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gezeitenbuch

Verfasst: 04.11.2014, 17:24
von Amanita
ob mein mantel
mich trägt
oder mein schuhwerk

der weg ist
ein bleierner spiegel
des himmels

ehe das wasser wächst
die stürme sich heben
mach ich mich auf

Verfasst: 04.11.2014, 17:45
von Pjotr
Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal gefragt habe. Rein aus Interesse. Keine Kritik. Befasst Du Dich bewusst häufig mit der Vorstellung von "Mantel, Hülle, Kokon, Folie" und so weiter, also alles was umhüllt? Rückblickend auf die bisherigen Salon-Jahre, erscheint das mir wie eine Suche nach der optimalen Beschreibung der Faszination am Umhüllen ...

Verfasst: 04.11.2014, 17:54
von Amanita
:rolleyes: - Nicht soooo bewusst. Aber es gibt schon Bilder und Vorstellungen, die mich begleiten. Das Wort "Manteltier" fand ich natürlich sofort gut ;).

Verfasst: 05.11.2014, 12:37
von nera
hey amanita. ich stolpere gleich über die zwei anfangszeilen. kann ein mantel tragen? (bei mir gibts da sofort so eine vorstellung aus dem wüstenplanet, wo es einen typen gibt, der mit seinem mantel fliegt)
die zwei anderen verse sprechen mich an.

Verfasst: 05.11.2014, 12:58
von Amanita
Ja, so war es - als eine Möglichkeit - gemeint: der Mantel beflügelt.

Verfasst: 05.11.2014, 15:05
von ecb
trägt - weg, das klingt wunderbar.

Gefällt mir sehr, dieses Gedicht. :daumen:

Liebe Grüße
Eva

Verfasst: 06.11.2014, 06:34
von Rita
Hallo Amanita,

ich rätsele: Was will uns die Dichterin sagen? Fraglich: Ob der Mantel sie trägt oder das Schuhwerk. Beides, Mantel und Schuhwerk, lese ich als Metapher für etwas, womit sich das LI stärker machen will, als es ist, in jedem Fall sind es Dinge, die das LI glaubt unbedingt brauchen zu müssen.

Der bleierne Spiegel des Himmels lässt mich ein wenig auf dem Kitsch ausrutschen. Hier könnte ich mir etwas Erdhaftigeres denken, weniger krampfhaft auf Lyrik poliert.

Das LI kommt auf seinem Wege mit Mantel und Schuhwerk zu einem Wasser. Es steigt an, bei dir wächst es. Hier überlege ich: Geht es um den Klimawandel? Man hat ja schon gehört, dass die Meere und Ozeane ansteigen. Die Stürme passen hierhin. Jetzt aber macht das LI sich auf. Wohin, liebe Dichterin, frage ich dich.

Das Rätsel bleibt also.

Gruß, Rita

Verfasst: 06.11.2014, 08:10
von Amanita
"Das Rätsel bleibt also." - Prima, das freut mich!

Verfasst: 08.11.2014, 18:12
von pjesma
wenn das so ist wie ich es lese, hoffe ich, das lyrische ich macht sich NICHt auf...ein stilles gedicht, sehr traurig. :-(

Verfasst: 08.11.2014, 18:14
von pjesma
nera, es geht auf mit mantel---trag ich mein mantel oder trägt er mich...wann würdest du dir solche frage stellen? :-(

Verfasst: 08.11.2014, 19:11
von Amanita
Danke, Pjesma. Ob es ein Aufbruch (oder ein Abbruch ist), soll allerdings offen bleiben.

Verfasst: 09.11.2014, 00:49
von nera
ich habe mir diese frage noch nie gestellt, pjesma. und ich bin durch dieses bild wirklich vorbelastet. deshalb funktioniert es nicht. der typ, der mit seinem aufgeblasenen mantel rumfliegt ist kein guter. aber das ist nur mein persönliches bild.