Seite 1 von 1

abendweg

Verfasst: 24.08.2014, 12:04
von Amanita
abendweg


als wollte die schwerkraft
für eine schwebende viertelstunde
zum bild werden
in das die last der nacht einzieht
der himmel ist aquarelliert

das irdische will sich schwärzen
während im jenseits die farben
kein ende nehmen
und irgendwo in unseren träumen
weiter glühen bis in den morgen

Verfasst: 24.08.2014, 16:18
von Klimperer
Nanu! Das ist wirklich ein tolles Gedicht!

Ein Leckerbissen für einen Maler, aber auch für Ahnungslose wie mich gut nachvollziebar.

Kompliment, Amanita

Übrigens, man fühlt sich auch direkt auf diesem Abendweg, sehr gut.

Verfasst: 25.08.2014, 18:47
von Amanita
Danke, Klimperer!

Verfasst: 27.08.2014, 22:14
von Werner
sehr schönes, intimes und stimmungsvolles gedicht ... das mir gut gefällt ... aber kritisch, wie ich nun mal bin (nicht nur bei anderen, auch beim eigenen) habe ich ein paar kleine anmerkungen oder vorschläge, von denen ich denke, sie könnten das gedicht auf behutsame weise etwas "geschmeidiger" machen?

abendweg

als wollte die schwerkraft
für eine viertelstunde schweben
und zum bild werden
für die last einer nacht
aquarell eines himmels

irdisches will sich schwärzen
während im jenseits die farben
kein ende nehmen und weiterglühen
in unseren träumen
bis in einen neuen morgen

??? so könnte ich es mir vorstellen, was meinst du ???

Verfasst: 27.08.2014, 22:20
von Amanita
Hallo Werner, für die Umstellung am Ende bin ich wirklich dankbar, ansonsten ... weiß ich (noch) nicht.

Jedenfalls danke für alle Vorschläge!

Verfasst: 28.08.2014, 10:10
von Pjotr
als wollte die schwerkraft (für eine schwebende viertelstunde) zum bild werden

als wollte die schwerkraft [...] schweben

Eine Viertelstunde, das Bild einer Uhr vor Augen habend, kann ich mir als schwebenden Gegenstand vorstellen. Die Schwerkraft an sich hingegen, die sich nur durch ihre Wirkung auf Gegenstände mir zeigt, kann ich mir nicht schwebend vorstellen. In meiner Vorstellung schweben Kräfte nicht, es sei denn, sie machen sich -- indirekt -- zu Gegenständen. Ein Gegenstand wäre in diesem Fall die Uhr.

aquarell eines himmels -- Hier wiederum würde ich den Himmel selbst Aquarell sein lassen; also anstatt ihm eine Eigenschaft indirekt zuzuweisen, ihn im Ist-Zustand lassen:

der himmel ist aquarelliert -- Das ist das Original.

der himmel ist aquarell -- Noch ister, im istesten Ist-Zustand. Das ist er.


P.