Abendlied

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.05.2012, 12:57

Abendlied

Lausche dem Mond, mein Kind,
er schweigt ein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
auf Gräser und Bäume
und schließlich dir in die Hand.

Lausch ihm eine Weile
und stimme
ins Schweigen ein.

Silbern und sacht
sollen nachts
deine Träume sein.



Erstfassung:

Abendlied

Hörst du den Mond, mein Kind,
er schweigt ein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
auf Gräser und Bäume
und schließlich dir in die Hand.

Lausche ihm leise
und stimme
ins Schweigen ein.

Hell wie das Mondlicht
sollen in der Nacht
deine Träume sein.

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 28.05.2012, 13:17

Hallo Leonie,

das ist handwerklich gut, ramontisch stimmig gemacht, fällt sicher mit Absicht aus der Zeit und entführt ins verspätete achtzehnte Jahrhundert (mich zumindest).
Grüße
Franz

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Eule
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Beitragvon Eule » 28.05.2012, 14:37

Hallo leonie, für einen *Kinderliedtext* sind mir einige Stellen und Zeilenübergänge noch zu holperig.

Vorschläge zur *Glättung*: Str 1 Z 2: "sein" statt "ein"; Str 2: "Leicht ... auf Gräser und Bäume/und schließlich Dir ...".; Str 3 : "Lausche ihm leise und/stimme ins Schweigen mit ein."; Str 4 Z3 "dann Deine Träume sein".

Viele Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.05.2012, 14:52

Hallo leonie,

ich finde das einfach wunderbar. :stern:
Als Kinderlied lese ich das gar nicht in erster Linie, sondern als liebevolle Gedanken der Mutter an das Kind.

Eule, deine Änderungsvorschläge sind schlecht nachvollziehbar, von wegen Str 1 Z 2 und so.
Besser wäre zitieren oder deine Fassung zum Vergleich drunterstellen.

Liebe Grüße
Gabi

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 28.05.2012, 15:22

Hallo leonie!

Die Idee finde ich sehr schön - ein Abendlied zu "schweigen". Aber manches Spiel mit dem Leisen, dem Schweigen ist mir etwas zu viel. Wenn Du zu Beginn schreibst Hörst du den Mond, dann wird - wie ich finde - um das Hören zuviel Aufhebens gemacht, denn da man ja weiß, dass der Mond nicht rumlärmt, entsteht eine Erwartungshaltung, die zu einer Art Enttäuschung führt und vom schönen Bild des Abendliedschweigens leider ablenkt.
Die zweite Strophe finde ich sehr okay! Mit der dritten habe ich dann wieder Probleme, sie ist mir zu "dick" (aufgetragen). Lausche ihm leise - ich denk' mal, wenn man lauscht, ist man naturgemäß selbst leise, so dass ich es als Tautologie empfinde (mag sein, dass ich da zu pingelig bin). Ins Schweigen einstimmen gefällt mir durch seine Widersprüchlichkeit, aber wie oben geht diese Formulierung zum Teil unter, weil zuvor alles schon so leise war.
Die letzte Strophe finde ich wieder schön, aber ich sehe da auch einen Bruch: Plötzlich ist das Sehen angesprochen, was zuvor eigentlich keine Rolle gespielt hat (man könnte die zweite Strophe zwar in diese Richtung deuten, aber sie hat mehr Haptisches - und eben Leises!). Dass da nun mit einem Bruch gearbeitet wird, sehe ich nicht so ganz ein; das helle Mondlicht blitzt mir in diesem Zusammenhang nun fast zu stark in die Augen, weil ich beim Lauschen vorher die Augen geschlossen hielt (oder so) und plötzlich sehen "muss". "Still wie das Mondlicht" fände ich da wohl besser, allerdings müsste die Strophe zuvor etwas weniger Schweigen etc. beinhalten - wie schon erwähnt.

Wie gesagt, schöne Idee, schöne Stimmung - aber auch "gefährlich" :)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.05.2012, 16:16

Hallo leonie,
leonie hat geschrieben:Lausche ihm leise
und stimme
ins Schweigen ein.

"Lausche ihm leise" ist eine Tautologie, sicher, aber vielleicht könntest du mit einer Pause arbeiten, durch einen Gedankenstrich:
Lausche ihm - leise

So wäre es wie eine kleine Aufforderung, wirklich leise zu sein.
Übrigens fände ich hier eine kleine Umstellung sowie ein "sein" statt "ins" fein:

Lausche ihm - leise
und stimme ein
in sein Schweigen

Mal so, als Idee.

Liebe Grüße
Gabi

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leonie
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Beitragvon leonie » 29.05.2012, 12:06

Hallo, Ihr vier,

ja, romantisch, das stimmt, Räuber. Ich finde, bei einem Abendkinderlied darf es so sein...Auch im 21. Jahrhundert.

Was Eure Vorschläge betrifft, Eule, Amanita und Gabriella, habe ich mir alles durch den Kopf gehen lassen und stelle probeweise eine andere Version ein, wobei ich mir nicht sicher bin, besonders, was den Anfang betrifft, ob nicht "hörst Du" doch besser ist, denn so ensteht eine starke Irritation. Oder ganz anders anfangen?

Liebe Grüße

und vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

leonie


So vielleicht?:


Abendlied

Siehst du den Mond, mein Kind,
er schweigt ein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
auf Gräser und Bäume
und schließlich dir in die Hand.

Lausch ihm eine Weile
und stimme
ins Schweigen ein.

Silbern und still
sollen nachts
deine Träume sein.

