Schwalbenfall

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Gartenzaunakrobat

Beitragvon Gartenzaunakrobat » 09.04.2014, 14:41

Schwalbenfall

Tote Augen blitzen
Alte Männer tanzen
Augenblicke flitzen
Traum ohne Instanzen
Zuletzt geändert von Gartenzaunakrobat am 11.04.2014, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.04.2014, 10:05

Hallo Gartenzaunakrobat,

erst einmal herzlich Willkommen im Forum. :)

Hier reimt sich zwar einiges, aber blitzen und tanzen reibt sich für mich so stark aneinander, dass keine Harmonie für mich entsteht. Das passt zwar wohl inhaltlich, trotzdem stört es mich hier.
Zweimal Augen würde ich versuchen zu vermeiden. Ob tote Augen blitzen können ... zumindest eine sehr ungewöhnliche Sicht, worauf sich der Traum ohne Instanzen beziehen könnte. Hm. Vielleicht steht ich auch noch auf der Leitung.

Der Titel scheint mir wichtig zu sein, deshalb würde ich ihn nochmal im Kopfposting darüberstellen, da er im Betreff leicht untergeht.

Nicht als Vorschlag gedacht, aber es ist interessant ist, was passiert, wenn man noch ein wenig mehr weglässt:

Schwalbenfall

Alte Männer tanzen
Augenblicke im Traum
ohne Instanzen



Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 10.04.2014, 11:27

Mir geht es mit dem Gedicht genau umgekehrt wie Flora - das hätte ich nicht gedacht :-)

Ich bin eine Freundin von Wortgesten (habe mich schon früher zu diesem Thema ausgelassen) und sehe im "blitzen" eine Aufwärtsbewegung wie einen nach oben gestoßenen Speer, während "tanzen" sich mir als Bewegung in Gegenrichtung darstellt, etwa wie das Springen eines geprellten Balls. Noch stärker sehe ich dieses Aufprellen in dem Wort "Instanzen".

Diese Gesten wirken in dem kurzen Gedicht derart stark auf mich, dass ich mich selbst ermahnen muss, auch dem Inhalt Aufmerksamkeit zu schenken. Aber ich mag tanzende alte Männer sehr gern. ;o)

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

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Beitragvon Ylvi » 10.04.2014, 13:20

Huhu Zefi, bei mir erzeugt die Blitzen-Tanzen-Kombination ungefähr das gleiche Gefühl, wie wenn jemand mit dem Fingernagel über die Tafel quietscht. Da hat der Ball mindestens Schüttelfrost. :o))
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Beitragvon Zefira » 10.04.2014, 13:33

Wortgesten sind eine sehr persönliche Sache - hab ich schon öfter festgestellt. Ich vermute, da arbeitet das Gehirn ähnlich wie beim Umgang mit abstrakter Kunst.
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Beitragvon Pjotr » 10.04.2014, 15:14

Was ist eine Wortgeste?

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Beitragvon Zefira » 10.04.2014, 15:31

Wortgesang

Besser kann ich es nicht erklären ...
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Gartenzaunakrobat

Beitragvon Gartenzaunakrobat » 10.04.2014, 20:11

Hallo miteinander :)

Vielen Dank erstmal, Flora, für die Begrüssung. Dass diese Reibung zwischen ''blitzen'' und ''tanzen'' entsteht, war durchaus beabsichtigt und ich bin froh, dass es auch auffällt. Denn was der Titel eigentlich ansprechen soll, ist der umgangssprachliche Begriff Bordsteinschwalbe. Denn bei einem Vogel weiss man nie, ob er nach unten fliegt, oder ob er fällt. Vielleicht war es ein bisschen weit hergeholt. Doch so entstehen zwei Gruppen von Menschen: die alten Männer und die ''Schwalben''. Zwischen diesen besteht keine Harmonie.

Dass tote Augen nicht blitzen, ist natürlich klar. Daher muss das ''Blitzen'' wo anders her stammen. Oder vielleicht bildet man sich dieses Blitzen auch nur ein. Vielleicht meint man auch nur, dass die Schwalbe fliegt. Ein Fehler der alten Männer?

Dass sich einiges reimt, kann ich nicht abstreiten. Ich bin relativ jung und versuche mich gerade im Schreiben zurechtzufinden und halte ich mich noch eher an die traditionellen Formen, bevor ich mich weiter ins Moderne wage. Man könnte sagen, ich beruhige mich noch mit 'ner Gehhilfe.

Die Wiederholung der Augen mag ich eigentlich sehr. Vielleicht ist das ja einfach Geschmackssache :)

Und Zefira, die Beschreibung mit der gegenseitigen Bewegung finde ich sehr, sehr treffend. Hab ich nicht ganz so beabsichtigt, aber nehme ich gerne an.

Gruss
der Akrobat

DonKju

Beitragvon DonKju » 13.04.2014, 16:43

Hallo Gartenzaunakrobat,

also, hätte ich nun Deinen Kommentar nicht gelesen - auf die Assoziation zur "Bordsteinschwalbe" wäre ich im Leben nicht gekommen - also für mich sollte es da schon ohne Akrobatik gehen, aber das ist meine persönliche Meinung. Dazu in Bezug gesetzt, tanzt der Text ganz hübsch um's Thema, also als Titel vielleicht "Schwalbenfall vom Bordstein" oder so?

Sonntagsgrüße vom DonKju

Gartenzaunakrobat

Beitragvon Gartenzaunakrobat » 15.04.2014, 00:50

Hallo DonKju

Vielen Dank für den Hinweis. Als Verfasser habe ich das Thema so stark im Hinterkopf, dass ich die ´´Akrobatik´´ als weniger aufwendig empfunden habe. Den Titel werde ich ändern. In welcher Form muss ich mir allerdings noch überlegen.

Gruss
der Akrobat (da passt mein Name ja ziemlich gut)


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