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morgen die ganze welt

Verfasst: 08.03.2014, 18:44
von Niko
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Verfasst: 09.03.2014, 07:25
von Quoth
Hallo Niko, mit so einem Text handelst Du Dir das Problem ein, dass auch Frau Clinton zu schaffen machte, nachdem sie Putin mit Hitler verglichen hatte. Ich brauche das nicht weiter auszuführen, Du weißt schon, was ich meine: Du möchtest Putin herabsetzen und setzt unabsichtlich die Nazis herauf ... Hätten die sich aber auf bloße Machtpolitik mit Territorialgewinnen beschränkt, sie wären nicht die absoluten Bösewichte, die sie für die Welt sind, und auch eine Gleichsetzung der Schwulenhatz mit dem Rassismus scheint mir schief. Ich freue mich immer, wenn in Foren mal nicht über Wetter und Jahreszeit geredet wird - aber es ist schwer!
Gruß
Quoth

Verfasst: 09.03.2014, 10:55
von Niko
hallo quoth,
danke für deine rückmeldung!
politische gedichte ist seit je her eine kribbelige sache. ich muss gestehen, dass es mich etwas überwindung gekostet hat, dieses gedicht zu posten. und alleine diese tatsache hat mich erschrocken.das man zögert, seine meinung öffentlich kund zu tun, dass man eventuell harsche kritiken (zu den ansichten!) meiden will. ich glaube, es ist auch ein problem der zeit, sich bedeckt zu halten, nicht allzu konkret zu werden, damit man einen nicht festnageln kann.
zum text selbst: ich halte ihn handwerklich für schlecht. es war mir aber letztendlich nicht das herausragend wichtige, formal perfekt zu sein, sondern um die aussage. politische gedichte sind verdammt schwer, weil sie sehr speziell sind. ähnlich wie beispielsweise erotische gedichte. die gratwanderung ist sehr schmal. schnell wirkt es zu flach oder - aufgrund der bemühungen, es gut zu machen, wirds dann komisch oder harmlos.
die ansicht, durch die gleichstellung von putin und hitler würde ich die nazis heraufsetzen, teile ich nicht. wohl aber, das putin dadurch herabgesetzt wird. es ist immer ein ungeheuerlicher vorgang, so scheint mir, wenn man das wort "Hitler" in den mund nimmt. dieser wahnsinnige ist immer noch ein riesenthema in deutschland, das immer noch ein heißes eisen ist. bemühungen, das zu ändern, beispielsweise im politischen kabarett, stoßen immer noch auf zuviel reaktion. dieser wahnsinnige wird immer noch gerne im allgemeinen ausgeklammert. reaktionen anderer länder auf dieses thema schlagen darüber hinaus immer noch in die deutsche magengrube. und über israel darf man offen nicht negativ reden. weil wir ja eine generalschuld haben...
putinhat ein erschreckend ähnliches muster wie adolf der abartige. das habe ich im gedicht darlegen wollen. man hat natürlich durch hitler gelernt, ist wachsam bei territorialen einverleibungen und allen anzeichen, die in die richtung gehen. aber putin findet - genau wie hitler - einen weg, seinen kopf durchzusetzen. über die befindlichkeiten der gesamten westlichen weld hinweg. was auf der krim läuft, ist meiner meinung nach mehr als ein muskelspiel. das einzige, was putin hitler voraus hat, ist vielleicht die eingesetzte hirnmasse. heutzutage muss man - dank hitler - mit solchen machtspielchen etwas subtiler umgehen. das kann er wohl ganz passabel.
schwulenhass und rassismus im vergleich - da hast du recht. das hinkt etwas. ich hätte mich mehr mit den gesellschaftspolitischen hintergründen des putin-regimes auseinandersetzen sollen. aber dennoch: was gleich ist, ist das schaffen von feindbild für die gesellschafft. und den irrwitz des ganzen....- im hitlerregime mussten die stammbäume hochrangiger politiker bereinigt werden, damit man die "judenfrage" konsequent behandeln konnte. und würde man in russland konsequent vorgehen, müsste ein nationalheld wie tschaikowsky posthum ausgebürgert, seine denkmale gestürzt werden. denn er war schwul und hat sich - so ich weiß - darumda s leben genommen.
es ging mir im text weniger um nazis und kommunisten, sondern um die gegenüberstellung zweier machtbesessener totalitärer despoten.
ja......politische gedichte und die daraus oft folgende diskussion sind immer schwierig, weil sie nicht selten in übersteigerten diskussionen und persönlichen angriffen enden. aber ich habe immer die hoffnung, dass es dennoch mal gelingt, sich konstruktiv darüber auseinanderzusetzen.
danke dir, quoth!

beste grüße: niko

Verfasst: 09.03.2014, 14:10
von pjesma
bedeckt zu halten, da hörte ich auf zu lesen niko. propaganda schafft es, dass die leute sich bedeckt halten, und unter diesem haltung geschehen untaten...hatten wir schon. da haben sich viele bedeckt gehalten anstatt aufzuschreien....ne, da ich hier nicht konstruktiv kann, und persönlich nicht will...schenke ich dir einen link http://kenfm.de/
lg

Verfasst: 09.03.2014, 14:16
von Niko
Du sprichst in rätseln, pjesma. Es wäre schön, wenn du die zusammenhänge mit aufschreibst, damit ich zusammenhänge sehen und verstehen kann.

