Seite 1 von 1
Reminiszenz
Verfasst: 17.05.2006, 15:56
von Franktireur
Der FRÜHE BENN
schrieb reihenweise
- das ist ja allgemein bekannt -
sozusagen serielle Hexameter
bevor er nihilistisch wurde
und erklärte:
EUROPA sei ein Nasenpopel
Der BENN DANACH
dagegen
schlug andere Töne an
im NACHTCAFE
bis auch ihm die Stunde schlug
BIG BEN HUR ganz kriegerisch
wird still-gelegt von ERICH
und FRIED kehrt ein in London
und schreibt was völlig anderes
Doch BENN, der SPÄTE FRIED
hat GOTT noch immer
VORNEWEG
(c)Franktireur
Verfasst: 17.05.2006, 16:04
von Louisa
Hallo Frank,
das gefällt mir sehr gut, vor allem weil ich die beiden Dichter sehr schätze. Benn kenne ich noch nicht sehr lange (und diese Bücherei besitzt keinen Gedichtband von ihm).
Besonders das Ende ist sehr gut! Auch die Wortspiele gefallen mir sehr. Schön, dass an tote Dichter erinnert wird.
Kritiklose Grüße, louisa
Verfasst: 18.05.2006, 21:45
von Herby
Hi Frank,
um deinen Text verstehen zu können, fehlt es mir an literarischem Wissen - und / aber gerade deshalb finde ich ihn toll und herausfordernd!
Ich kenne von Benn nur Texte aus der Sammlung "Morgue" ( Krebsbaracke, Schöne Jugend, Kleine Aster etc ), aber damit hat es sich auch schon.
Doch dein Text macht mich neugierig, Lücken zu stopfen!
Danke dafür!
LG Herby
Verfasst: 19.05.2006, 11:03
von Lisa
Hallo Frank,
ich muss zugeben, mir geht es wie Herby.
Ich kann mir vorstellen, dass dieser Text auch nicht dadurch kaputt geht, dass ein wenig verraten wird, um was für Bezüge es sich handelt, sodass eine Benn(Fried)-ungebildete Leserin wie ich genauer recherchieren kann. Besonders die Bezüge zwischen Benn und Fried würden mich sehr interessieren :grin:
Übrigens irritiert mich ein Wort, bzw. viel mehr der ort, an dem es steht, nämlich: "bevor". Die erste Strophe handelt ja eigentlich von dem "alten", frühen Benn und erfährt doch schon in sich eine Wegwendung vom frühen Benn (obwohl dieser dicken überschrift). Vielleicht würde ich das etwas feiner auseinanderhalten.
Liebe Grüße,
Lisa
Louisa, Herby, Lisa
Verfasst: 24.05.2006, 17:40
von Franktireur
Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren
Ich möchte das Gedicht so lassen, wie es ist;
die Wortspiele mit "davor", "danach", "bevor" sind Absicht - da gibts auch nix zu verfeinern.
Einen echten Bezug zwischen Benn und Fried gibts nicht, außer daß ich beide mag und einmal ein sehr langes Gespräch mit einem Dichter führte, der ebenfalls beide mag;
Was Benn und Fried vielleicht verbindet, ist ihre Gegensätzlichkeit.
Beide standen zwar ihrer Zeit/Welt kritisch gegenüber, doch
Fried nahm einen "aufklärerischen" (beinahe altruistisch zu nennenden) Standpunkt ein - Benn dagegen ging in Richtung Nietzsche (Nihilistische Kritik gegen den Nihilismus der Zeit/Welt).
Ich stelle halt bei mir häufig fest, daß ich es mag, verschiedene Blickwinkel zu lesen zu bestimmten Themen, und beiden zustimme; ich möchte weder Benn noch Fried missen müssen.
Das war's auch schon - das Gedicht sollte nur mal an die beiden erinnern, und daß es grundsätzlich auch sehr spannend sein kann, zwei derart unterschiedliche Dichter mal zu "vergleichen".
Gruß
Frank
PS: Das Gedicht sollte auch nicht zu ernst/wichtig genommen werden. Es ist eine kleine, experimentelle Spielerei, darum steht es auch hier in der Rubrik.
