Liebe Leo,
der erste Satz hat mich schon sehr beschäftigt:
Heute geht... die Welt ihren eigenen Weg.Das muss man mal auf sich wirken lassen!
Das
Heute kennzeichnet einen Ausnahmefall oder ein besonderes Ereignis.
Die (ganze) Welt ist schon ziemlich umfassend, vorsichtig ausgedrückt.
Das wirft für mich die Frage auf:
Wessen Weg geht sie sonst?
Diese Frage kann nur indirekt beantwortet werden.
Da sind zum einen schon im ersten Satz die Schiebewände.
Paravente verbergen etwas Wesentliches dem Blick. Hier offensichtlich dem Blick des Lyr.Ichs.
Das Lyr.Ich wird ausgeschlossen vom Lauf der Welt. Es hat keinen eigenen Weg mehr.
Das scheint mir das verborgene Thema des Gedichtes zu sen.
Um das näher auszuführen, lohnt ein Blick auf das von Merlin zitierte Hessegedicht:
Kein Baum sieht den andern... Jeder ist allein.Bei Hesse also die Isolation aller von allen. Davon kann hier aber keine Rede sein!
Da besuchen einander/ Birken und BuchenBei Hesse bewegt sich das Lyr.Ich durch die beziehungslose Landschaft. In deinem Gedicht ist es statisch (s.u. die Wirkung der Nebel-Feen) aber alle andern bewegen und treffen sich, haben
ihren eigenen Weg.
Wie bei Hesse ausgesprochen die Landschaft zur Methapher wird, ist hier die Natur unausgesprochenes Gleichnis für soziale Beziehungen.
Die Anthropomorphisierung der Pflanzenwelt (lebendig sind sie ja von Natur aus, aber hier werden Bäume und Nebel personifiziert) liegt so im gut im Topos "Nebel-Moor" und im Legenden-Ton begründet, dass man leicht übersieht:
Die Entfremdung im Nebel ruft nicht nur Urängste wach oder die kindlich animistische Wahrnehmung.
Es ist noch mehr: Das Lyr.Ich ist (als einziges) vom menschlichen Leben ausgeschlossen!
Die eigentliche Bedrohung ist ja gar nicht, von den Nebel-Feen ins Moor gelockt zu werden. Das ist ja Legende. Sondern dass sie einen in Watte einspinnen, bis
nichts mehr dich ruft/ in die klare Welt.Die Welt, also die sozialen Beziehungen und das vitale Leben, nur wie durch Watte wahrnehmen können!
Ausgeschlossen sein und sogar die Selbstmächtigkeit (Klarheit) verlieren!
Und auch, wenn die Sonne dem Spuk endlich ein Ende macht, ausgeschlossen bleiben von dem Geheimnis, das die andern miteinader teilen, die während der ganzen Auszeit des Lyr.Ichs weitergelebt haben:
Doch scheint dir,/ als lächle die Birke versonnen./ Feucht ist der Eichenstamm.Wesentliches verpasst zu haben, das die veränderte Lage erklären könnte, in der sich das Lyr.Ich wieder findet!
Und die Buche:/ stand sie nicht früher/ anderswo?Das ist dir genial gelungen! Möglcherweise sogar unabsichtlich
![;-) ;-)](./images/smilies/;-).gif)
LG, Carl