Feuer
Verfasst: 05.02.2015, 21:14
von mirazh
Feuer
Ich fragte nach Feuer
Man gab mir Glühwürmchen
Ich fragte nach der Uhr
Man gab mir Ziffern
Ich fragte nach mir
Man sagte mir wie ich heiße
dann ging,
Ich fragte mich selbst,
es antwortete nicht…
Sah nach oben
Glühwürmchen im Himmel
Zeitbombe in der Brust
Uhrzeiger des Schrittes
Aus den Töpfen blühen die Worte
Gepflückt in der Wiese der Erscheinung
Roter Mohn im Weizenfeld des Laibes
Brotrunzeln und Weinschaum der Brunst
Gedankenlawine am Berg des Hirnes
Die in den Tal des Pulses stürzt
Das Geschehene ist die Spur auf dem Stein
Die der alte Urvogel auf der Lava hinterließ.
Der Vulkan war erloscht
Zeit zum entwerden
Das schwarze Loch war ein Knoten
Ein Bündel Rattenschwänze
Die Flamme hatte groteske Schatten gemalt
Die Dämonen feierten die Abschiedsparty
Ich trank mit im Sommernachtstraum
Aus dem versiegelten Rätsel auf der Leinwand
Der erste Schnee war jungfräulich weiß
Die erste Kutte für meinen Yeti
Stellte das Feuer in Kühlschrank
Holte das Fleisch raus, aß bis zum Knochen
Wurde seekrank
Mein armes Schiff
Dein Wrack am Strand
Die Flut rückt es näher
Die Ebbe spult es weit
Wellen der Erinnerung
Narren am Bord
Ein Leben am Mast
Die Taube in der Hand
Ich ließ sie frei
Sie kam nicht zurück
Aus der Arche sah ich es
Das versprochene Land
Fata Morgana im Dunst
Am anderen Ufer
Blaue Pferde
Verkäufer und Kunden
Der Himmel war gefroren
Mitsamt Mond und Sterne
Das Licht tropfte
Auf die Geister
Und Menschen
Die Kannibalen grillten die Ziffern
Im Feuer der Selbstzüchtigung
Ich packte meine Schatztruhe aus
Gedankenpaare, verwelkte Blumen
Eislieder, Wünschelrute, Fernrohr
Piratenfahne, Vulkansasche
Hundeaugen und Demütigung
Inseln im Selbstsuchesturm
Sandkörner in der Uhr der Zeit
Lasst mich auf die andere Seite fallen
Gestorbener Vogel im Flug
Asche gewordene Glut
Die Bäume sind voll mit Affen
Hinter dem Wald fließt der Fluss
Höre die Stimme des Souffleurs:
"Die Welt ist eine Bühne
Der Mensch ein Vorhang
Ich bin du, du bist der Buffo
Der Mensch ist die Welt
Die Welt ist voll davon"
Verfasst: 15.06.2015, 17:36
von Niko
hallo mirazh, da sind ein paar fehler drin, die ich mal fett male. ok?
Feuer
Ich fragte nach Feuer
Man gab mir Glühwürmchen
Ich fragte nach der Uhr
Man gab mir Ziffern
Ich fragte nach mir
Man sagte mir wie ich heiße
dann ging,
Ich fragte mich selbst,
es antwortete nicht…
diese erste strophe finde ich richtig gut! überlegenswert wäre es, entweder über all zeichensetzung zu setzen, oder aber nirgends. so fehlen ein paar kommas.
Sah nach oben
Glühwürmchen im Himmel
Zeitbombe in der Brust
Uhrzeiger des Schrittes
glühwürmchen und zeiger hast du aus der ersten strophe wie einen faden wieder aufgenommen. finde ich gut. allerdings kommt die bombe etwas überraschend.
Aus den Töpfen blühen die Worte
Gepflückt in der Wiese der Erscheinung
Roter Mohn im Weizenfeld des Laibes
Brotrunzeln und Weinschaum der Brunst
Gedankenlawine am Berg des Hirnes
Die in den Tal des Pulses stürzt
Das Geschehene ist die Spur auf dem Stein
Die der alte Urvogel auf der Lava hinterließ.
es müsste "das Tal" heißen oder (aber nicht ganz logisch) "dem Tal".
Der Vulkan war erloscht
Zeit zum entwerden
Das schwarze Loch war ein Knoten
Ein Bündel Rattenschwänze
hier heißt es "erloschen". "entwerden" ist ein kurioses wort, ein neologismus. wenn du es so meinst - gut. allerdings dann "Entwerden".
Die Flamme hatte groteske Schatten gemalt
Die Dämonen feierten die Abschiedsparty
Ich trank mit im Sommernachtstraum
Aus dem versiegelten Rätsel auf der Leinwand
Der erste Schnee war jungfräulich weiß
Die erste Kutte für meinen Yeti
Stellte das Feuer in Kühlschrank
Holte das Fleisch raus, aß bis zum Knochen
Wurde seekrank
"in den Kühlschrank"
Mein armes Schiff
Dein Wrack am Strand
Die Flut rückt es näher
Die Ebbe spult es weit
meinst du "spült"?
