grashalmmelodien

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 18.07.2012, 20:02

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Zuletzt geändert von scarlett am 20.07.2012, 09:00, insgesamt 2-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 18.07.2012, 20:30

Sehr schöner Titel, wie ich finde (das Wort: Grashalmmelodie). Ich lese es auch wieder als "Heimatgedicht", der Gedanke an ziemlich alltägliche Tätigkeiten "von früher" - bzw. die typisch sind für andere Zeiten, anderes Leben, andere Regionen - macht traurig. So vieles wird mit einem banalen Geräusch, einem einzigen Blick assoziiert!

Einzige Stelle, die ich nicht so ganz stimmig finde: tief/ ächzt ... Dieses Geräusch kann ich nicht mit feinen Rispen in Verbindung bringen (allenfalls mit der Sense - aber das steht ja so nicht da).

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.07.2012, 21:09

Liebe Monika,

seltsam, ich lese dein Gedicht völlig anders als Amanita. Nicht als Heimatgedicht, sondern als ein sehr bedrohliches Empfinden seitens des LIs.
Als ob da der Tod über dem LI lauert und es sich sorgt darüber, deshalb sich der Stein im Herzen bildet (ein schwerer Stein) --> versteinertes Herz.

Liebe Grüße
Gabi

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 18.07.2012, 21:16

Ja, der allbekannte Sensenmann kommt natürlich auch vor, vielleicht hab ich dem viel zu wenig Raum gegeben.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 18.07.2012, 21:17

Du wirst recht haben, Gabriella - für mich war der Tod eher der Tod der Heimat ...

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birke
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Beitragvon birke » 19.07.2012, 00:13

... ein mich unglaublich berührendes gedicht vom abschiednehmen.
und wieder muss bald vermutlich einer von den alten gehen ("seh eine hand, an der ich ging als kind") - so lese ich diesen text.

zwei kleinigkeiten hätt ich, liebe mo, das "über" vor "die blanke klinge" scheint mir entbehrlich (der finger streift die blanke klinge) - und zum schluss würde ich, wäre es mein gedicht, nach dem "herztief" schließen, heißt "im stillen" streichen - wäre für mich noch eindringlicher.

sehr guter text!

liebste grüße
deine di
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.07.2012, 12:45

Hallo Diana,

ja, ich stimme deiner Lesart zu. Der Tod lauert nicht über dem LI selbst, sondern über einem nahen Verwandten des LI, jemanden, mit dem das LI über Wiesen ging und der dem LI auf dem Klavier Chopin vorspielte.
Das "über" könnte man streichen, jou. Doch das "im stillen" würde ich lassen, Monika. Weil man dadurch mitliest, dass LI den Schmerz in sich "hineinfrisst".
Ein beklemmendes, sehr intensives Gedicht hast du geschrieben.

Liebe Grüße
Gabi

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.07.2012, 08:49

jepp, liebe gabi, diana ... so war es gedacht, mein gedicht.

@ amanita: du hast zwar eine interessante lesart für dich gefunden, aber sie geht leider so nicht auf- wär schön, wenn ich das ganze zusätzlich als tod der heimat gestalten könnte, aber ich fürchte ... das geht nicht und eigentlich soll es auch nicht so sein.

der sensenmann- natürlich ein altbekanntes bild, das ich hier - so meine, hoffe ich jedenfalls - doch nicht klischeehaft gefasst habe-

die ächzenden rispen- es ist das angebrochene genick, unter dem schritt ... noch sind die rispen ja nicht gemäht, der tod streift bisher nur durchs gras, drückt sie nieder ... so dachte ich mir das und dass es passen würde, wenn sie dann beim mühsamen versuch sich wieder aufzurichten ... ächzen.

das "über" könnte ich rein grammatikalisch betrachtet sicher weglassen, aber die satzmelodie würde etwas leiden, stocken an dieser stelle ... und da grammatikalisch beides geht - streifen, etwas und streifen über - lass ich es drinnen.

und ja, im stillen wird genau aus den von gabi genanntem grund auch bleiben.

nun denn, ich danke euch.
und hoffentlich lässt er sich noch zeit, der alte mit der sense ... auch wenn die hand/die hände nie mehr über die tasten des klaviers fliegen werden ...

liebe grße,
monika


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