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Kleinanzeige

Verfasst: 06.04.2013, 17:47
von Zakkinen
[tabs][tabs: Version 2]Suche Unterkunft
Für einen alten Hund
Den man schlägt
Weil er müde ist

Er ist vielleicht
Nicht mehr so schnell
Ein treuer Kerl
Ich mag ihn sehr

Doch helfen kann ich nicht
Bin seiner Schinder Knecht
Auch Grund für dieses Leiden

So suche ich ein neues Heim
Für meinen alten Freund
Er wird sich dankbar zeigen.

[tabs: Version 1]Suche Unterkunft
Für einen alten Hund
Den man schlägt
Weil er müde ist

Vielleicht ist er
Nicht mehr so schnell
Ein lieber Kerl
Ich mag ihn sehr

Doch helfen kann ich nicht
Bin seiner Schinder Knecht
Der Grund für seine Leiden

So suche ich ein Heim
Für meinen alten Freund
Er wird sich dankbar zeigen.[/tabs]

Verfasst: 15.04.2013, 20:40
von Mucki
Hallo Henkki,

ich hab deine "Kleinanzeige" jetzt schon so oft gelesen und stolpere immer über diesen Passus:
Zakkinen hat geschrieben:Doch helfen kann ich nicht
Bin seiner Schinder Knecht
Der Grund für seine Leiden

Das verstehe ich nicht bzw. bekomme es nicht in den Kontext hinein. :12:

Außerdem frage ich mich, ob es hier wirklich um einen Hund geht. Ginge es um einen alten Menschen, würde der von mir zitierte Passus Sinn machen.

Saludos
Gabriella

Verfasst: 15.04.2013, 20:47
von Zakkinen
Hast es doch eh verstanden ;)

Verfasst: 15.04.2013, 22:47
von Mucki
Ah okay, also doch. Puh, ganz schön heftig ist das.

Verfasst: 16.04.2013, 00:33
von Zefira
Jetzt, fürchte ich, bin ich dran mit Fingerheben ...
Fragen wir mal so: Gehe ich recht in der Annahme, dass der Sprecher der Hund ist und der im Gedicht angesprochene "Hund" sein Herrchen?
Mir ist das "bin seiner Schinder Knecht" anders nicht verständlich.

Grüße von Zefira

Verfasst: 16.04.2013, 11:30
von Zakkinen
Hallo Ihr Lieben,
dieses kleine Werkchen hat einen konkreten Bezug für mich zu einer Situation. Ich habe versucht, etwas in Worte zu fassen, ohne dabei die konkrete Situation zu nennen. Wenn ich sie jetzt erkläre, dann wird es sicher arg profan, also, wer's nicht wissen will, der lese einfach den Rest nicht.
[tabs][tabs: Warnung]Nicht lesen, wenn Ihr nicht erklärt haben wollt, sondern bei der eigenen Interpretation bleiben wollt.[tabs:Hintergrund]Ich arbeite in einer kleinen Firma seit etwa anderthalb Jahren. Einer der Chefs zählt, oder zählte, zu meinen Freunden. Und so habe ich ihm vor etwa fünf Jahren, als er dringend jemanden auf einer halben Stelle brauchte, einen anderen Freund, einen sehr guten, vorgeschlagen. Das hat auch gut funktioniert zunächst. Dann ergab es sich, dass ich selber was neues brauchte, und ich habe mich überreden lassen, auch dort anzufangen. Trotz Bedenken, weil ich finde, man soll Arbeit und Freundschaft nicht mischen. Ich habe schnell herausgefunden, dass es in der Firma gewaltige Organisations- und Kommunikationsmängel gibt und habe mich sehr angestrengt, zu verbessern, was ich verbessern kann. Nun eskaliert die Lage langsam. Mein guter alter Freund auf der halben Stelle hat viel zu viel an Aufgaben, die Kommunikation läuft nicht richtig, dauernd wird ihm vorgeworfen, er mache seinen Job nicht richtig. Inzwischen hat man ihm gekündigt. Ohne mir vorher auch nur einen Pieps zu sagen. Ich habe das angesprochen, weil ich stinkwütend war, und nur erfahren, dass ich mit Bedacht nicht einbezogen wurde, um Widerworte zu vermeiden. Nun steh ich da und fühle mich schuldig, weil ich mich besonders angestrengt habe, um die Situation zu retten. Damit habe ich natürlich einen unguten Vergleichsmaßstab gesetzt. Ich fühle mich (schon wieder) verantwortlich und würde mich freuen, wenn ich etwas anderes für ihn fände. Darin besteht aber natürlich auch wieder ein Konflikt, ein Widerspruch.

