Rilke

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 19.12.2013, 10:40

Umgeben von Gebeten
und alttestamentarischem Kram
finden wir ihn,
den ewigen Dichter,
den Entdecker der Seele
von ewigen Städten,
Sänger der Liebe,
des Todes,
der alltäglichen Dinge.
Von eingestürzter Kathedrale
der goldene Schrein:
Rilke, ein sanfter Panther,
der nicht aufhört zu sein.
Zuletzt geändert von Klimperer am 11.03.2014, 19:20, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.03.2014, 00:29

Hola Carlito,

dein Gedicht hab ich total übersehen. Ich finde es fein aufgebaut. Aber in diese Zeilen
Klimperer hat geschrieben:Rilke, ein sanfter Panther,
der nicht aufhört zu sein

bin ich richtig verliebt. :love:

Saluditos
Gabriella

Quoth
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Beitragvon Quoth » 09.03.2014, 07:31

Hallo Klimperer, der von Dir Vergöttlichte hat auch den kriegsgeilen Cornet geschrieben, den mein Opa im Tornister hatte, als er nach Verdun sterben ging. Ich halte nicht viel von solchen Huldigungen - jeder, auch der genialste Autor hat hat Schattenseiten, und die sollte man nicht ausblenden. Und war nicht Vieles, was Rilke schrieb, vor allem sehr kunstfertig?
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

aram
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Beitragvon aram » 09.03.2014, 10:01

lieber klimperer,

welche empfindung und berührung immer hinter dem text stehen mag, kommt darin nicht zum ausdruck - ich empfinde die aussagen als - worthülsen ohne prüfbaren inhalt, gefühlchen, allgemeinplätze, senf.

"den ewigen dichter / den entdecker der seele"

aha.

liebe grüße.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 09.03.2014, 10:36

Hola Gabriella!

Erst jetzt, wo Aram einen Kommentar darüber schreibt, lese ich deinen, es tut mir Leid.

Es stand so lange eine große, einsame O neben Kommentare, dass ich das Gedichtchen vergessen wollte.

Ich finde auch sehr gelungen die Versen die du erwähnst, weil man sich den Panther mit seinem Schluss gleich vergegenwärtigt.

Ich danke dir vom Herzen

Carlos

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 09.03.2014, 10:52

Hallo Quoth!

Es tut mir Leid wegen deines Großvaters.

Ich habe einmal ein altes Foto von Soldaten gesehen, kurz vor ihrem Einsatz bei einer Schlacht ...

Jeder einzelne Mensch ist mir wichtig.

Ich vergöttere aber keinen, auch Rilke nicht. Ich schreibe ja "umgeben von Gebeten und alttestamentarischem Kram finden wir ihn" ... Ich habe alle seine Schriften gelesen, wirklich gut finde ich etwa einen Drittel, nicht mehr. Die wirklich gute Gedichten, die die man sehr gut kennt, so wie "Der Panther", sinnd nicht viele.

Eigentlich ist jeder Dichter, viele auf jeden Fall, als Mensch eher eine traurige Gestalt. Lies zum Beispiel über das Leben des "göttlichen" Rimbauds oder seines Geliebten, Verlaine, der auf ihn mit einem Revolver schoss ...

Wie gesagt, ich vergöttere niemanden, es geht gar nicht!

Ich danke dir für deine Rückmeldung,

Carlos

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 09.03.2014, 11:05

Lieber Aram!

Findest du Senf nicht gut?

Ich sage von Rilke, er sei "der Entdecker der Seele von ewigen Städten".

Das habe ich geschrieben, unter dem Eindruck seiner Gedichten über Venedig und Rom.

Manche Gedichte von Reiner Maria Rilke gehören zu den Besten der deutschen Lyrik.

Wie dem auch sei: Ich wünsche dir weiterhin einen schönen, wenn auch verfrühten Frühling!


LG

Carlos

DonKju

Beitragvon DonKju » 09.03.2014, 13:02

Hallo Carlos,

sicher kann man das als Hymnus lesen, muss es aber nicht zwingend tun ...

Einige kleine Ideen:

"...
und alttestamentarischem Krimskrams [arbeitet m.M. nach den Charakter der Passage stärker heraus]
finden wir ihn,
den ewigen Dichter,
den Entdecker der Seele [erscheint mir grammatisch korrekter]
von ewigen Städten,
..."

Vielleicht sollte ich den Rilke mal wieder aus dem Regal ziehen ...

Mit Sonntagsgrüßen der DonKju

Quoth
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Beitragvon Quoth » 10.03.2014, 15:58

Hallo Klimperer,

mit zweimal "ewig" in Deinem Text durfte ich ihn schon als Hymne auffassen, denn "ewig" ist bekanntlich ein konstituierendes Merkmal von :frage:

Freilich hat "ewig" auch eine banalere Beduetung, etwa in der Zusammensetzung "ewiger (notorischer) Junggeselle". War Rilke auch in diesem Sinne ein "ewiger Dichter"? Schon, würde ich sagen, denn er verstand es ausgezeichnet, sich als Poetenexistenz zu inszenieren - aber darüber weißt Du sicherlich mehr als ich, und Dein Text ist ein Zeugnis der Aura, mit der er sich zu umgeben wusste. Berühmt sein Begräbnis mit den vielen verwitweten Musen ... :-)

Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.03.2014, 18:52

Lieber DonKju!

