Schlussstrich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kamelot

Beitragvon Kamelot » 09.05.2006, 14:27

<center>Schlussstrich

- Vorzug tiefster uniformer Farbenspiele -
Bitter stehen meine blauen Ambitionen,
meiner Treue, deren Wände Risse bleichen.
Blutiggraue Flecken kahler Abendziele
zollen Unterschlüpfe voller Frustrationen
meiner Träumereien tote Bahnsteigsweichen.

- Hochmuts Enden frische gold’ne Fristen führen -
Setzen saftiggrüne Wurzeln plötzlich handfest
frohes Schaffen außer Atem. Aller Schrecken
Unlust zieht dem Drangsal seine Engelsschüren.
Lasten tauen Striche - reißen jenen Kampfrest -
welche kleinlich meine Zukunftssehnen wecken.
</center>
Zuletzt geändert von Kamelot am 10.05.2006, 07:36, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 09.05.2006, 15:18

Mich würde doch interessieren, Kamelot, wie du auf die Reime kommst,
legst du erst die Reimworte fest und strickst den Text dann irgendwie drum herum?
So nach dem Motto:- tionen auf - tionen. spiele+ziele, rest +fest etc...
Ich finde nicht ansatzweise einen Zusammenhang in deinem Text und werde den Verdacht nicht los, dass dies auch von dir nicht gewollt ist.

Mit anderen Worten: unausgegoren, oder aber betont lässig dem Pleps vor die Füsse gespuckt, um hinterher sagen zu können... Ätsch, sollte doch gar keinen Sinn haben...

Na ja, ich glaube du solltest nicht zu lange mit der Aufklärung warten, weil ich fürchte, dass sonst keiner mehr etwas zu deinen Texten sagt.

Schöne Grüße
Gerda

Kamelot

Beitragvon Kamelot » 09.05.2006, 15:50

Meinetwegen...dann löse ich eben eines auf. Wenn ihr net rätseln wollt, kann ich nix dafür *lol*

- Vorzug tiefster uniformer Farbenspiele -


Dieser Vers weißt bereits darauf hin, worum es sich eigentlich im ganzen Gedicht handelt. Dem lyrischen Ich ist etwas, dass er einst sehr gerne gemacht hat, was ihm Freude bereitet hat, Langweilig und Überflüssig geworden. Farbenspiele sind an und für sich etwas fröhliches, jedoch wenn sie monoton werden, dann sind sie meiner Meinung nach überflüssig. Das tiefster soll anzeigen, dass es dem lyrischen Ich sehr nahe gegangen ist und das Vorzug eben, dass er es gerne gemacht hat.

Bitter stehen meine blauen Ambitionen,
meiner Treue, deren Wände Risse bleichen.


Hier symbolisiert die Farbe die Hauptaussage dieser Verse. Mit Blau verbindet man Freundschaft, Vertrautheit…es geht also um etwas, dass das lyrische Ich nur deswegen gemacht hat, weil es aus Freundschaft entstanden ist. Treue soll zeigen wie innig diese Freundschaft war, die jedoch wie alles plötzlich Risse aufzeichnete, die man versucht hat, lange Zeit zu überdecken bzw. zu bleichen.

Blutiggraue Flecken kahler Abendziele
zollen Unterschlüpfe voller Frustrationen
meiner Träumereien tote Bahnsteigsweichen.


Dass diese Risse tiefer waren als man ursprünglich angenommen hat, merkt man erst, als man die blutiggrauen Flecken gesehen hat…also Wunden, die immer wieder aufs neue geschlagen werden und wieder verheilen…Blut steht für neu, grau für alt bzw. verheilt. Das ganze macht man abends. Man versucht abends hinter die Gründe zu kommen, warum alles so ist wie es jetzt ist, hält die Frustrationen, also die Trauer jedoch Verborgen, denn sie ist es, die den Tod für die Träumerei bedeutet hat. Das Ende der Träumereien weißen die kalte und harte Realität auf bzw. die toten Bahnsteigsweichen.

- Hochmuts Enden frische gold’ne Fristen führen -


Dass Größenwahn der Auslöser war, wird jedoch erst klar, als alles vorbei ist. Das lyrische Ich fühlte sich ausgenutzt, jedoch lassen die Enden des Hochmuts neue Grenzen aufscheinen, neue Wege freiwerden.

Setzen saftiggrüne Wurzeln plötzlich handfest
frohes Schaffen außer Atem. …


Neue Wurzeln…bzw. neuer Lebensgeist entsteht wodurch sich ein Arbeitswille breit macht, der das lyrische Ich erschöpfen lässt. Jedoch spürt das lyrische Ich auch, dass ein Ruck durch ihn durchgeht, es etwas bewegen kann.

… Aller Schrecken
Unlust zieht dem Drangsal seine Engelsschüren.


