Metaphysik

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.11.2013, 00:05

Der Tod
ist ein Schweinezüchter.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 05.11.2013, 01:45

Wenigstens isst er sie auf, und lässt nichts verkommen. Er züchtet für den Eigenbedarf.

An manchen Tagen ist er Vegetarier.

Und manchmal isst er auch Vegetarier.

Ich werde mich als Fast Food anmelden, damit ich nicht vegetieren muss. (Wortwitzalarm!)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.11.2013, 19:02

Hola Carlos,

wie kommst du auf diesen Satz? :12:
Was steckt dahinter?

Saluditos
Gabriella

aram
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Beitragvon aram » 05.11.2013, 20:38

der wolf; das lamm.

lieber klimperer,

ich finde den text nichtssagend. er klingt auch nicht (nach).

bei mehreren deiner texte zeigte sich mir erst über deine kommentare, dass du relevante gedanken hast, die dich zu texten führen - in denen sie jedoch nicht anklingen.

eine art reductio ad absurdum; ähnlich dem ausschütten des kindes mit dem bade.

ich erlebe es so, dass es nicht reicht, leser assoziationsgeeignete begriffe/aussagesätze vorzusetzen.

oft mit staunen nehme ich aber wahr, dass es auch leser gibt, die durch irgendetwas motiviert sind, den text gegebenenfalls ins konkretere weiterzuspinnen, quasi bereit, nägeln köpfe zu schmieden. (bei 'mutprobe' fiel das besonders auf, zeigt sich aber nicht nur bei jenem sonderfall.)

etwa mit pjotrs kommentarlichem zusatz: 'er züchtet für den eigenbedarf' gewinnt die textliche metaphorik bereits merklich an kontur.

ich hingegen habe gar kein interesse an mit konkretisierungsarbeit verbundener interpretation, so mich ein textliches 'konkretes abstraktum' nicht schon als solches ergreift, als solches anzieht.

als leser verspüre ich auch keinen impuls, den autor zu fragen, wie er auf den text kommt; um vielleicht erst über seine antwort an seinen gedankenbewegungen teilhaben zu können.

auch wenn ich möglichkeiten, entwürfe, offene, poetische anklänge immer wieder spannender finde als wirklichkeiten und konkrete durchführungen, reizt mich dabei eben der an-klang, und nicht die ortsangabe zum 'aus der nase ziehen'.

(eigene texte als beispiel: 'das huhn', 'was' - keine ahnung, ob du damit genausowenig anfangen kannst wie ich mit manchen deiner texte.)

ich vermute, ohne darin schon sicher zu sein, dass wir einfach sehr unterschiedlich denken und 'ticken'.

vielleicht wirken sich dabei voneinander abweichende kulturelle prägungen aus - in der deutschsprachigen tradition aphorismenartiger kurztexte ist es vielleicht nahezu zwingend, lesern zu einer 'behauptung' auch zumindest eine 'implikation' anzubieten.

liebe grüße!

► Text zeigen

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 06.11.2013, 11:00

Vielen Dank Pjotr, Gabriella, Aram, für eure Rückmeldungen.

Ich habe mir schon etwas dabei gedacht, wobei ich daran erinnern muss, dass es unter der Rubrik "kurz Lyrik" steht ...

Ich kann nachvollziehen, dass der Gedanke keine schöne Assoziationen ins Leben ruft. Aber es ist von mir nicht als Provokation gedacht.

Es ist seltsam, dass das Wort "Schwein" als Schimpfwort benutzt wird, auch in Spanisch, obwohl wir alle wissen, dass dieses Tier dem Menschen sehr ähnlich ist. Es ist so, als wenn Schweine, wenn sie reden könnten, ein anderes Schwein als "Mensch" bezeichnen würden.

Wir Menschen sind sehr undankbar.

Aber mein Gedankengang ist ein anderer: Ich habe mir den Tod als eine Gottheit vorgestellt, die ihren Spaß daran hat, uns leben zu lassen um uns eines Tages abzuschlachten.

Ich wünsche euch einen schönen Tag,

ein Freund,


Carlos

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.11.2013, 14:12

Hola Carlos,

hm, ich weiß nicht. Ich fühle mich einerseits ziemlich unwohl mit der Vorstellung, dass wir Menschen dem Schwein sehr ähnlich sein sollen und und zum anderen mit deinem Gedankengang:
Klimperer hat geschrieben:Ich habe mir den Tod als eine Gottheit vorgestellt, die ihren Spaß daran hat, uns leben zu lassen um uns eines Tages abzuschlachten.

Überhaupt lässt sich wohl über dieses Thema trefflich "streiten" / diskutieren.
Warum sollten wir dem Schwein ähnlich sein? Dem Affen klar, keine Frage, aber warum dem Schwein?

Meinst du wirklich, wir Menschen lassen uns mästen, mit Antiobiotika vollstopfen und suhlen uns mit Genuss im Schlamm/Dreck, lassen uns einpferchen? Bewusst wohl niemals, unbewusst: vielleicht. Oder anders gesagt: viele Menschen achten nicht auf ihre Ernährung, ernähren sich viel zu viel von Fastfood etc., sprich, sie mästen sich.

Hm, ich als jahrzehntelange Vegetarierin, fühle dabei noch zusätzliches Unbehagen. Ich würde niemals Schweinefleisch essen, weil ich weiß, wie diese getötet werden und welche Schreie diese Tiere ausstoßen, bevor sie getötet werden. Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass sie es fühlen und deshalb diese furchtbare Schreie ausstoßen. Jeder Mensch, der Schweinefleisch isst, isst damit auch enorme Mengen an Adrenalin, Angst und Aggression. Es gibt ja diesen Spruch: Ein Mensch, der viel Schweinefleisch isst, sieht aus wie ein Schwein. Und generell zum Thema Fleisch: Je mehr Fleisch ein Mensch isst, um so aggressiver ist er. Das sind alles Tatsachen. Aber ich schweife ab. Da könnte man noch ganze Essays zu schreiben.

Für mich ist das Ganze einfach nicht stimmig, weil es für mich nicht stimmt, also meiner persönlichen Sichtweise nicht entspricht.

Saluditos
Gabriella

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Beitragvon Pjotr » 06.11.2013, 16:12

Guten Abend, Carlos.

Klimperer hat geschrieben:Ich habe mir schon etwas dabei gedacht, wobei ich daran erinnern muss, dass es unter der Rubrik "kurz Lyrik" steht ...
Ja, das sah und sehe ich auch so.

Klimperer hat geschrieben:Ich kann nachvollziehen, dass der Gedanke keine schöne Assoziationen ins Leben ruft.
Ich betrachte das ohne zu werten, habe kein Problem damit.

Klimperer hat geschrieben:Aber es ist von mir nicht als Provokation gedacht.
Ja, das sah und sehe ich auch so.

Klimperer hat geschrieben:Es ist seltsam, dass das Wort "Schwein" als Schimpfwort benutzt wird, ...
Ehemals tat ich das auch, als ich noch unreflektiert Phrasen nachplapperte, aber seit einiger Zeit benutze ich für Beschimpfungen überhaupt keine Tiernamen mehr. Sie haben für mich keine abwertende Kraft mehr. Wenn ich heute sagen würde, "Adolf, du Schwein!", würde für mich das klingen wie "Adolf, du Mensch!". Manchmal empfinde ich traditionelle Schimpfwörter sogar als aufwertend, "Esel" zum Beispiel. Esel sind nicht störrisch, sondern sie sind feinfühlig und vorausschauend; sie schützen Blinde vor dem Sturz in den Abgrund.

Klimperer hat geschrieben:Aber mein Gedankengang ist ein anderer: Ich habe mir den Tod als eine Gottheit vorgestellt, die ihren Spaß daran hat, uns leben zu lassen um uns eines Tages abzuschlachten.
Ja, das sah und sehe ich auch so ... ähnlich. Nicht als personaler Gott. Als Kraft einfach. Ich persönlich glaube an keinen Gott. Götter sind menschliche Personalien. Mein Geist ist unfähig, all die Sachen, die da sind, zu personalisieren, zu vermenschlichen, als ob das Universum eine einzige Menschelei sei. Das Universum ist das Universum. Eine Rose ist eine Rose.


Freundlich und liebend

P.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 06.11.2013, 18:22

"Esel sind nicht störrisch, sondern sie sind feinfühlig und vorausschauend; sie schützen Blinde vor dem Sturz in den Abgrund".

Das gefällt mir.

Lässt mich an "Platero" denken, den kleinen Esel aus der Feder von Juan Ramón Jimenénez, für den er 1956 den Nobel Preis erhielt.


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