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Inkarnation der Versuchung
Verfasst: 09.05.2006, 19:59
von Perry
Inkarnation der Versuchung
An jeder der sieben Pforten
legtest du eines deiner Kleider ab
um mich aus der Unterwelt zu entführen
Als ich dich verschmähte
führtest du den Tanz der Schleier auf
um meinen Kopf zu fordern
Schließlich gabst du dich
als indische Tempeltänzerin aus
um mein letztes Geheimnisse zu ergründen
Verfasst: 15.05.2006, 13:30
von Max
Lieber Perry,
ich finde, Dein Gedicht ist bislang zu Unrecht ohne Antwort geblieben.
Ich denke, Du hast hier originelle Bilder gefunden, nur zweifle ich, ob sie in sich konsistent sind, zueinander passen, das Orpheus-Thema, das Salome-Thema unbd eine indische Tempeltänzerin könnten ein wenig Kitte gebrauchen, um besser zueinander zu finden, oder wie hast Du Dir das gedacht?
Liebe Grüße
Max
Verfasst: 17.05.2006, 11:07
von carl
Hallo Perry,
ich stimme Max in allen Punkten zu!
Aber ich finde, Dein Gedicht hat sehr viel Potential und lohnt einer Überarbeitung!
Zur Anregung diese Gedanken, die mir kamen:
1. Strophe:
"Unterwelt" ist negativ konnotiert. Wenn Du daraus (Depression, was auch immer) entführt werden sollst, bist Du dort zuhause. D.h: Sie will Dir helfen, gehört zu den "Guten". Das passt nicht zur Versuchung und den andern Strophen. Umgekehrt wird ein Schuh draus:
"um mich in die Unterwelt zu führen."
Das ist immer noch Orpheus genug...
2. Strophe:
Du folgst ihr (so oder so) bis zur 7. Tür! Mach wenigstens mit einem Wort was draus.
Dass Du sie dann doch zurückweist, ist archetypisch ein todeswürdiges Verbrechen. Aber bei Dir braucht sie dazu Publikum und einen Richter, um Deinen Kopf zu fordern: das bricht die Intimität zwischen euch (sie ist DEINE Versuchung). Also vielleicht
"führtest Du den Schleiertanz auf
dass ich meinen Kopf verliere."
Da ist auch die Forsetztung der Versuchung drin...
3. Strophe:
Die indische Tempeltänzerin als heilige Hure ist klasse!
Allerdings wird's bei Dir eine durchsichtige Charade, wo doch allenfalls das Fleisch (Inkarnation!) durchscheinen sollte. Das finde ich bei der "Aufführung" in Strophe 2 schon etwas störend.
Die Sprache der Mythen redet nicht in Abstrakta wie "Geheimnis". Außerdem will sie Macht über Dich.:
"Schließlich gabst du
die indische Tempeltänzerin
um meinen letzten Namen zu ergründen"
oder so...
Viel Spaß beim Umdichten und LG, Carl
Verfasst: 17.05.2006, 12:19
von Perry
Hallo Max,
das 3. Bild bezieht sich auf Mata Hari, die zwar nicht wirklich eine indische Tempeltänzerin war, sich aber gerne als solche ausgab.
Der Kit zwischen diesen historischen Frauengestalten soll ganz allgemein die weibliche Versuchung sein.
LG
Manfred
Hallo Carl,
deine Interpretationsansätze sind sehr interessant und ich werde gerne versuchen in das bisher eher symbolisch angelegte Gedicht mehr Persönliches einfließen zu lassen.
LG
Manfred