Haiku, 03.02.14

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Wolfgang

Beitragvon Wolfgang » 03.02.2014, 18:13

in augenhöhe -
sein gespräch mit dem portrait
des vaters

Niko

Beitragvon Niko » 03.02.2014, 18:37

Ob's ein haiku oder gar ein senryu ist, Wolfgang, vermag ich nicht zu sagen. Allerdings greift es mich inhaltlich. Ein sehr starkes und stimmiges Bild. Den Bindestrich in der ersten Zeile braucht es für mein empfinden nicht. Der Zeilenumbruch reicht da völlig aus. Statt "sein" würde ich "ein" bevorzugen. Und wäre "auf augenhöhe" nicht richtiger?

Sehr gern gelesen!

Beste grüße-niko

Wolfgang

Beitragvon Wolfgang » 03.02.2014, 20:20

Danke Nico für Deinen Zuspruch!

Deine Überlegungen zielen in die Richtung, die ich mir auch gemacht habe. Kurz zur Begründung:

"in augenhöhe": natürlich sagt man: Auf Augenhöhe. Das wiederholte "au" war mir aber eine Spur zuviel. Es klingt nach: Au! Au! Und das wollte ich nicht.

Den Bindestrich kann ich streichen, den habe ich nur gemacht, weil ich das bei anderen gesehen habe.

Was nun das "sein" oder "ein" betrifft, waren meine Überlegungen folgende:

Liest man Zeile 1 und 3 zusammen, ergeben sie: in augenhöhe des vaters. Das lyr. Ich ist nicht auf Augenhöhe des Vaters, es ist nur - irgendwie - in der Nähe der Augenhöhe, auch ist es nicht der Vater, sondern nur das Portrait des Vaters; der Text drückt also Distanz aus. "Sein" Vater wäre emotional und würde Nähe ausdrücken. Zwischen den Beiden gibt es aber keine Nähe. Warum sollte das lyr. Ich sonst mit dem Portrait reden und nicht mit dem Vater? Ich meine, das Haiku macht nur dann einen Sinn, wenn man berücksichtigt, dass es hier um Nähe und Ferne geht. Und das ist auch emotional gemeint! Es ist "sein" Gespräch mit dem Vater. Damit der Vater "sein" Vater würde, müsste der eine Nähe zum lyr. Ich finden.

Ist das logisch oder nur kompliziert und verdreht?

Danke!

Wolfgang

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 03.02.2014, 21:18

Wenn wir Bilder aufhängen, sagen wir "in Augenhöhe". Da es hier ja u. a. auch um ein Bild geht, passt es ja! Und in deinem Sinne, Wolfgang, kann ich es auch gut deuten.

ecb

Beitragvon ecb » 03.02.2014, 21:39

Ich glaube, daß der Leser bei "in Augenhöhe" die Redewendung, die übertragene Bedeutung von "auf Augenhöhe" mitliest; so ging es mir jedenfalls.

Eine gute Idee, Wolfgang, mich hat sie unmittelbar angeregt. :daumen:

Liebe Grüße
Eva

DonKju

Beitragvon DonKju » 04.02.2014, 16:53

Hallo Wolfgang,

zunächst zum Text (der ja das Wichtigste ist): Du erzählst in den drei Zeilen eine ganze Geschichte und lässt dem Leser genug Raum, sich etwas dazuzudichten ... Bleibt nur dieses stumme Zwiegespräch, da der Vater tot ist? Hat man sich vielleicht unrettbar zerstritten? Nur zwei mögliche Optionen ... fein, sag ich!

Was nun die Kategorisierung angeht: Darüber ließe sich seitenlang schreiben und disputieren, aber macht das Sinn? Muss eine Kategorisierung eigentlich sein? Man hätte dieses Textlein auch einfach mit "zwiegespräch" betiteln können, oder?

Dazu grüßt der DonKju

Klara
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Beitragvon Klara » 04.02.2014, 17:06

Hallo Wolfgang,

finde ich gut gelungen, deinen zahnlosen Hai :)
(Kuh?)

herzlich
klara


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