unvereinbarer gang?

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Iris

Beitragvon Iris » 07.05.2006, 12:16

Unvereinbarer Gang?

Er geht seinen Weg geradeaus.
weder nach rechts noch links geschaut

Sie lernt auf Umwegen erkennen,
was ihr nicht möglich ist,- etwas bleibt aus, -

daß sie sich treffen, - ein Gück lang kurzlebig,
schien ihm und ihr zu abwegig:

Es würde zu nichts führen,
dachte er genau wie sie, nur dass sie sich störten
als sie zufällig voneinander hörten,
wenn sie einander berühren,

so bringen sie beide es nicht zuwege,
einen gemeinsamen Durchgang zu bahnen,
nur dass ein Konflikt sich langsam lege ...
Zuletzt geändert von Iris am 14.08.2017, 14:00, insgesamt 8-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2006, 12:49

Hallo Iris!
das gefällt mir, vor allem die Wortspiele. Weg an sich ist ja schon ein schönes Wort, finde ich.

Ich habe auch gar nichts einzuwenden, außer:

auf umwegen lernt sie
alles mögliche kennen.


-Das ist mir zu ungenau. Es ist vielleicht nichts so gut, wenn man die großen Wörter "alles", "nichts", "Ewigkeit", "Das Ganze" usw. einfach so stehen lässt.
Vielleicht fällt Dir noch ein Beispiel für all diese Dinge ein, die ihr auf den Umwegen begegnen. Ein Gefühl vielleicht, eine Sinneswahrnehmung, ein Wort aus dem Weg-Bildbereich.

Aber wenn es Dir so besser gefällt, ist es auch gut.

Schön!

Gesonnte Grüße, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 07.05.2006, 14:50

Hallo liebe Louisa,

Hast recht, die verallgemeinernden Generalisierungen sind oft nicht günstig,
ja ich werd' mir noch etwas einfallen lassen!

Und hoffe auf eine gute :idea:

vielleicht ginge: lernt sie auch etwas unmögliches kennen

Maienweggrüße Iris

Iris

Beitragvon Iris » 07.05.2006, 21:01

ich habe es mir so überlegt:

auf umwegen lernt sie
kennen, was unmöglich ist

lg iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2006, 21:18

Hallo Iris!
ja, das ist zwar immer noch kein genaues Bild, gefällt mir aber schon viel besser!

Ein schönes Gedicht!

LG, louisa

Private Botschaft an einen Anderen: Gute Nacht, m. s. D. ! (schlechte Gedichte, heute ?)

Gast

Beitragvon Gast » 08.05.2006, 14:05

Hallo Iris,
ich bin mir nicht sicher, ob, ich mit meinem Verständnis deinen Zeilen folgen kann.
Da sind zwei "handelnde" Personen.
Eine sie
und ein er
Ein Treffen möglich, ein miteinander, aber nicht geplant...
Eher zufällig schaffen sie gemeinsam einen Ausweg aus dem Alltagstrott? oder einen Ausbruch?
Hm, ehrlich gesagt, ist mir alles ein bisschen zu allgmein, ich kann nicht konkret etwas an deinem Text festmachen...

Merkwürdigerweise habe ich mit "einrichten" was ähnliches probiert, ich werde es mal unter Kurzlyrik posten.Vielleicht kannst du mir ein feedback geben, ob ich dein Gedicht überhaupt in deinem Sinn gelesen habe.
Danke
L. G. Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.05.2006, 16:22

Hallo Iris,
ich schleiche nun schon ein paar Tage um deinen Text herum :grin:

Meiner Meinung nach kann man durch ein paar einfache setzungen seine Wirkung erhöhen:


er geht seinen weg stur geradeaus,
schaut weder nach rechts oder links.


sie lernt auf umwegen
alles mögliche kennen

daß sie sich treffen könnten,
scheint beiden abwegig.

es würde zu nichts führen,
denkt er genau wie sie,
als sie zufällig voneinander hören.

so bringen es beide nicht zuwege,
sich von abwegen aus, (würde ich streichen, da das Wortspiel abwegig schon benutzt wurde)
einen gemeinsamen durchgang zu bahnen(?)

