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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Murphy

Beitragvon Murphy » 23.05.2006, 19:19

Riegel verschlossen-
Fallende Regenmonotonie-
Blick nach draußen geblickt,
versunkene Straßen gezählt,
Augen gekreuzt, Menschen abgemalt,
von Straßen- ins Zimmer gezogen-
Kreuzung, ein Luftflug-
Einsamkeit für einen Hauch mit Straßen-
Menschen übermalt und weggelebt,
Zugluft- bin Regen umweht,
abgelenkt- ins Zimmer gezogen-
Ein Hauch Mensch verflogen,
Schranken, ein Regenzug-
Bemalte Blicke, eingesunken
in Straßen- nach drinnen gelenkt,
Rückwärtsgezählte Augenblicke,
Augen nach Innen verschränkt.
Monotoner Regenfall-
Verriegeltes Schloss.

Louisa

Beitragvon Louisa » 26.05.2006, 11:20

Hallo Murphy,
ich habe das jetzt mehrfach gelesen und frage mich: Was will der Dichter mir damit sagen?

Es geht um einen Menschen, der zuerst im Regen auf belebten Straßen schlendert, die Menschen sogar zeichnet. Dann zieht er sich ins Kämmerlein zurück. Die Menschen sind nicht mehr zu sehen. Aber es regnet.

Dann erinnert er sich an den regenfall und die Menschen von draußen und bemerkt, dass seine Tür nach draußen verriegelt ist. Vielleicht sieht er auch aus dem fenster und erinnert sich nicht.

Richtig?

Also geht es um die Isolation in der Menschenmasse einer Großstadt. Das ist aber ein Thema, was schon sehr oft im Expressionismus behandelt wurde und ich weiß nicht, ob der monotone Regenfall in monotoner Schréibweise die Kritiker dieser Welt vom Hocker reißt.

Aber diese Stellen:

versunkene Straßen gezählt,

Einsamkeit für einen Hauch mit Straßen-

Zugluft- bin Regen umweht,

Augen nach Innen verschränkt.
(versenkt meinst Du wohl..)


haben mir sehr gut gefallen! Daraus hätte man mehr machen können, glaube ich. Vor allem fehlen mir da Absätze und es ist zu lang. Es passiert ja nichts wirklich neues. das kann man noch kürzen, dann ist es bestimmt sehr gut!

Viel Spaß weiterhin, louisa

Murphy

Beitragvon Murphy » 26.05.2006, 20:50

Herzlichen Dank für deine Antwort. Du hast das Thema schon richtig getroffen. Es freut mich, dass du mir so offen sagst, was dir nicht gefällt. Absätze wären vielleicht wirklich nicht schlecht, aber in gewisser Weise habe ich mir bei all dem schon etwas gedacht. Nun gut... vielleicht war es wirklich nicht so gut. Ich werde daran arbeiten. Lieber Gruß, Murphy

Louisa

Beitragvon Louisa » 26.05.2006, 22:26

Hallo Murphy,
ich meine ja auch, dass man etwas Schönes daraus machen könnte. Was hast Du Dir denn dabei gedacht?

Interessierte Grüße, louisa

Murphy

Beitragvon Murphy » 26.05.2006, 23:00

Vor kurzem las ich, dass sich immer mehr Kinder in ihren Zimmern isolieren und sich von der Außenwelt abschotten. Das hat mich sehr berührt. Daraufhin wollte ich ein Gedicht schreiben, in welchem sich ein lyr. Ich in seine Welt/sein Zimmer zurückzieht und nur durch die Bilder einer Außenwelt versucht, nicht ganz zu verkommen (da ja kein Lebewesen gerne alleine ist). Dieser Konflikt aus "Außenwelt wollen" und "Innenwelt schonen" sollte hier ein wenig zum Ausdruck kommen. Aber ich danke dir für dein Interesse ;-). Bye, Murphy

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.05.2006, 11:51

Lieber Murphy,

das Thema ist etwas besonderes, schön besonders und nicht allgemein. Daher ist es natürlich aber auch schwierig, auf es zu kommen, ohne dass dies an der mangelnden Umsetzung deines Textes liegt.

Formal könnte ich mir aber auch noch einen Bogen im gedicht vorstellen(zum Beispiel eben nicht die vielen Assoziationen, sondern zum Beispiel das Malen eines Bildes eines Kindes von der Welt draußen.) Anhand solch eines Bildthemas könnte ich mir vorstellen, kommt mehr Struktur auf.

Blick nach draußen geblickt,


hier wirkt das doppelte Blicken etwas unglücklich...

Liebe Grüße,
Lisa

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.05.2006, 12:09

Ja, dass ist mir auch aufgefallen. Lisas Idee finde ich sehr gut! Sie hat recht, man kommt eigentlich überhaupt nicht auf dieses Thema. ich habe mir eher einen einsamen Künstler (Maler) vorgstellt, der mit seiner Umwelt abgeschlossen hat.

-Keine Kinder mit Wachsmalstiften...

Grüßlein, louisa


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