Ich dichte jetzt.

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 04.12.2005, 20:38

Ich dichte jetzt.

Romeo und Julia,
Faust und Gretchen,
Heloise und Abelard,
Kern und Städtchen-

Lieben, liebten sich
vor langen Zeiten,
heute lieb ich Dich
auf tausend Seiten.

Bertold und Helene,
Walter und Sabeth,
Stuhl und Lehne,
Marina und Cortez-

Suchten, fanden sich
im Glück, im Leid,
heute such ich Dich,
bis ich bin
Vergangenheit.
Zuletzt geändert von Louisa am 05.12.2005, 14:34, insgesamt 3-mal geändert.

Saluk

Beitragvon Saluk » 04.12.2005, 21:19

Hallo Louisa,

lustige Idee und kommt sehr innig rüber. Die Knappheit macht es sehr prägnant.

Aber beim zweiten Hinlesen :mrgreen: komme ich ins Grübeln. Ich kenn' die Hälfte nicht! Da musst du mir auf die Sprünge helfen.

Also, wer sind:

Kern und Städtchen?
Berthold und Helene,
Walter und Sabeth,
Stuhl und Lene, oder ist das Stuhl und Lehne?
Marina und Cortez?

Liebe Grüße
Saluk

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.12.2005, 09:13

Hallo Saluk,
Ich persönlich bin gar nicht so überzeugt von diesen Zeilen, aber meine Zweifel schwinden beim Lesen Deiner lieben Worte.

Zu Deinen Fragen:

1. Der Stadtkern und seine Stadt

2. Bertold Brecht und seine Frau Helene (Weigel)

3. Das ist ein sehr spezielles Liebespaar aus Max Frischs Roman Homo Faber

4. Oh, da habe ich mich schändlicher Weise verschrieben...du hast natürlich Recht.

5. Ich meine den spanischen Eroberer und Entdecker des 15./16. Jahrhunderts Hernán Cortés (manchmal auch Cortez) und seine Sklavin, spätere Geliebte Marina.

So. Nun sind wohl alle Rätsel gelöst...dieses Gedicht könnte man übrigens endlos fortführen...

Vielen Dank, Saluk und liebe Grüße, Louisa
Zuletzt geändert von Louisa am 05.12.2005, 14:53, insgesamt 1-mal geändert.

Saluk

Beitragvon Saluk » 05.12.2005, 11:39

Hallo Louisa,

eigentlich hast du dich in der Summe gar nicht verschrieben, denn das fehlende h in Lehne hat sich frech beim Bertold Brecht breitgemacht :mrgreen:

Vielen Dank für die Aufklärung. Homo Faber habe ich bis jetzt noch nicht gelesen, wahrscheinlich die typische Abneigung gegen als Schullektüre verschrieene Literatur.

Und du hast Recht, man kann das wohl endlos fortsetzen, wobei mir bei Stuhl und Lehne die Otto-Zitate einfallen: Du bist der Morgen, ich bin das Rot, du bist der Spiegel, ich bin das Ei ... :totlach

Vielen Dank und liebe Grüße
Saluk

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.12.2005, 12:04

Hallo Saluk,
Also, dieser Buchstabe bringt einen ja zur Weißglut. Ich werde jetzt alle H-Worte vermeiden...

Die Otto-Sprüche sind mir gar nicht bekannt, aber bestimmt ganz amüsant.

Danke für deine Hilfe und liebe Grüße, Louisa

Max

Beitragvon Max » 07.12.2005, 13:37

Liebe Louisa,

gefällt mir sehr gut ... auch wenn ich auch bei Stuhl und Lehne und Stadt und Kern grübeln durfte/musste.
Ich finde das eine gelungene Variation über das Thema, dass sich heute fast nichts mehr schreiben lässt ohne Bezug auf Vorgänger ...

Liebe Grüße
Max

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.12.2005, 17:25

Vielen Dank.

Ich überlege, ob sich in der ersten Strophe "Jungs und Mädchen" besser machen würde, dann müsst ihr nicht mehr grübeln.

LG, Louisa

Alma Marie Schneider
Beiträge: 143
Registriert: 29.11.2005

Beitragvon Alma Marie Schneider » 12.12.2005, 13:48

Es ist schon fast alles gesagt.
Was mir ungeheuer gefällt ist der flotte Stil, die fast trockene Aufzählung der nackten "Tatsachen", die überzeugend belegen, daß es diese großen Liebesgeschichten tatsächlich gab und dann der humorige Ausspruch "bis ich bin Vergangenheit". :mrgreen:
Das hat mich jetzt umgeworfen.

Liebe Grüße :grin:
Alma Marie

Louisa

Beitragvon Louisa » 12.12.2005, 18:57

Hallo Alma (darf man Dich so nennen?),

du bist umgehauen? Meine Güte, dieses "Lob" erschlägt mich wiederum...ob wir wohl jemals wieder Fuß fassen werden? (Vielen Dank.)

Beflügelte Grüße, Louisa


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