Ich habe im Lexikon nachgeschlagen ...

Unter Krimskrams versteht man wertlose kleine Sachen ... Und klein sind diese alttestamentarische Sachen beileibe nicht!

Sie sind eher monströs. Es gibt mit Sicherheit eine bessere Bezeichnung, dieses "Kram" ist nur ein saloppes Provisorium.

Deinen anderen Vorschlag nehme ich gerne an. Danke.

Abgesehen von etwa einem Drittel von Rilkes Gedichten, und den "Duineser Elegien" (die Sonette an Orpheus fand ich nicht gut) finde ich seine Prosa Stücke ausgezeichnet, vor allen Dingen sein längstes Prosawerk, "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", wo er seine Erlebnisse in Paris bearbeitet, aus der Zeit, in der er Privatsekretär von Rodin war.

LG

Carlos

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.03.2014, 19:09

Hallo Quoth!

Ich lese gerade den Roman 1913, von Florian Illies, da kommt auch Rilke in der Rolle vor, die du ihm zuweist.

Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der, aus der Nähe betrachtet, nicht schwach und widersprüchlich wirken würde.

Interessant finde ich diese Sache, wenn es um Sänger geht, oder Musiker: Eine schöne Stimme, eine schöne Melodie setzen unseren Verstand außer Kraft. Es ist schwieriger, solche Menschen nicht zu vergöttern.

Wir fallen in einer Art Hypnose, die uns die banalsten Texten, solange sie von der schönen Stimme getragen werden, wunderbar erscheinen lassen.

Das Thema ist lange nicht erschöpft, ich wollte nur ein wenig plaudern.

LG

Klimperer

aram
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Beitragvon aram » 24.03.2014, 02:11

Klimperer hat geschrieben:Lieber Aram!

Findest du Senf nicht gut?

Ich sage von Rilke, er sei "der Entdecker der Seele von ewigen Städten".

Das habe ich geschrieben, unter dem Eindruck seiner Gedichten über Venedig und Rom.

Manche Gedichte von Reiner Maria Rilke gehören zu den Besten der deutschen Lyrik.

Wie dem auch sei: Ich wünsche dir weiterhin einen schönen, wenn auch verfrühten Frühling!


LG

Carlos


hola carlos, danke für deine frühen frühlingswünsche, verzeih die späte antwort -

ich hatte damals deinen hymnus gelesen, und gabriellas kommentar dazu - da sprang mich an - "siehste, so kann es gehen - just einen vers, in den sich die eine geradezu verliebt, schwächelt für den nächsten ganz besonders" - im grunde wollte ich nur diese einfache 'erkenntnis'/verblüffung kundtun...hab mich dann aber wie's manchmal meine art ist sachdienlicher und begründeter auszudrücken versucht; ging natürlich in die hose.-)

"der entdecker der seele / von ewigen städten" kann ich nur schwerlich als enjambement lesen - deutlich würde das erst bei nochmaligem genetiv / 'ewiger städte' - ungewohnt aber auch dann, dass 'seele' weder als großes ganzes ('seelenmeer'), noch als 'individualseelen' zu lesen wäre, sondern als zwischending - 'ewige' städte teilten dann 'eine seele', andere nicht (ist so denk-, aber bei wahlweiser alternativer lesart schwer fassbar)

senf finde ich gut! - ich hab extra ein nettes wort gesucht.-)

im ernst - wenn man so verschiedenes empfinden, und sich daraus ableitende geschmackskriterien und denkkategorien zu textgestaltung pflegt wie anscheinend wir beide, kann es wohl schwierig werden, sich überhaupt sinnhaft konstruktiv auszutauschen, ohne jeweils aneinander vorbeizureden; das hätt ich schon länger einsehen können -

aber gerade in deinem fall finde ich das immer wieder schade und versuchs dann doch wieder - weil mich dein streben nach einfachen weisen berührt - du aber im ästhetischen so anders, oft diametral, zu empfinden scheinst, dass ich es symphatisch, interessant, potenziell bereichernd finden würde, mich mit dir eben darüber auszutauschen zu können - aber leider kann ich halt auch nicht über meinen schatten springen .-) - sieh mir das bitte nach - natürlich will ich deinen text nicht einfach runtermachen, aber genau so kommts wohl rüber.
ich finde, er bleibt entweder massiv hinter seinen möglichkeiten zurück, und wenn nicht - wozu existiert er dann überhaupt, als 'geschmäckle'? deshalb sagte ich 'senf'. ein 'schwacher text' ("ewig/ewig", bildüberfülle in schrägen sprüngen - rilke sei "goldener schrein" und quasi im selben atemzug auch noch "sanfter panther" [dieser 'panther' wirkt auf mich, als würde jemand auf seinen tadellosen opel astra einen heckflügel schrauben, auf dem 'a tribute to ferrari' steht]; pathos und so) kann doch einen 'starken dichter' nicht ans licht stellen, erwiese ihm höchstens einen bärendienst, falls er dazu überhaupt in der lage wäre - also gut, so sehe ich das halt; aber bitte sei versichert: dass sich das auf den text, keineswegs auf "dich" bezieht. zu dir hätte ich durchaus gern 'kontakt' - nur sind das wohl keine guten voraussetzungen zwischen uns beiden, deshalb stattdessen - einfach ein gruß von herzen!

auch dir einen schönen frühling!

aram


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