Verfasst: 26.05.2006, 18:01
von carl
Hallo Frank,
ich wollte Dich schon privatim fragen nach dem Zusammenhang Benn-Fried, was mir da entgangen ist...
Ich finde die Gegenüberstellung schon sehr intressant!!
Deswegen jetzt mal einige Wörter mit "gegen":
Ich kenne eigentlich nur den späten Benn, der junge lebt für meinen Geschmack zu sehr von einer Antihaltung gegen die bürgeliche Ästhetik. Gegen Georges Hohen Ton ist der auf den Sektionstisch gestemmte Bierkutscher sowas wie Uli Steins Pinguin mit dem Schild "Dagegen".
Der späte dagegen, Du weißt ja, "Satzbau" ist meine Lieblings-Reibungsfläche... Allerdings ist der späte ja auch nur ein Nachtrage zur Exitstentialismuspose, so für den allgemeinen Gebrauch des kleinen Mannes von der Straße.
Aber Fried mit seinem Enthusiasmus und jugendlich frischem Gerechtigkeitsempfinden: der ist doch erst ab '68 rezipiert worden? Oder täusche ich mch da??
LG, Carl
hi carl
Verfasst: 28.05.2006, 00:01
von Franktireur
Fried brachte bereits seit 1940 (im Exil) Gedichte heraus, aber erst Anfang der 60er wurde er in D bekannt durch Kontakte/erste Lesungen/Treffen bei und mit der Gruppe 47. Da war Benn, zugegeben, schon tot.
Na, wie dem auch sei, hätte ich geahnt, daß das hier zu Grundsatzfragen führt, hätte ich dieses (spaßig gemeinte) Gedicht gar nicht erst eingestellt.
Irgendwie bin ich es leid, nahezu alle Gedichte, die ich in der letzten Zeit eingestellt habe, dauernd inhaltlich "begründen/erläutern" zu müssen.
Ich habe nix gegen Kritik und Verbesserungsvorschläge, aber INHALTLICH begründen zu müssen, warum ich was schreibe, wie ich es schreibe, geht dann doch zu weit (war bei den letzten Texten fast immer der Fall, das nervt).
Nix für ungut.
Frank
Verfasst: 28.05.2006, 00:25
von Gast
Hallo Frank,
ich bin bei der Kritik dieses Gedichts keine echte Hilfe, aber mich beschäftigen auch eher deine Kommentare.
Deinem vorletzten Kommentar habe ich entnommen wie du dein Gedicht siehst.
Finde ich völlig in Ordnung und verstehe auch nicht so ganz, was Carl eigentlich möchte.
Mir ist in anderen Threads auch schon aufgefallen, dass die Textkritik häufig in den Hintergrund tritt, dafür geplänkelt oder um diese oder jene Redewendung gefeilscht wird wie auf einem Basar, oder aber der Inhalt hinterfragt wird.
Das gefällt mir auch nicht, aber so ist es nun mal in einem forum. Man trifft auf die unterschiedlichsten Menschen und eben auch deren Betrachtungsweisen.
Carl hat dich ganz sicher nicht persönlich angreifen wollen.
Bitte, lieber Frank, nimm es nicht so, als wenn er gegen dich als Person vorginge.
Sei keine Mimose
.gif)
Da ich dich, als ernsthaften Autor und Kritiker sehr schätze, musste ich dir das schreiben.
Liebe nächtliche Grüße und einen schönen Sonntag
Gerda
Verfasst: 28.05.2006, 06:29
von Franktireur
Hi Gerda,
tja, ich bin nicht sauer auf carl. Aber ich hatte schon etwas zum Gedicht geschrieben, wie du schon richtig bemerkt hast, und ich habe keine Lust, mich immer zu wiederholen. Eigentlich war das schon zu viel - denn ich schreibe einen Text wie diesen, weil mich Fried und Benn beschäftigen. Ich habe aber - nur, um das Gedicht erschöpfend zu erläutern - wahrlich keine Lust, nun auch noch seitenlange Abhandlungen zu schreiben über die beiden Dichter und ihre Werke.