Danke -mit bestem gruß
Niko
Ach ja...danke für den link. Mir sind interessen politischer oder wirtschaftlicher natur völlig schnurz. Mich interessieren menschen und gerechtigkeit. Würde europa wie putin handeln, würde ich nicht anders reagieren.

Verfasst: 09.03.2014, 14:25
von Nifl
erst feindbilder setzen

auch dein Text setzt Feindbilder und das macht ihn schlecht.

Gruß

Verfasst: 09.03.2014, 14:50
von pjesma
jessas niko " menschen und gerechtigkeit. Würde europa wie putin handeln, würde ich nicht anders reagieren."
tut sie doch ja auch. horche hinein, es hilft bei "politischem" gedicht nicht zu argumentieren mit ich möchte nur dass sich alle lieb haben.
kopfschüttelnd und ab, pjesma

Verfasst: 09.03.2014, 15:45
von Niko
Welche Voraussetzungen muss ein autor mitbringen als Legitimation zum schreiben eines politischen gedichtes?
A) politiker und autor
B) historiker und autor
C) mensch und autor

Lieber nifl,
betrachte es als stilmittel
Beste grüße - niko

Verfasst: 09.03.2014, 15:56
von Pjotr
Wie Quoth finde ich es schön, wenn mal nicht über Botanik geredet wird.

Diese spezielle Diskussion hier finde ich zudem auch lustig, weil jeder und keiner Recht hat (mich natürlich mit eingeschlossen).

Zum Beispiel schreibt Nifl im Prinzip nichts anderes als: "auch dein Text setzt Feindbilder und das macht ihn zu meinem Feind."

Ein Feind ist dasjenige, was schlecht für einen ist.

Reduziere die Schlechtigkeit auf deiner Seite. Ich reduziere ja auch die Schlechtigkeit auf meiner Seite. Lasst uns reduzieren auf die totale Neutralität. WOLLT IHR DAS DODAAALE GRAU?

Oder: Zum Beispiel schreibt Niko wortwörtlich: "Mir sind interessen politischer oder wirtschaftlicher natur völlig schnurz. Mich interessieren menschen und gerechtigkeit." Genau. Nieder mit der Regierung und mit der Wirtschaft. Wir regieren und bewirtschaften jetzt uns selbst. Also. Aufauf mit unserer Regierung und unserer Wirtschaft. Jetzt regiert und wirtschaftet jeder für sich. Anarchie! Nein, Scherz. Wir müssen Vertreter wählen. Also. Aufauf, lasst uns Vertreter wählen!

Und was meint das rätselhafte Schreiben Pjesmas? Man solle sich NICHT bedeckt halten? Aber Niko hält sich doch auch NICHT bedeckt, wenn er sich hier offen äußert. Und warum verschwindet Pjesma jetzt "kopfschüttelnd ab" ins Bedeckte?

Widersprüche, Widersprüche.

Wiedersprüche, Wiedersprüche. Immer wider.


Ahoy.




Verfasst: 09.03.2014, 16:02
von Eule
Die "Egoshooter"-Mentalität scheint oft immer noch schwer im Kommen zu sein ... ;-)

Verfasst: 09.03.2014, 16:08
von pjesma
pjesma verschwindet ins sonnenschein. es ist ihr zu schade die zeit zu verlieren, bei soooo einem tag über ein gedicht das ihres meinungs nach thematisch nicht genügend reflektiert ist, handwerklich unscheinbar und befindlichkeitsmäsig voll... befindlichkeiten. später vielleicht. wenn sie nicht mehr in 3rd person spricht ;-)
lg

Verfasst: 09.03.2014, 19:59
von Niko
du hast schon recht, pjotr. wiedersprüche allerorten. und hier im eigenen land gibt es genug missstände, die anprangerungswürdig sind. das tut man nicht. wir sind alle - im groben - viel zusehr eingelullt von dem, was uns vorgeschrieben wird. und oft genug und immer wieder der entsetzliche satz: die machen ja doch, was sie wollen....

vielleicht sehe ich mit zunehmendem alter alles etwas verklärter, aber ich frage mich, wann hier in deutschland die letzte großdemo war. wann war der letzte offene und gerne auch wütende protest über die vielen missstände hier im eigenen land? geschweige denn über die eklatanten probleme andernorts. kinderarbeit, frauenrechte, unterdrückung - es wird viel zu wenig protest erhoben. so ist dann ein "politisches gedicht" zuminderst ein kleines wimmern statt ein großer aufschrei. aber nun.......immerhin, denke ich.
und gemessen an den innerdeutschen problemen, die -wie erwähnt - auch nicht ohne sind, sind solche probleme rund um die ukraine und putin FÜR MICH treten und vor allem verhöhnen der menschenrechte andersdenkender.

liebe grüße - niko

Verfasst: 09.03.2014, 20:27
von Quoth
Es gibt ja, lieber Niko, politische Lyrik nicht nur als konkreten Protest. Das größte politische Gedich ist nach wie vor für mich Brechts "Am Grunde der Moldau wandern die Steine ..." Da wird kein konkreter Missstand angeprangert, sondern das ständige Drängen auf Wandel - "Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine" - in den Mittelpunkt gestellt. "Am Spülsaum von Jalta, da rollen die Kiesel, die Frau mit dem Spitz promeniert auf und ab ..."

Gruß
Quoth

Verfasst: 09.03.2014, 22:18
von Niko
Kann es sein, dass brecht keine konkreten missstände benannte, weil es sein leben bedroht hätte? Es gehört zu den vorzügen der lyrik, anzuklagen, ohne es wirklich zu tun.

Beste grüße-niko