die Zeit ist ein Mantel

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 10.04.2013, 22:56

die Zeit ist ein Mantel

der mir früher zu weit schien
da lachte der Änderungsschneider

ich habe den Mantel
mit der Zeit ausgestopft

Ideen und Pläne
überkragten die Nächte

ich habe im Mantel
Kinder getragen

sie durch den Winter mit ihm gewärmt
mit ihnen gehofft

dass er nie zu eng wird
für uns

inzwischen sind seine Säume
zu Fäden gerissen

hat alles seine Zeit

ecb

Beitragvon ecb » 11.04.2013, 20:16

Der Mantel läßt mich an die drei Nornen des Schicksals denken (Fäden!), vorallem auch, weil es dem Text um das Gewordene, das Werdende und das Werdenwollende zu tun ist. Dieses Leitmotiv würde mir gefallen, wenn es so gemeint wäre.

Liebe Grüße
Eva

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 11.04.2013, 21:54

Da hast Du recht, Eva, ich hatte die Nornen zwar nicht im Sinn, aber die drei Zeiten (die sie verkörpern) selbstverständlich - und so passt es. Danke!

Kurt
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Beitragvon Kurt » 12.04.2013, 17:44

Liebe Amanita,

dein Text ist für mich ein Schuh, ein angenehmer. Ich schlüpfe gern in ihn hinein und gehe mit ihm beschwingt eine zeitlang. Er ist mir nicht zu groß, macht mir keine Blasen. Ist okay!

Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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Eule
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Beitragvon Eule » 14.04.2013, 11:23

Hallo Amanita, hier stört mich das "starre", formale Gerüst aus durchgehenden Zweizeilern. Die inhaltlichen Perspektiven verändern sich und die Entwicklung des Textes mündet in einen Einzeiler, wie in eine abschließenden Moral. Das passt für mich nicht gut zueinander, obwohl ich die sprachlichen Bilder des Gedichtes (bis auf das "unnötige" überkragten) gelungen finde.
Ein Klang zum Sprachspiel.

DavidK88

Beitragvon DavidK88 » 16.04.2013, 12:23

Hallo Amanita,

ich hatte ja letztens irgendwann mal erwähnt, dass ich diese Verbindungen zwischen abstrakten und konkreten Begriffen problematisch finde. Das liegt daran, dass solche Verbindungen meistens leicht zu bilden sind und etwas austauschbar und willkürlich bleiben; denn im Grunde genommen kann man fast jedes konkrete Motiv mit irgendeinem abstrakten Gefühl verbinden, dieses Bild stringend durchdeklinieren und fertig ist das Gedicht. So etwas finde ich dann nicht spannend. Hier sind es die folgenden Verse
ich habe den Mantel
mit der Zeit ausgestopft

Ideen und Pläne
überkragten die Nächte


die mich eher kalt lassen. Eigentlich könnte man alles in diesen Mantel stopfen. Das ganze Bild ist also nur so eine Projektionsfläche, ein Instrument und verliert seinen Eigenwert, seine Kraft.
Dagegen finde ich z.B. deine "Nocturne" weit stärker, weil da eben nichts behauptet wird, sondern ich ein konkretes Stimmungsbild vor Augen gestellt bekomme.

Wollte ich nur nochmal gesagt haben, weil ich ja vieles von dir wirklich mag und es schade finde, wenn in der Qunatität der eingestellten Gedichte für mich die Qualität etwas verloren geht.

LG David

Niko

Beitragvon Niko » 16.04.2013, 19:56

hallo amanita,

um den titel beneide ich dich ein wenig, der ist grandios gut.

warum kann ich dir nicht sagen, abe die änderungsschneidereien und versäumungen sind nicht mein geschmack. ohne diese elemente würde es mir deutlich besser gefallen. der titel "die zeit ist ein mantel" wird von dir gleich in der ersten zeile wieder über den haufen geschmissen mit "früher" - ich hätte mir gewünscht, du wärest beim "ist-zustand" geblieben! und hättest beschrieben, was der mantel IST - für das lyrich.


liebe grüße: niko

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 16.04.2013, 20:05

Habt Dank, alle miteinand'.

Ihr versteht sicher: Eure Reaktionen sind diametral unterschiedlich, daher kann ich nicht recht darauf eingehen - ich würde mich verzetteln. Daher mache ich erstmal: nix.


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