Schrecken, die dadurch entstehen, lassen den Unmut, denn das lyrische Ich bis zu diesem Zeitpunkt das zeitliche segnen…oder um auf die Engelsschüren einzugehen, auf positive Weise in Flammen aufgehen…Engel ist meist was positives, schüren kommt von in Flammen aufgehen.

Lasten tauen Striche - reißen jenen Kampfrest -
welche kleinlich meine Zukunftssehnen wecken.


Durch die dadurch losgewordene Last zeigen sich neue Merkmale des lyrischen Ichs…neuer Ergeiz wird geweckt und dadurch kommt es Schritt für Schritt (kleinlich) dazu, dass sich das lyrische Ich Gedanken um seine Zukunft macht…sein Zukunftssehnen geweckt wird.

Das hab ich mir beim Schreiben dieses Feuerwerks an Bildern gedacht. Hoffe geholfen haben zu können. *g*

So schwer is es nun auch wieder net und Sinn ergibt es auch.

Lg Kamelot

Max

Beitragvon Max » 09.05.2006, 17:57

Lieber Kamelot,

was Du so bescheiden als "Feuerwerk an Bildern" bezeichnest, könnte ein Problem des Gedichts sein. Wenn die Bilder zu viel werden und die Bilder nicht konsistent sind (ich zitiere mal Fabenspiele, Wände, Risse, Frustrationen, Träumereien,Fristen, Atem, Wurzeln, Engel, Kampf ...) wird das Gedicht beliebig.

Beste Grüße
Max

Kamelot

Beitragvon Kamelot » 10.05.2006, 07:39

Morgähn

Max hat geschrieben:was Du so bescheiden als "Feuerwerk an Bildern" bezeichnest, könnte ein Problem des Gedichts sein.


Das ich es in diesem Fall wirklich extrem übertrieben habe, weiß ich, aber wozu ändern - mir gefällts. Und das ist ja mal grundsätzlich das wichtigste. Der kryptische Schreibstil, in diesem Fall, war eher Zufall...die Interpretation hatte ausschließlich den Sinn zu zeigen, dass in diesen Zeilen mehr als nur ein Sinn steckt...wie man es interpretiert ist aber grundsätzlich egal, weil jeder interpretieren kann was er will.

Aber die Ideen, die andere zu diesen Werken haben ist meist sehr, sehr faszinierend.

lg

Louisa

Beitragvon Louisa » 11.05.2006, 19:38

Hallo Kamelot,
Ich konnte mit Deinem text zunächst auch wenig anfangen, da
(wie schon gesagt) zu viele verschleiernde Bilder darin sind, die (so glaube ich) nicht Deine wahren Gedanken und Gefühle wiederspiegeln.
Das ist wieder einmal sehr schade. Denn ich denke, darum ging es Dir bei diesem Text.

Eigentlich ist das ja eine sehr traurige Geschichte, die Du in der folgenden Interpretation beschreibst. Da wurde jemand verletzt, weil das Vertrauen zerstört wurde (durch was auch immer). Ich glaube es handelt sich um eine feste Bindung zwischen zwei Menschen, die zerrissen wurde und das lyrische Ich (oder vielleicht sogar Du selbst...) versucht mit dieser Kränkung und diesem Schmerz zurecht zu kommen.

Das hätte mich auch wirklich interessiert, besonders Deine Erklärungen fand ich spannend, aber das Gedicht an sich bringt viel zu wenig von dieser Situation ans Licht.

Deshalb gefällt es mir nicht so gut. Aber mit ein paar weniger Bildern, verdichtet und mehr wahre Gefühle und Gedanken - Dann hätte ich es schön gefunden. Ich glaube das kannst Du auch.

Alles Gute, louisa

PS: Und wenn jetzt wieder so eine höhnische, humoreske Antwort von Dir folgt, werde ich mich fragen, ob das nicht auch nur ein Verschleiern von wahren Gfühlen ist. Aber es ist mir eigentlich gleich.

steyk

Beitragvon steyk » 11.05.2006, 20:33

Hallo Kamelot,
ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen und bin wie Louisa der Meinung, daß mit ein paar weniger Bildern und mehr Gefühlen und Gedanken ein gutes Gedicht daraus werden könnte.
Einen schönen Gruß aus Berlin
Stefan / steyk

Bitte nicht wundern, ich schreibe "Altdeutsch"! ;-)

Iris

Beitragvon Iris » 12.05.2006, 17:29

Hallo Du, weißt, wenn Du daraus eine entspannende Geschichte werden lassen würdest, in natürlicher Art beschreibend, erzählend erläuternd? wie auch immer, würde ich mich freuen.
Die Entschlüsselung ist wohltuend jedenfalls.

Würde mich auch zu dem anderen Gedicht interessieren.

So in dieser Form ist es mir als müßte ich meine Gehirnwindungen verknoten ... bei beiden Gedichten. Du kannst gut erzählen, detailliert , das schwierige nachvollziehbar machend ...

Grüße Iris


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