Louisa

Beitragvon Louisa » 08.05.2006, 17:44

Ja, Lisas Version ist noch etwas dichter. Ich würde Dir auch diese empfehlen!

Ist hier ansonsten jeder mit "alles mögliche" zufrieden?

Ich lerne selten "alles mögliche" kennen. Ich weiß gar nicht, was das ist.
Männer lernt man kennen, Astgabeln lernt man kennen, Graspfade, Wildpfade, Pflasterwege lernt man kennen, Schlaglöcher könnten ihr begegnen, Fußgänger, Lebensgestrüpp...aber "alles mögliche" ?

Man spaziert doch nicht auf einem Weg im Gedanken: "Mensch, schau mal einer an: Alles Mögliche!"

-Aber wenn ihr kein Problem damit habt, ist es gut so.

Ansonsten (abgesehen von diesen zwei Wörtchen) meine ich immer noch, dass es ein fabelhafter Text ist !

LG, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 13.05.2006, 14:54

Hallo ihr fleißigen Posterinnen,

ich hab gerade festgestellt, daß ja noch mehr Antworten gekommen sind :)

Liebe Gerda, es geht um einen er und eine sie, richtig. Sie kennen sich beide nicht, hören nur voneinander (Vorstellen könntest Du Dir z.B.:
über dritte, wie das manchmal so ist) und beschließen beide, nach dem ihnen voneinander erzählt wurde, für sie zufällig, "als sie zufällig voneinander hörten",
daß sie sich nicht kennenlernen möchten, nachdem was sie voneinander hörten ...

damit vergeben sie eine Chance, sich doch in ihrer (allgemeinen, grob gewerteten) Unterschiedlichkeit zu entdecken und einen Weg zu einer interessanten Begegnung, Bekanntschaft oder gar mehr zu finden von diesem Abweg der Aussagen Dritter z.B., die sie zueinander führen möchten ... das wäre eine mögliche Interpretation.

Ich glaube, du hast den Text mißverstanden, weil Du eventuell das "nicht " bei "nicht zuwege" in der letzten Strophe übrlesen hast und damit wäre es sinnentstellt ... Ich weiß es nicht.
Ja die allgemeine Formulierung sollte das zu allgemein der Aussagen z.B. Dritter unterstreichen.

Das Fragezeichen am Ende ist dieses na könnte es nicht doch ein Treffen geben, das Offenlassen fürs Schicksal oder eine Umentscheidung, das Zufällige sieht ja manchmal noch andere Möglichkeiten vor. man könnte sich auch ein Flirtinternetcafe mit Annoncen vorstellen, wo beide ziemlich allgemeine Angaben bei der Partnersuche machen und sich dadurch verlorengehen ... Dann wären sie selbst diejenigen, welche sich unattraktiv bewerten, in den Raum stellen.

Dies wäre auch eine mögliche Interpretation.

Das läßt die Phantasie bei nicht konkreten Gedichten zu, auch wenn allgemeine Formulierungen schnell störend wirken. Bei Verwendung von Wortspielen ist es aber nicht so tragisch denke ich.

Ich guck mal nachher gleich unter Kurzlyrik nach Deinem Gedicht und mal sehen, ob ich etwas dazu sagen kann.


Liebe Lisa, danke für die Kürzungs- und Verdichtungsvorschläge, das hab ich mir mal wieder nicht getraut und manchmal muß erst jemand kommen, der den Wald vor lauter Bäumen doch noch sieht. im eigenen ist das manchmal schwieriger als im fremden.
Liebe Louisa, das alles mögliche hatte ich schon in Antworten geändert, ich habe es nur oben stehen lassen, als Ausgangstext, den ich jezt ändere.

Also, ich bin guter Dinge und habe Lisas Kürzungsvorschläge mir zu Herzen genommen.

Liebe Grüße Iris


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