Mit diesem Hintergrund: Geschrieben noch vor dem Rauswurf, als ich das Unwetter kommen sah. Der alte Hund ist ein Mensch, mein guter Freund, mittelalt, müde davon, immer wieder gegen die gleichen Windmühlen anzugehen. Die Schläge sind die andauernden Vorwürfe. Vielleicht ist er nicht so schnell wie ich, nicht mehr, weil schon länger dabei. Er hat ja auch ganz andere Aufgaben. "Ein lieber Kerl, ich mag ihn sehr", ist einfach wörtlich zu lesen. Helfen kann ich nicht, weil ich nicht weiß, wie. Weil ich für den gleichen Laden arbeite, vermutlich sogar als Maßstab herangezogen werde, bin ich der Schinder Knecht, der ich vielleicht mit meinem verzweifelten Versuch, den ganzen Laden und konkrete Aufträge zu retten, mehr geschadet denn geholfen habe, ergo auch ein Grund für die Leiden bin. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon im Kopf, dass es besser wäre, sich zu trennen.

Auf einer anderen Ebene geht es mir auch genereller um den Umgang mit den Älteren, Langsameren. Oder auch mit dem Älteren, nicht mehr ganz so Schicken. Weg damit? Raus, vergessen? Und einfach weitermachen, als sei nichts gewesen? Ist man dann nicht auch der Schinder Knecht, der Grund für die Misere?[/tabs]

Grüße
Henkki

Verfasst: 16.04.2013, 13:13
von Mucki
Hallo Henkki,

"arg profan" finde ich das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Es ist sehr menschlich und mitfühlend. Das 'Problem' ist m.E. nur, dass man diesen Hintergrund, dass hier ein Mensch für einen Menschen ein neues "Zuhause" sucht, so nicht rausliest. Aber die Frage ist, ob das so wichtig ist?

Saludos
Gabriella

Verfasst: 16.04.2013, 13:59
von Zakkinen
Gabriella hat geschrieben:Aber die Frage ist, ob das so wichtig ist?


Stimmt. Ich bin nicht sicher, dass man das rauslesen muss oder sollte. Es muss funktionieren ohne diese Hintergrundinformation. Und das tut es wohl noch nicht so ganz.

Grüße
Henkki

Verfasst: 16.04.2013, 14:41
von Zefira
Für mich tut es das schon. Ein Problem sehe ich, wie gesasgt, nur in der Zeile "(bin) der Grund für seine Leiden". Das führt m.E. in die Irre, weil man ein spezielles, zb psychologisches Problem vermutet.

lG Zefira

Verfasst: 16.04.2013, 16:56
von Zakkinen
Hallo Zefira,
warum vermutest Du ein psychologisches (psychisches?) Problem? Ist nicht in "ein Grund für seine Leiden" enthalten, dass das Ich sich und der Tatsache, dass es den gleichen Herrn dient, als Teilursache des Problems sieht? Ich könnte "auch ein Grund für sein Leiden" draus machen, wäre das besser verständlich?
Gruß
Henkki

Verfasst: 16.04.2013, 17:55
von Zefira
Ich habe von einem psychologischen Problem geschrieben, weil es sich so irgendwie nicht zusammenpasst. Entweder der Alte muss gehen, weil ein Neuer, Jüngerer da ist (wie in einem Wolfsrudel), dann ist der Neue aber eben nicht ein Knecht, sondern der neue Bestimmer. Wenn dagegen der Neue auch nur ein Knecht ist, dann ist nicht ohne weiteres einleuchtend, warum seinetwegen der Alte weg soll. Selbst wenn sich eine Familie einen jungen Hund anschafft und ein paar Wochen später den alten loswerden will, würde ich in diesem Fall nicht sagen, dass die Existenz des Neuen "der Grund" für die Leiden des Alten ist. Die einzige Situation, in der es zusammenpasst, ist m.E. die konkrete Arbeitsplatzsituation. Man stellt einen Neuen ein, erklärt paar Wochen später, dass der ja die Arbeit des Alten locker mit erledigen könnte, und schickt den Alten nach Hause. Deshalb meine ich, wirklich passend ist es in der jetzigen Fassung nur, wenn man die Hintergrundgeschichte kennt.

Aber wenn ich die Einzige bin, die es so sieht, solltest Du es besser so lassen ....

Grüße von Zefira

Verfasst: 16.04.2013, 20:41
von Zakkinen
Danke, ich freue mich über die Konkretisierung. Allgemeingültig geht das sicher nicht so, da hast Du recht. Ich muss noch mal drüber nachdenken.

Grüße
Henkki

Verfasst: 24.04.2013, 21:43
von Zakkinen
Hab's noch mal ein wenig anders formuliert. Ich vermute aber, es wird nicht klarer.

Gruß
Henkki

Verfasst: 24.04.2013, 22:41
von Mucki
Hallo Henkki,

der konkrete Grund wird nicht klarer, stimmt. Nur ist jetzt klar, dass LI mitschuldig ist an der Situation des anderen. In der 1. Fassung hörte es sich so an, als ob LI die Schuld alleine trägt.

Saludos
Gabriella