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Klippenblick

Verfasst: 06.06.2012, 08:07
von RäuberKneißl
Klippenblick

Klebt wie Schulden an den Hacken,
Lehm, zwei Batzen ein Scheffel.
Scheibchenweise kippt die Küste ab
ins Meer, trotz des schwarzen Speckbuckels unten,
Basalt, dem ist das ganze Getöse sowas von egal.
Oben aber wird’s irgendwann zuviel.
Das liegt wie ein Stapel Papier,
in Schichten, perforiert,
mit Schnecken- und Seepferdchenbuchstaben
und draußen ein Horizont, ich kanns nicht sagen,
ist er grade oder krumm.

Verfasst: 11.06.2012, 09:51
von Ylvi
Hallo Franz,

das gefällt mir wieder sehr, auch mit dem Rückbezug zum Schreiben, dann wieder das Aufsehen, die Unsicherheit des Blickes. Einzig die "Seepferdchenbuchstaben" irritieren mich ein wenig, findet man die am Strand? Ich hatte wohl auch eine "kühlere" Küste vor Augen und hätte dann eher Seeigel-, oder Seesternbuchstaben erwartet.

Liebe Grüße
Flora

Verfasst: 11.06.2012, 17:51
von fenestra
Hallo, Franz,

mir gefällt dieser Klippenblick auch. Ich denke an die "Wollsackverwitterung" - ein Wort, das ich neulich beim Besuch der Externsteine gelernt habe und auch nochmal verwenden wollte. Auch in deinem Text sehe ich sehr anschaulich die verschiedenen Schichten mit versteinerten Lebewesen vor mir und spüre den Lehm unter meinen Füßen. Am Ende kippt man selbst - und mit einem der Horizont.

Das einzige, was ich kritisch anmerken möchte, ist die Mixtur von alten Vokabeln (Batzen, Scheffel) und dann dem umgangssprachlichen "sowas von egal". Diese Mischung der Sprachebenen ist für mich hier nicht ganz stimmig - obwohl man es als Schichtung eines über Jahrtausende geformten Felsens vielleicht sogar zielgerichtet einsetzen könnte.

Viele Grüße
fenestra

Verfasst: 11.06.2012, 19:22
von RäuberKneißl
Hallo,

das ist auch ein Mitbringsel aus Portugal (http://www.geocaching.com/seek/cache_de ... wp=GC2T6ZJ) vom Frühjahr (wie auch die 'Rückkehr') - war also schon südlicher, Flora, wobei ich gestehen muss, dass es zwar von versteinerten Schnecken, Seesternen und Muscheln nur so wimmelte, ich aber kein Seepferdchen gesehen habe .... dichterische Freiheit, potenziell gibt es die dort. Der schwarze Speckbuckel ist tatsächlich vulkanisch (was ich erst jetzt nachgelesen habe). Deine Anmerkung zu Batzen/Scheffel kann ich gut nachvollziehen, Fenestra, da werde ich Alternativen suchen.
Danke für die Kommentare!
Franz

Verfasst: 23.06.2012, 21:24
von Zakkinen
Hallo Franz,
ein schöner kleiner Text. Kann gar nicht so viel Schlaues dazu sagen, außer, dass er mir gefällt.
Liebe Grüße
Henrik