Im Labor

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Last

Beitragvon Last » 16.05.2006, 11:07

Im Labor
wie Füchse

Diese Typen
spielen sich
nach den Regeln
der Akademiker

Wecker um die Ohren

Sie drehen das Licht ab
bevor sie gehen

noch ein
Plausch
mit der Wache
am Nachtschalter

„Weiter“,
denken sie dann
ohne Andacht

Murphy

Beitragvon Murphy » 23.05.2006, 19:34

Hallo Last,
leider habe ich Probleme dein Gedicht zu interpretieren. Ich habe es mehrmals gelesen, und es drängt sich mir schon ein Gefühl auf, nur würde mich interessieren, wie du selber zu diesem Gedicht stehst, oder was deine Hauptaussage sein sollte. Lieben Dank, Murphy

Last

Beitragvon Last » 23.05.2006, 22:54

Hallo Murphy,

vielen Dank für deinen Kommentar :grin:

leider habe ich Probleme dein Gedicht zu interpretieren.

Ich befürchte da stehst du nicht alleine da, sonst wäre wohl schon früher eine Rückmeldung gekommen :???:


Ich habe mir heute Mittag deshalb schon ein paar gedanken gemacht und überlegt, ob eine Interpunktion helfen könnte:

Im Labor
wie Füchse

Diese Typen
spielen sich
nach den Regeln
der Akademiker

Wecker um die Ohren.

Sie drehen das Licht ab,
bevor sie gehen

noch ein
Plausch
mit der Wache
am Nachtschalter.

„Weiter“,
denken sie dann
ohne Andacht.


Dann habe ich noch überlegt vielleicht die Zeile "Wecker um die Ohren" in Wecker auf die Ohren zu ändern.


Vielleicht bist du noch so nett, das Gefühl, von dem du sprichst ein bisschen zu beschreiben, bevor ich inhaltlich etwas erläutere, dann kann ich besser ein ordnen, was gelungen ist und was nicht.

Trixie

Beitragvon Trixie » 24.05.2006, 00:32

Servus Last!

Auch ich schwebe noch ein wenig über sich wenig lichtenden Wolken, was dein Gedicht angeht...Ich habe das Gefühl, dass ich da etwas durch die Fetzen sehe, was mir aber gefällt und ich dir mal wieder zustimmen kann... So, wie ich es bisher verstanden habe, geht es um die Leute, die sich der Wissenschaft so sehr annehmen und ihrer selbstverständlichen Arbeit, dass sie vieles gar nicht zu schätzen wissen und einfach das, was sie tun, als einen ganz natürlichen Teil ihres Lebens sehen. Oder so ähnlich. Also, das deutete mir eigentlich der Titel, das Lichtausmachen, der Plausch und das "ohne Andacht". Das waren für mich so die Schlüsselwörter, die sich mir bisher in einem Strang gezeigt haben. Wer weiß, vielleicht klart es in den nächsten Tagen wieder auf :cool: ? Ich hoffe es!

luftige Grüße, Trixie

Murphy

Beitragvon Murphy » 24.05.2006, 07:35

Ehrlich gesagt war mein Gefühl dabei, dass die Menschen im Labor nicht für den Spaß an der Arbeit arbeiten, sondern, weil es ihre Pflicht ist. Das sie immer die Zeit im Auge haben und sich nach anderen richten, nicht nach ihren eigenen Gefühlen. Sie machen immer weiter, reden über belangloses und vergessen dabei, was sie tun, wofür sie es tun, und im Prinzip agieren sie (lassen sich so behandeln) wie Maschinen.
Hab ich total daneben gelegen ? ...Bye, Murphy

Gast

Beitragvon Gast » 24.05.2006, 11:04

Geht es um Versuchstiere, Last, die nach Regeln der Akademiker spielen müssen?
Obwohl mir Füchse als Versuchstiere unbekannt sind... :-s

