was ich bin, III

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 20.07.2014, 22:34

.
eine landschaft
nah am wasser

uneben und rau
die haut
durchschlingen risse

und das wissen
um deine sanftheit

lässt das land
verdursten

könnt ich nur
trinken, dein wort,
deine stimme

(versagt)





(es folgt noch ein vierter und letzter teil)


"ach" vor "könnt ich nur" getilgt
.
Zuletzt geändert von birke am 21.07.2014, 08:28, insgesamt 1-mal geändert.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.07.2014, 23:57

Liebe Diana,

ganz neugierig, wie deine Reihe weitergeht, hab ich es sofort gelesen und finde es sehr gelungen. Nur die letzte Strophe ist mir zu larmoyant, durch das "ach"
birke hat geschrieben:ach, könnt ich nur
trinken, dein wort,
deine stimme

(versagt)

könnt ich nur trinken
dein wort
deine stimme

(versagt)



Vllt. so, was meinst du?

Liebe Grüße
Gabi

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 21.07.2014, 01:20

hallo birke, 'durchschlingen' ließe sich hier bloß graphisch/ zweidimensional verstehen, ansonsten entsteht ein eher gruseliges bild - finde das passt nicht recht.
liebe grüße!

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 21.07.2014, 08:26

hallo ihr zwei,

jou, hast ja recht, liebe gabi, das "ach" fliegt gleich raus!

hm, ich sehe, was du meinst, lieber aram, allerdings meine ich, dass es schon so genannt werden kann. es ist ja nur von der haut, der oberfläche die rede, dann meint das "durchschlingen" auch nur diese schicht und das ist mmn durchaus passend. ein "durchziehen" oder "durchschlängeln" zum beispiel wäre mir an sich zu schwach hier.

danke sehr für eure rückmeldungen!

liebe grüße
birke
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 21.07.2014, 13:53

liebe birke, haut ist nicht bloß oberfläche; wenn risse in der haut diese 'durchschlingen', wirkt das auf mich ziemlich schräg - ich finde, dadurch holpert an dieser stelle das projizieren des landschftsbildes auf den körper zu stark - da gäbe ich die versuchte kohärenz eher gezielt auf, durch direktes beziehen topographischer auf körperbezogene begriffe ('flüsse durchziehen die haut' o.dgl., n.z.bspl) - aber wir können natürlich unterschiedlicher ansicht sein.
liebe grüße!

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 21.07.2014, 15:16

nun ja, auch oder gerade die erde kann risse aufweisen, sogar tiefe, vor allem, wenn sie trocken ist.
so dachte ich... und deshalb holpert das bild für mich eigentlich nicht. mir scheint tatsächlich, hier sind wir unterschiedlicher ansicht, aram, was ja aber nicht schlimm ist. :)
(ich hatte auch im schreibprozess mal an "furchen" statt "risse" gedacht... aber ob es das besser machen würde?)
liebe grüße,
birke
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 21.07.2014, 16:22

birke hat geschrieben:(ich hatte auch im schreibprozess mal an "furchen" statt "risse" gedacht... aber ob es das besser machen würde?)

"Furchen" fielen mir vorhin auch ein, Diana, aber ich denke nicht, dass es etwas ändert. Ohne das "Ach" gefällt es mir sehr gut.

Liebe Grüße
Gabi

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 21.07.2014, 16:26

nee, liebe gabi, so isses.
außerdem brauche ich das wort auch wegen des klanges, wegen der assonanz:

durchschlingen risse - wissen

danke noch mal, freu, und ja, mir gefällt es ohne ach nun auch besser ;-)

liebe grüße
diana
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 21.07.2014, 18:33

birke hat geschrieben:nun ja, auch oder gerade die erde kann risse aufweisen, sogar tiefe, vor allem, wenn sie trocken ist.
so dachte ich... und deshalb holpert das bild für mich eigentlich nicht.
liebe birke, gab auch keinen einwand gegen die risse - ging ums schlingen der risse in der haut.