Wellen der Erinnerung
Narren am Bord
Ein Leben am Mast
Die Taube in der Hand
Ich ließ sie frei
"an Bord"
Sie kam nicht zurück
Aus der Arche sah ich es
Das versprochene Land
Fata Morgana im Dunst
Am anderen Ufer
Blaue Pferde
Verkäufer und Kunden
Der Himmel war gefroren
Mitsamt Mond und Sterne
Das Licht tropfte
Auf die Geister
Und Menschen
"Sternen"
Die Kannibalen grillten die Ziffern
Im Feuer der Selbstzüchtigung
Ich packte meine Schatztruhe aus
Gedankenpaare, verwelkte Blumen
Eislieder, Wünschelrute, Fernrohr
Piratenfahne, Vulkansasche
Hundeaugen und Demütigung
"Vulkanasche"
Inseln im Selbstsuchesturm
Sandkörner in der Uhr der Zeit
Lasst mich auf die andere Seite fallen
Gestorbener Vogel im Flug
Asche gewordene Glut
Die Bäume sind voll mit Affen
Hinter dem Wald fließt der Fluss
Höre die Stimme des Souffleurs:
"Die Welt ist eine Bühne
Der Mensch ein Vorhang
Ich bin du, du bist der Buffo
Der Mensch ist die Welt
Die Welt ist voll davon"
ich gebe offen zu, dass sich nicht alles mir erschließt, aber ich mag die abgefahrenen bilder des gedichtes. erinnert mich sehr an eine gute autorin hier, die louisa.
liebe grüße - niko
Verfasst: 15.06.2015, 23:11
von jondoy
hallo,
nikos worte ....ich mag die abgefahrenen bilder des gedichtes.... haben mich neugierig gemacht.
habs daraufhin gelesen.
mit fehlern mag ich mich nicht beschäftigen, dem text würde ich zumindest zutrauen, das die "fehlerhaften" Schreibweisen durchaus absichtlich sind..
auch mir erschließt sich nicht, was der text so tatsächlich sagen will, er spielt mit seinen Bildern,
das
´Die Welt ist eine Bühne
Der Mensch ein Vorhang´
gibt mir die Richtung vor....ein bischen verkehrt lesen...
was mir natürlich an diesem text gefällt, zumindest anfänglich, leider dann immer weniger, ist seine suche nach ausdrücken, sein experimentieren mit Sprache, Bildern, Ausdrücken,
die Lyrikform wirkt hier auf mich ein bischen wie ein Korsett, dass den text etwas einzwängt.
was mich ein bischen unzufrieden zurücklässt,
zu viele Bilder lösen artverwandte Assoziationen in mir aus
der Beginn ist kein Beispiel dafür, dafür kommt mir
"Man fragte nach Feuer
man gab mir Glühwürmchen"
vom Slang her bekannt vor, ohne dass ich ím Moment benennen könnte, wo ich diese `Kombination´ schon mal gehört habe,
die blauen Pferde sind natürlich - von der Assoziation her - auch schon besetzt,
bei ein paar Zeilen geht natürlich auch die Phantasie mit mir durch...
vom berg hirn bricht eine gedankenlawine los....
als alpenbewohner, nicht wirklich wenigstens, find ich dieses bild sehr lustig
...und durchaus gelungen, weil es einfach so erfrischend anders ist, anders als das, was so gewöhnlich am gemeinen Wegrand wächst,
viele bilder sind dem meerreich entlehnt,
es blühen auch vulkane drin, seltsame Zwitterwesen, die durchaus sowohl aus der seeseitigen als auch aus der landseitigen Szenerie dieses Textes ihren Kopf hervorstrecken könnten...
viele bilder sind dem Festland entlehnt,
aus räumlich weit entfernten Gegenden,
in denen der Schnee fällt und Nessis Cousan in leuchtendes Weiss kleidet,
roter Mohn in Weizenfeldern wächst,
und stillen weiten Wäldern, hinter denen Flüsse fließen, ,
der text vollführt eine kleine welt und zeitreise,
das feuer in den Kühlschrank stellen, bei uns nicht so gebräuchlich,
macht man, wenn einem vor lauter essen seekrank wird,
Dein Wrack am Strand gleicht für mich (dem Protagonisten, aus dessen Sichtweise die Bilder meiner Vermutung nach erzählt werden,
...einem armen Schiff,
wenn ich es richtig lese,
auch die kleine Archepelparabel, die in diesem Text rumgeistert, bringt meine Phantasie nicht in (assoziationsfreie) Gewässer, hält mich in ihrem Hafen fest,
dort drüben am Stand, Verkäufer und Kunden...vielleicht Realität, die da einen Moment durchschimmert??
Der Himmel hingefroren
mitsamt Mond und Sternen
die Bäume sind voll mit Affen,
auch dieses bild ruft besetzt in meinen Ohren,
ein satz, den ich als sehr unglücklich gewählt ansehe,
es ist eine lange Reise, dass sich Lösen von Bildern, die Suche nach eigenen Beschreibungen.
das, was diesem Text in seinem Inneren so durch den Kopf geht, versteckt sich hinter seinen Bildern,
find ich, wenn es hinter diesen Bildern eine Aussage gibt, zeichnet er (der Text) diese zu kryptisch,
Ich fragte nach Feuer
man gab mir Glühwürmchen,
die sind schlecht zu halten
andererseits, wer Glühwürmchen in den Mund nimmt, der ist phantasiebegabt
Der letzte Absatz kommt mir vor wie ein metaphorisches Ringelreihen, allerdings so ein augenzwinkerndes
So Striche dazu.
namaste
jondoy