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Eule
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Beitragvon Eule » 29.05.2012, 12:46

Hallo leonie, der erste Leseeindruck der "neuen Version" hat sich für mich, im Vergleich zur ersten, noch nicht verändert. Deshalb nun, Gabriellas Vorschlag zur besseren Verdeutlichung folgend, eine etwas "weichere" Variation:

Abendlied


Der Mond, mein Kind,
er schweigt sein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
Silbern auf Gräser und Bäume
und schließlich Dir auf die Hand.

Lausch ihm eine Weile
stimm in sein
Schweigen mit ein

Golden und still
werden nachts deine
Träume dann sein.
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.05.2012, 16:16

Liebe leonie, ich hab mich mal vom "Virus" anstecken lassen und auch eine eigene Version geschrieben, in der Hoffnung, mich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen:



Lausche dem Mond, mein Kind
er schweigt sein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
auf Gräser und Bäume
und schließlich dir in die Hand.

Die Nacht ist leise.
Du stimmst in
ihr Schweigen ein.

Sacht wie das Mondlicht
sollen in der Nacht
deine Träume sein.

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leonie
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Beitragvon leonie » 30.05.2012, 15:35

Lieber Eule, liebe Amanita,

danke für Deine Ideen. Besonders Deine für den Einstieg gefällt mir sehr, Amanita. Das zweimalige "Nacht" kurz hintereinander schmeckt mir noch nciht so. Aber ich würde gerne damit weiterarbeiten und feilen und melde mich dann wieder, wenn ich zu einem "Ergebnis" gekommen bin.

Liebe Grüße

leonie

Niko

Beitragvon Niko » 30.05.2012, 16:51

hallo leo,

ein starkes, da nahegehendes gedicht. gefällt mir total gut.
aber eine formale ungebügeltheit - für mich - habe ich dennoch. du schreibst die letzten zeilen jeder strofe wie folgt:

über das land

und schließlich dir in die hand

ins schweigen ein

deine träume sein

"und schließlich dir in die hand" fällt da für mich völlig aus dem rahmen. bei sonst drei worten und sprachrhythmisch gelesen ist es zu holprig für mich. "sollen in der nacht" fand ich auch unschön beim laut lesen. und stimme" hab ich noch ein "du" angehängt. es klingt für mich eindringlich-leise und warm an der stelle.

ich würd´s also so schreiben:

Abendlied

Hörst du den Mond, mein Kind,
er schweigt ein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
auf Gräser und Bäume
und deine Hand.

Lausche ihm leise
und stimme du
ins Schweigen ein.

Hell wie das Mondlicht
sollen zur Nacht
deine Träume sein.


liebe grüße: niko

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 30.05.2012, 18:59

Liebe Leonie,

dein stilles Lied habe ich mit Wehmut gelesen, denn die Stille ist so etwas Seltenes geworden! Ja, es ist schön, sie zu besingen und sie mit einem Kind gemeinsam zu belauschen. Und dadurch, dass du den Mond als "Sänger" einführst, verliert sie vielleicht ihre Bedrohlichkeit, die sie für ein Kind haben mag. Ich versuche, mir eine Melodie dazu vorzustellen. Dabei bleibe ich metrisch das eine und andere Mal hängen. Wenn ich mal die erste, für meine Ohren sehr ausgewogene Strophe als Muster nehme, dann habe ich diese betonten Silben:

Hörst du den Mond,
mein Kind,
er schweigt
ein A- bendlied ü- ber das Land.

Nun möchte ich in den nächsten Strophen auch die erste Silbe betonen, aber dann wird es unrund. Wie könnte man das ändern? Vielleicht so:

Leicht fällts herab
auf Gras und Baum
und schließlich dir in die Hand.

Lausche ihm leis
und stimme
ins Schweigen mit ein.

Hell wie das Mondlicht
sollen nachts
deine Traumbilder sein.

So wäre es für mich singbar, jedenfalls, wie ich mir den rhythmus zurecht gelegt habe. Magst du es nicht vertonen? Es wäre wunderbar!

Viele Grüße
fenestra

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leonie
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Beitragvon leonie » 31.05.2012, 15:23

Lieber Niko, liebe fenestra,

danke für Eure Ideen.

Hm, irgendwie hat es für mich eine Melodie, Niko. Ich glaube, die ersten beiden Strophen und die letzten beiden Strophen haben je eine eigen, so wie DU, fenestra es auch beschreibst. Und dann passt das "Schließlich" mit hinein.

Meine favorisierte Fassung ist im Moment diese:

Abendlied

Lausche dem Mond, mein Kind,
er schweigt ein Abendlied
über das Land.

Leicht fällt es
auf Gräser und Bäume
und schließlich dir in die Hand.

Lausch ihm eine Weile
und stimme
ins Schweigen ein.

Silbern und sacht
sollen nachts
deine Träume sein.


Ich müsste es mit einer Melodie einmal probieren, ob es tatsächlich passt oder ob ich in der letzten Strophe nciht doch "Traumbilder" statt "Träume" bräuchte. Wobei ich persönlich "Träume" schöner finde...

(Ich habe unter anderem noch nichts vertont, weil ich befürchte, dass man da immer Kompromisse mit dem Text machen muss, damit die Melodie in verschiedenen Strophen passt....)
Mal sehen, ob ich das hinkriege, vertonen ist Neuland für mich.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.05.2012, 16:57

leonie, jetzt haste aber zweimal lauschen drin! Wenn Dich Doppelungen stören ... vielleicht könntest Du das zweite doch noch ersetzen?


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