Hallo Hans,
herzlichen Dank für dein Lesen und deine Antwort.
Abergläubisch bin ich zum Glück nicht
Hi carl,
auch dir danke ich sehr für deine Rückmeldung. Deine Ausführungen zum Inhalt meines Textes haben mich nachdenklich gemacht. Ich will mal versuchen, dir in etwas ungeordneter Reihenfolge darauf zu antworten und beginne mit deinem Schlusswunsch:
Mein BeileidDiese Formulierung kenne ich nur in Verbindung mit dem Tod eines nahe stehenden Menschen, was bei mir Gott sei Dank nicht der Fall ist!
Dann schreibst du:
Du trägst jedenfalls die Verantwortung, dass es keine Pose ist...Ich trage die Verantwortung für jeden einzelnen Buchstaben, den ich hier im Forum schreibe, und sei dir sicher, dass ich mir dessen sehr bewusst bin. Und was Posen angeht, die liegen mir nicht! Außerdem ist mir dafür auch der Austausch hier im Salon zu wichtig!
Weiter schreibst du:
Also: etweder stehst Du unter einem inneren Zwang, oder Du klopfst Sprüche.Vielleicht ist es hilfreich, wenn ich dir kurz etwas zur Entstehungsgeschichte meines Textes sage. Sie ist eine lange und erstreckt sich mit ebenso langen Pausen über Jahre. Auslöser waren damals die Anschläge am 11. September 2001 und die Tage und Wochen danach. Ich suchte nach einem Ventil und machte mir erste Notizen. Zu jener Zeit schrieb ich noch keine Gedichte, also schrieb ich mir nur einzelne Begriffe und Gedanken auf. Dabei blieb es zunächst einmal. Dann begann der Irakkrieg und mir fielen meine Notizen wieder ein, die ich heraus kramte und weiter bearbeitete. Es entstand eine Art Essay, mit dem ich aber nicht zufrieden war. Nachdem ich dann begonnen hatte, auch Gedichte zu schreiben, nahm ich mir meinen Prosatext wieder vor und versuchte ihn und meine Gedanken in eine lyrische Form zu bringen. Auch diese letzte Phase war von langen Pausen unterbrochen und endete dann schließlich in dem Text, wie du ihn gelesen hast.
Du sprichst von einem inneren Zwang. Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe, was du meinst. Es klingt in meinen Ohren fast etwas pathologisch. Ich verarbeite in meinen Texten wie alle anderen auch Emotionen wie Freude, Liebe, Sehnsucht, Trauer oder auch Schmerz. Manche Ideen für Texte habe ich im Laufe der Zeit verworfen, manche in relativ kurzer Zeit umgesetzt. Und dann gibt es für mich die Kategorie der Ideen und Texte ( und das sind keineswegs nur solche mit nachdenklichem oder gar düsterem Tenor ), die mich auch über einen längeren Zeitraum und nach gedanklichen Unterbrechungen nicht loslassen, an denen ich arbeiten muss. Mein „ruf“ ist einer dieser Texte. Wenn du das also mit Zwang meinen solltest, dann hast du Recht. Aber ich vermute einmal, dass viele ( die meisten?) von uns Autoren hier im Salon ähnliche Befindlichkeiten in ihrem eigenen Schaffens- und Schreibprozess kennen.
Jedenfalls überlasse ich, um eben noch mal auf deinen oben zitierten Satz zurückzukommen, das Sprücheklopfen den Theken- und Stammtischmannschaften. Es liegt mir ebenso wenig wie Posen.
Und, lieber carl, für einen Rufer in der Wüste ist meine Stimme zu leise und unbedeutend.
Ach ja, es ist übrigens auch keineswegs so, dass ich nun an jedem Tag, den Gott werden lässt, mit einem dumpfen Klagelaut erwache, mir mittags die Haare raufe und mich abends mit einem resignierenden Wehlaut zur Ruhe lege. Ich habe zum Glück eine gehörige Portion Humor mit in die Wiege gelegt bekommen, der mir, neben gelegentlichen Seufzern, hilft, die Unzulänglichkeiten dieser Welt zu ertragen und sie im Rahmen meiner Möglichkeiten vielleicht ein klein wenig menschlicher zu machen! O:)
In diesem Sinne ein schönes Wochenende!
LG Herby