Mir ist das in letzter Zeit häufiger aufgefallen, diese Art, Texte zu kommentieren (nicht nur bei mir), und ich muß sagen: das gefällt mir ganz und gar nicht, aus mehereren Gründen. Der wichtigste ist jedoch der, daß dabei inhaltliche Aussagen bemäkelt werden, Herangehensweisen - alles Dinge, die nicht zur Diskussion stehen sollten!
Sonst sind wir irgendwann so weit, daß wir einen Krimi lesen und dem Autor vorwerfen, er hätte keine "blonde Frau", sondern eine "schwarze Frau" sterben lassen sollen; und überhaupt: wieso Erschlagen und nicht erdolcht? Warum spielt der Roman denn in Hintertupfingen? Warum überhaupt ein Krimi? Warum nicht eine Romanze? uswuswuswusw.
Wo soll das enden???
Ich bin tatsächlich angenervt. Und das hat nix mit Mimosentum zu schaffen, Gerda.
Sonntagsgruß
Frank
Verfasst: 28.05.2006, 07:39
von Gast
Guten Morgen, lieber frank, ich habe dazu mal etwas in der Caféecke geschrieben.
LGG
Verfasst: 28.05.2006, 11:36
von Lisa
Hallo gerda und Frank,
ich schreibe später auch etwas zu deiner generellen Stellungnahme in der Cafeecke,die ich in vielen Punkten sehr wichtig finde.
Ich muss allerdings sagen, dass ich es nicht gerechtfertigt sehe, dieses Gedicht zum Anlass derselben zu nehmen.
PS: Das Gedicht sollte auch nicht zu ernst/wichtig genommen werden. Es ist eine kleine, experimentelle Spielerei, darum steht es auch hier in der Rubrik
Woher soll man das wissen, Frank? Für mich ist experimentell nicht mit Spielerei gleichzusetzen. Nehmen wir mal an, dass du mit deinem Gedicht wirklich bestimmte Bezüge zwischen Benn und Fried herausstellen wolltest, dann wäre dir ein bloßes zur Kenntnis nehmen doch auch nicht hilfreich gewesen.
Ich finde es daher legitim, nachuzfragen (es ging ja nicht um die Gedichtstruktur), denn das Gedicht
arbeitet ja mit Inhalten. Und wenn dieser Inhalt vom Autor verknüpft ist und so einen neuen Inhalt schafft, dann kann man diesen nur beim Autor erfragen. Und wer Interesse hat, der tut das.
Wenn du dagegen das Gedicht nicht weiter erläutern willst, ist das natürlich dein volles Recht, ich frage mich allerdings, warum du es dann hier reingestellt hast? Du hast doch nicht erwartet, dass dieses Gedicht auf Anhieb inhaltlich jeder verstehen kann? (sonst hätte es wohl auch weniger Spielcharakter).
Zu deinen anderen Gedichten kann ich nur sagen, dass sie oft das gesellschaftliche Themen ansprechen, woraus sich auf natürliche Weise inhaltliche Diskussionen ableiten.
Carls Anfragen finde ich völlig legitim, ich glaube einfach, dass er ein gründliches Hintergrundwissen hat, was Benn und Fried angeht udn daher konkretere Fragen hat.
Wenn dein Text diese nicht beantwort (en will/soll), dann ist völlig in ordnung, jedoch kein Grund um genervt zu sein. Carl kann ja deinem (und besonders nicht einem solch experimentellen) Gedicht ansehen, wie tief es in eine Thematik eindringen möchte.
Generell eine inhaltliche (auch ausführlich werdendere) Diskussion abzuriegeln scheint mir daher unsinnig. Das gehört zu Texten dazu. Formal wolltest du ja sowieso nichts mehr ändern.
So sehe ich das :grin: (ich und nicht der Blaue Salon)
Lisa
Verfasst: 28.05.2006, 12:39
von Gast
Danke, liebe Lisa für die ausführliche Stellungnahme.
Ich antworte dir in der Caféecke.
LGG
Verfasst: 28.05.2006, 13:48
von Max
Hallo,
ich denke, dass die Trennung vomn Inhalt und Form nicht ganz einfach ist und habe mich dazu auch in der Cafeecke geäußert.
Viele Grüße
Max