LGG

Last

Beitragvon Last » 24.05.2006, 12:17

Hallo ihr drei,

vielen Dank für die Rückmeldungen :grin:

Die Füchse im Untertitel habe ich symbolisch gemeint, sie stehen für die List.
Was ich beschreiben wollte ist ein bestimmter Charaktertyp, der sich selbst wohl als Rationalist bezeichnen würde, das ist aber sehr selbstgefällig und trifft nicht wirklich zu. Es sind Menschen, die meinen wissenschaftlich zu denken, dabei aber nur an der Oberfläche bleiben, so Pseudoaufgeklärte halt. Sie übernehmen Ergebnisse von wirklichen Rationalisten ohne die Hintergründe zu kennen, haben dadurch eine oberflächlische Weltanschauung, die sie zwar zu ihrem Vorteil nutzen können, der aber ohne Unterbau bleibt. Ich betrachte sie (trotz ihrer teils sehr hohen Intelligenz) als Narren und Mitläufer, sie sind mehr Klischee als Mensch. Erfolgreich können sie trotzdem leben...

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.05.2006, 17:26

Hallo last,
ich war mal wieder fasziniert von deinen Zeilen, konnte sie aber auch nicht entschlüsseln (ein verräterisches Wort, heißt es doch eigentlich, dass mit dem,was man macht, die Schlüssel verloren gehen :smile: ).

Nach deiner Erklärung gewinnt der Text noch einmal...ich meine auch schon mal solche Typen Mensch gesichtet zu haben (da gibt es auch noch relativ viele von auf verschiedenem Niveau)
Wie wäre denn als Verdeutlichung als Überschrift zu nehmen:

Wie im Labor

und die Füchse in den Text einzubauen?

Liebe Grüße,
Lisa

momo

Beitragvon momo » 24.05.2006, 21:44

genial!
die andacht, die aber im kontext nicht streng religiös verstanden werden muss alss krönung eines gelungen knappen starken gedichts. - zum entschlüsseln oder verstehen - ich hätte jetzt nicht genau die bechreibung der beschriebenen leute geben können, wie du sie später hinzufügtest, aber ich finde das gedicht äusserst gelungen. es vermittelt mir ein gefühl, von dem ich aufgrund deiner ausführung denke, es ist das, das du vermitteln willst

Max

Beitragvon Max » 24.05.2006, 22:08

Lieber Last,

danke für diesen Text und seine Interpretation ;-). Als ich ihn das erste Mal las, hatte er diese Interpretation noch nicht, aber ich hatte ein Gefühl dabei, das Deiner Erklärung sehr nahe kommt. Allein die Wecker um die Ohren konnte ich mir nicht erklären (und kann es eigentlich noch immer nicht). Ich glaube den Typ Mensch, den Du beschreibst, gibt es tatsächlich und ich kenne ihn ganz gut. Wobei vielleicht gesagt werden muss, dass Wissenschaft, so wie sie heute verstanden und betrieben wird, diesen Menschentyp benötigt: ohne seine Besessenheit, die auch ein Interesse an jedem Hintergrund und Breite oft ausschließt, wäre auch so mancher (scheinbare) wissenschaftliche Fortschritt nicht denkbar.

Liebe Grüße
Max

Last

Beitragvon Last » 24.05.2006, 23:54

Hallo ihr drei,

ich danke euch für die Kommentare :grin:

Euer Gefallen schmeichelt mir :wub:
Ich befürchte sogar, dass es hierbei gar nicht möglich ist mehr als ein Gefühl zu vermitteln (Das viel mir auf, als ich ansatzweise zu beschreiben versuchte, was ich meine. Es gibt zu viel zu sagen und zu wenig Worte). Was ich daher brauche, um das Gedicht von unverständlich auf gut zu bringen, ist ein Nachklang. Sowas, dass irgedwann zu einem gegebenen Anlass noch einmal eine der Zeilen durch den Kopf schießt. Ob das funktioniert hab weiß ich nicht, ich habe dafür zwar einige Zeilen so gesetzt, dass ich mir das vorstellen könnte, aber ob's auch wirkt...??? :???:
(Ich befürchte so weit bin ich noch nicht)