birke hat geschrieben:was ja aber nicht schlimm ist. :)
natürlich nicht .-)

inhaltlich stocke ich daran, dass 'wissen um sanftheit' 'verdursten lässt' - meinst du es so, lässt wirklich das wissen verdursten, nicht ein mangel? (kann mir eher 'im wissen um sanftheit verdursten' vorstellen - doch du beschreibst wohl etwas ganz anderes, das ich nicht kenne.) (2 x land -einmal s1 als teil der landschaft, dann nochmal s4 - finde ich bisschen viel)

der text spricht mich an -- doch bin ich wohl versucht, einen anderen zu lesen, als den von dir gemeinten - etwa


was ich bin, iii

landschaft
nah am wasser

flussläufe durchschlingen die haut
dursten im wissen

um deine sanftheit
ach könnt ich trinken dein wort

versagt



danke für das gefühl dazu. liebe grüße.

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 21.07.2014, 20:32

lieber aram, danke für deine erneute rückmeldung – ja, ich weiß, es ging dir um das durchschlingen … da du aber dann die flüsse ins spiel brachtest (was ja auch durchaus was hat, wie ich in deiner textadaption sehe), habe ich noch mal die risse „verteidigt“ ;-) und dadurch, dass diese ja tief sein können auch das durchschlingen versucht plausibel zu machen.

und zum „wissen um die sanftheit“, nun, allein das wissen darum heißt ja noch nicht, dass sie auch „verfügbar“ sein muss ...

insofern – ich finde ja, dass dein textverständnis gar nicht sehr von meinem abweicht – du bringst es nur noch mal etwas anders – und knapper auf den punkt in deiner version. (in meiner wird nur das durstende, verletzte land noch etwas näher beleuchtet) deines finde ich übrigens auch sehr schön, und wie gesagt, es kommt meinem gedicht aus meiner sicht durchaus nahe.

liebe grüße zurück :)

ps - das doppelte land werde ich noch mal überdenken.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

DonKju

Beitragvon DonKju » 27.07.2014, 09:46

Hallo Diana,

wie immer spät dran und ohne die Vorkommentare en detail durchgearbeitet zu haben: Wie alle Texte dieser Reihe sehr sanft und einfühlsam. Ich könnte auf das "und" vor dem "das wissen" verzichten, einen Moment habe ich sogar überlegt, das "wissen" ganz allein dort hinzustellen, es kann dann als Substatntiv oder Verb gelesen werden, aber das ist vielleicht ein bißchen zu viel des Guten ...

Mit Sonnigtagsgrüßen der DonKju Hannes

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 27.07.2014, 11:11

jaaa, das ginge in der tat schon auch, lieber hannes ...
allerdings mag ich den zusätzlichen bezug hier, den das "und" ermöglicht:
durchschlingen risse und das wissen (...)

danke, hannes, das freut mich sehr, dass dir diese reihe zusagt! :smile:

herzelich,
diana
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 27.07.2014, 14:17

Liebe Diana,

dieses "und" finde ich wichtig, da durch das Hinzuziehen des "wissen" einerseits die "risse" verstärkt werden und durch das sich anschließende "um deine sanftheit" paradoxerweise die "risse" dennoch auch wieder fast "geglättet" oder abgemildert werden. Das ist eine faszinierende Bewegung, die hier stattfindet. Sie drückt auch den inneren Kampf des LIs aus.

Das doppelte "Land" würde ich übrigens so stehen lassen.

Liebe Grüße
Gabi

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5491
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 27.07.2014, 17:14

oh, das hätte ich nicht besser ausdrücken können, liebe gabi, danke dafür!

... und für das doppelte land habe ich bisher ohnehin einfach nichts passendes gefunden.
außerdem sind ja nun eine "landschaft"und "das land" zwei unterschiedliche dinge.
(wenngleich ich schon verstehe, dass es um den wortbaustein "land" geht.)
aber mich stört die dopplung letztlich überhaupt nicht; ich denke, es muss so bleiben!

liebe grüße
diana
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste