Herkunft

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
wolpertinger

Beitragvon wolpertinger » 19.11.2013, 09:04

Herkunft

Ich komme von dem Ort
der geduldeten
zweisilbigen Wörter
(der Friede war groß mit Bonbonpapier
in den Ohren)
den meerumrandeten Blinden
versprengten
neunfingrigen
rührigen
und suppekochenden Partisanen
von sandäugigen Engeln gevögelt
der tiefstehenden Sonne geritten
vier Finger
in den Löchern der Boote
die andere Hand
an gewaltigen Frauen
Von alledem bin ich
ein Fragment

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 23.11.2013, 18:06

Hallo,

Herkunft, nicht Heimat

Dein Ort der geduldeten zweisilbigen Wörter – für einen Menschen der Sprache muss das ein Kerker gewesen sein. Diese Begrenztheit kommt mir bekannt vor. Wenn auch in anderer Erscheinung. Eher als Beschränkung des Weltgeschehens auf eine bestimmte schematisierte politische und soziale Sicht. Kein Platz für Ideen oder Nachdenklichkeit. Oder Träumereien (dafür muss ich nicht aus der DDR herkommen). Eher ein Ort des kritischen Gehorsams.

…Fragment, nicht Teil

Man schleppt das hinter sich gelassene mit sich rum, obwohl man gar nicht dorthin passte und fortgegangen ist. Die Herkunft gehört für immer zu einem? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so sehe. Vielleicht ja, vielleicht nein.

Mit Herkunft assoziiere ich jetzt Zukunft. Aber immer noch nicht Heimat. Sehr gerne habe ich mir zu diesem Text Gedanken gemacht, die ich gar nicht alle aufschreibe.

Viele Grüße
Dede

P.S. Bei den neun Fingern denke ich an das Lied…da bleiben nur noch neun!

wolpertinger

Beitragvon wolpertinger » 23.11.2013, 18:43

Hallo Dede,
danke für Deine Gedanken zu dem Gedicht.

Aber:"Kein Platz für Ideen oder Nachdenklichkeit. Oder Träumereien"... Da muss ich vehement widersprechen.

Grüße
Wolf


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