@Max: Diese Leute hören vor lauter Weckern den Morgen kaum.
Diese Zeile bezieht sich auf die aufklärerische Aspekte. Redet man mit einem dieser Menschen, wird er unbedingt Recht behalten wollen, un dir dabei den ein oder anderen Wecker auf die Ohren setzen.

@Lisa: Danke für deine Anregungen, auch wenn sie mich nicht überzeugen können.
Um die Füchse in den Text einzubauen, müsste ich zu sehr abweichen, ich hielt "wie Füchse" für einen idealen Untertitel, weil ich dachte, dem Leser dadurch zu zeigen, das mehr hinter den Worten steckt und ihm ein bekanntes Symbol nenne unter dessen Aspekt das Gedicht zu betrachten ist. (Gerdas Assoziation zu Versuchstieren ist dabei nicht mal sehr abwägig, denn der Umgang mit denen ist auch ein Hinweis, auf den Charakter der gemeinten Typen).
"Wie im Labor" gefällt mir auch nicht so recht, die Abgrenzung halte ich für unnötig, die dadurch entsteht, die Metapher ist direkter gemeint. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu eingeschossen auf meine eigenen Worte :???: Ich werde darüber noch weiter nachdenken.

@momo: Schön, dass es bei dir etwas getroffen hat :smile:

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Beitragvon Lisa » 25.05.2006, 19:47

Hallo Last,

ich glaube nicht, dass du zu eingeschossen bist, du hast nur ein klares Bild. Und warum muss man ein gedicht auch schon nach einer halben Stunde verstehen, das verlangt man veröffentlichten Gedichten auch nicht ab.

Meine Überlegungen waren nur vage Andeutungen in Richtung Deutlichkeit. Ich finde den Untertitel nämlich so auch sehr gelungen. ich finde momo hat genau getroffen, was durch solchen Sprachgebrauch in deinen Gedichten wirkt:

es vermittelt mir ein gefühl, von dem ich aufgrund deiner ausführung denke, es ist das, das du vermitteln willst


Genau so ist es!

Liebe Grüße,
Lisa

Last

Beitragvon Last » 27.05.2006, 15:20

Hallo Lisa,

d.h. du hast bereits eine halbe Stunde darüber nachgedacht? Wow, danke, so lange beschäftgie ich mich selbst selten mit Gedichten (es sei denn sie gehen mir nicht mehr aus dem Kopf) und ich erinnere mich an das, was mir dazu in anderen Foren zu Ohren gekommen ist. "Ich sitze jetzt schon 5 Minuten darüber und verstehe trotzdem nicht mal ansatzweise" (So kurz beschäftige ich mich allerdings auch selten mit einem Gedicht). Und einmal hat jemand 2 Minuten nachdem ich ein Gedicht eingestellt habe geschrieben: "Versteh ich nicht, also schlecht" :???:

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Beitragvon Lisa » 01.06.2006, 13:24

Die halbe Stunde war als Maximum gedacht, die ich jemandem bei diesem Text zusprechen wollte ohne anmaßend zu sein...inzwischen komme ich aber bestimmt mindestens auf diese Zeit, wenn ich alle Minuten zusammen nehme :grin:

Das Beispiel mit den 2 Minuten ist grauenhaft und was ich am schlimmsten finde: Die Leute reflektieren das ja nicht einmal (sonst würden sie es nicht schreiben).

So oder so, ich schätze diesen Text sehr. Was mir gefällt ist einfach der besondere Blick auf etwas, was es wirklich gibt, aber nur selten gesehen wird.

Liebe Grüße,
Lisa


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