Grüße
Gabi
liebe gabi,
das gefällt mir sehr, es spricht zu mir in einer sprache, die mich gerade derzeit tief berührt.
ehrlich gesagt, finde ich den einstieg so, wie du ihn jetzt geändert hast, nicht sehr glücklich, es sind mir zu viele "sie" zu dicht beeinander ...
die wiederholung sie weiß es, ja sie weiß es ist auch meiner meinung nach gut und nötig, begreife ich sie doch ähnlich wie du ... aber dann ...
wäre nicht das eine option?
sie weiß es
ja sie weiß es
blutrot geschminkt die lippen
hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
oder:
die lippen blutrot geschminkt
hüten die heiklen worte ...
diese stelle, zieht die schritte nach// wie den lidstrich ... finde ich ganz großartig.
liebe grüße in die neue woche,
monika
das gefällt mir sehr, es spricht zu mir in einer sprache, die mich gerade derzeit tief berührt.
ehrlich gesagt, finde ich den einstieg so, wie du ihn jetzt geändert hast, nicht sehr glücklich, es sind mir zu viele "sie" zu dicht beeinander ...
die wiederholung sie weiß es, ja sie weiß es ist auch meiner meinung nach gut und nötig, begreife ich sie doch ähnlich wie du ... aber dann ...
wäre nicht das eine option?
sie weiß es
ja sie weiß es
blutrot geschminkt die lippen
hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
oder:
die lippen blutrot geschminkt
hüten die heiklen worte ...
diese stelle, zieht die schritte nach// wie den lidstrich ... finde ich ganz großartig.
liebe grüße in die neue woche,
monika
Liebe Monika,
ich freu mich, dass du verstehst, warum mir diese Wiederholung von "sie weiß es, ja sie weiß es" hier so wichtig ist.
Die vielen "sie", ja, das ist das Problem.
Deine beiden Vorschläge
sie weiß es
ja sie weiß es
blutrot geschminkt die lippen
hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
oder
die lippen blutrot geschminkt
hüten die heiklen worte ...
hatte ich genau so auch schon durchgedacht. Doch hier habe ich das Problem des Partizips.
Der ganze Text ist ja aktiv geschrieben und das ganz bewusst
Mit
"ihre lippen schminkt sie blutrot"
möchte ich darstellen, wie sie in dieser ganz bestimmten Stimmung des Wissens, was geschehen wird, dasitzt und ihre Lippen blutrot schminkt, wie ihre Lippen die heiklen Worte nicht ausssprechen, wie ihre Lippen die Flecken zärtlich berühren, wie sie die letzten Stunden verbringt. Es ist wie eine Art letztes Ritual, das sie andächtig durchführt. Sie weiß, dass es ihre letzte Handlung ist und geht dem "fliehen" entgegen, eben mit diesem Hinnehmen, dem Loslassen.
Au Mann, es ist schwierig, das hinzukriegen. Ein Partizip stört hier.
Liebe Grüße
Gabi
ich freu mich, dass du verstehst, warum mir diese Wiederholung von "sie weiß es, ja sie weiß es" hier so wichtig ist.
Die vielen "sie", ja, das ist das Problem.
Deine beiden Vorschläge
sie weiß es
ja sie weiß es
blutrot geschminkt die lippen
hüten die heiklen worte
berühren zärtlich die flecken
oder
die lippen blutrot geschminkt
hüten die heiklen worte ...
hatte ich genau so auch schon durchgedacht. Doch hier habe ich das Problem des Partizips.
Der ganze Text ist ja aktiv geschrieben und das ganz bewusst
Mit
"ihre lippen schminkt sie blutrot"
möchte ich darstellen, wie sie in dieser ganz bestimmten Stimmung des Wissens, was geschehen wird, dasitzt und ihre Lippen blutrot schminkt, wie ihre Lippen die heiklen Worte nicht ausssprechen, wie ihre Lippen die Flecken zärtlich berühren, wie sie die letzten Stunden verbringt. Es ist wie eine Art letztes Ritual, das sie andächtig durchführt. Sie weiß, dass es ihre letzte Handlung ist und geht dem "fliehen" entgegen, eben mit diesem Hinnehmen, dem Loslassen.
Au Mann, es ist schwierig, das hinzukriegen. Ein Partizip stört hier.
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Monika,
ja, das wäre eventuell eine Möglichkeit, hm ... ich bin noch unentschlossen, bin eigentlich noch bei der 1. Version.
Ohne das "sie" und das "ihre" klingt es für mich ein bisschen unpersönlich, irgendwie so distanziert und auch zu kurz.
Durch das längere
"ihre lippen schminkt sie blutrot"
ist es zum einen sehr viel intimer und zum Zweiten lese ich darin einen längeren Vorgang, sehe, wie sie ihre Lippen langsam schminkt, ihre Lippen langsam mit blutrotem Lippenstift nachzieht (wie sie auch die schritte nachzieht wie den lidstrich am tag). Ich möchte hier gerne eine Parallele schaffen, verstehst?
Es sind die winzigen Details, die hier alle eine wichtige Rolle spielen.
Vielen Dank für's weiter Mitdenken!
Liebe Grüße
Gabi
scarlett hat geschrieben:schminkt blutrot die lippen
ja, das wäre eventuell eine Möglichkeit, hm ... ich bin noch unentschlossen, bin eigentlich noch bei der 1. Version.
Ohne das "sie" und das "ihre" klingt es für mich ein bisschen unpersönlich, irgendwie so distanziert und auch zu kurz.
Durch das längere
"ihre lippen schminkt sie blutrot"
ist es zum einen sehr viel intimer und zum Zweiten lese ich darin einen längeren Vorgang, sehe, wie sie ihre Lippen langsam schminkt, ihre Lippen langsam mit blutrotem Lippenstift nachzieht (wie sie auch die schritte nachzieht wie den lidstrich am tag). Ich möchte hier gerne eine Parallele schaffen, verstehst?
Es sind die winzigen Details, die hier alle eine wichtige Rolle spielen.
Vielen Dank für's weiter Mitdenken!
Liebe Grüße
Gabi
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