Der Herbst erglüht,
es schwelt in die Kälte
sein Hauch. Das fallende Blatt
erhofft sich ein Wunder. Der frierende
Baum verwirft seinen Zunder.
Wer sich bemüht, verbrennt
das vertrocknete Laub.
---------
Ursprünglich:
Der Herbst erglüht,
es schwelt in die Kälte sein Hauch.
Das fallende Blatt
erhofft sich ein Wunder.
Der frierende Baum
verwirft seinen Zunder.
Wer sich bemüht,
verbrennt das vertrocknete Laub.
Herbst
Hallo Last!
Das "erhofft", und das (unfreiwillige?) reimen von "wunder" und "zunder" macht mir die Balance etwas schwierig. Deutlich zu erkennen und ein sehr guter gedanke, den Herbst auf diese Art positiv, ja....fast romantisch darzustellen. Das mag ich sehr. Aber mit dem reimen und auch dem schluss etwas, verliert es die würde, diesen positiv romantischen touch. Jedenfalls für mich....
Herzlichst - Niko
Das "erhofft", und das (unfreiwillige?) reimen von "wunder" und "zunder" macht mir die Balance etwas schwierig. Deutlich zu erkennen und ein sehr guter gedanke, den Herbst auf diese Art positiv, ja....fast romantisch darzustellen. Das mag ich sehr. Aber mit dem reimen und auch dem schluss etwas, verliert es die würde, diesen positiv romantischen touch. Jedenfalls für mich....
Herzlichst - Niko
Hallo Last,
bei diesem Gedicht wird mir das Einschränkende der Sätze sehr bewusst und die Freiheit des lyrischen Schreibens (Entdeckens) und welche Möglichkeiten darin stecken. Durch dieses eng Geführte, erhält das Gedicht für mich einen starren und auch etwas biederen Klang. Sobald ich das aber für mich aufbreche, kann das Gedicht ganz anders fließen und Dinge "freigeben", wie zum Beispiel diese Zeilen:
sein hauch das fallende blatt
wer sich bemüht verbrennt
Auch der Reim sticht dann nicht mehr heraus, sondern ist Teil dieses Fließens und Ziehens durch die Zeilen, ein Atemholen vor dem Schlussakkord.
Ich überlege noch, ob ich dieses "Aufbrechenmüssen" für das Gedicht nutzen kann, ob es mit erzählt, mich sozusagen dazu auffordert, wie es auch mit gebräuchlichen Herbstvorstellungen spielt.
Liebe Grüße
Ylvi
bei diesem Gedicht wird mir das Einschränkende der Sätze sehr bewusst und die Freiheit des lyrischen Schreibens (Entdeckens) und welche Möglichkeiten darin stecken. Durch dieses eng Geführte, erhält das Gedicht für mich einen starren und auch etwas biederen Klang. Sobald ich das aber für mich aufbreche, kann das Gedicht ganz anders fließen und Dinge "freigeben", wie zum Beispiel diese Zeilen:
sein hauch das fallende blatt
wer sich bemüht verbrennt
Auch der Reim sticht dann nicht mehr heraus, sondern ist Teil dieses Fließens und Ziehens durch die Zeilen, ein Atemholen vor dem Schlussakkord.
Ich überlege noch, ob ich dieses "Aufbrechenmüssen" für das Gedicht nutzen kann, ob es mit erzählt, mich sozusagen dazu auffordert, wie es auch mit gebräuchlichen Herbstvorstellungen spielt.
Liebe Grüße
Ylvi
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Hallo ihr drei,
danke für die Rückmeldungen.
Bei gereimten Gedichten ist das ja so eine Sache. Heutzutage dienen ja eher Verssprünge als lyrisches Stilelement, die dann - oft gemeinsam mit dem Verzicht auf Satzzeichen - den Sätzen eine Mehrdeutigkeit verleihen. Die verschiedene Lesarten führen dann im Idealfall zu einer gemeinsamen, allen Lesarten übergeordneten Interpretation.
Ähnliches lässt sich auch mit gereimten Versen bewerkstelligen, wenn sich die gereimten Verse überlagern und die übergeordnete Bedeutung dann aus dem "sinntragenden" Reim hervorgeht. So ein sinntragender Reim soll hier Wunder auf Zunder sein. Ob das funktioniert?
Ich denke momentan darüber nach, einen Jahreszyklus daraus zu machen. Die Frühlingsstrophe würde dann mit "Der Frühling erblüht" beginnen...
Nikos Kritik ist aber anderer Natur. Er stolpert ja über den Wunder-Zunder-Reim, weil der nicht innovativ ist. Da er sinntragend ist, möchte ich aber nicht darauf verzichten. Deshalb kann ich dem Stolpern nur mit Verssprüngen entgegenwirken, so dass der Reim dann weniger stark betont wäre. Das hätte ein paar Umstellungen im Satzbau zu Folge. Mal schaun, was ich machen kann.
Aus dem "erhofft" möchte ich ein "erwartet" machen. Dann wirkt auch die Forderung des Blattes vehementer und es bleibt offen, ob es sich um eine Hoffnung handelt oder um ein unvermeidlich bevorstehendes Ereignis.
Ylvi, ich denke nicht, dass mein Gedicht aus sich selbst heraus dazu auffordert, die Verse zu brechen. Eher liegt das an Deiner Leseerwartung.
Allerdings liegt durchaus eine assoziative Verbindung der Versinhalte zugrunde, die auch den Weg vom "Hauch" zum "fallende[n] Blatt" und vom "bemüh[en]" zum "verbrenn[en]" geht. Und Verssprünge gibt es ja auch nach "Blatt" und "Baum". Und es "verbrennt" am Ende ja das "Blatt" und somit ein Teil vom "Baum", während offen bleibt, auf wen sich das "Wer sich bemüht" bezieht. Hmm...
Erzählt nicht irgendwie jedes Gedicht, ob nun bewusst oder unbewusst, etwas über die Möglichkeiten seiner Sprache?
Klimperer, nicht nur die
danke für die Rückmeldungen.
Bei gereimten Gedichten ist das ja so eine Sache. Heutzutage dienen ja eher Verssprünge als lyrisches Stilelement, die dann - oft gemeinsam mit dem Verzicht auf Satzzeichen - den Sätzen eine Mehrdeutigkeit verleihen. Die verschiedene Lesarten führen dann im Idealfall zu einer gemeinsamen, allen Lesarten übergeordneten Interpretation.
Ähnliches lässt sich auch mit gereimten Versen bewerkstelligen, wenn sich die gereimten Verse überlagern und die übergeordnete Bedeutung dann aus dem "sinntragenden" Reim hervorgeht. So ein sinntragender Reim soll hier Wunder auf Zunder sein. Ob das funktioniert?
Ich denke momentan darüber nach, einen Jahreszyklus daraus zu machen. Die Frühlingsstrophe würde dann mit "Der Frühling erblüht" beginnen...
Nikos Kritik ist aber anderer Natur. Er stolpert ja über den Wunder-Zunder-Reim, weil der nicht innovativ ist. Da er sinntragend ist, möchte ich aber nicht darauf verzichten. Deshalb kann ich dem Stolpern nur mit Verssprüngen entgegenwirken, so dass der Reim dann weniger stark betont wäre. Das hätte ein paar Umstellungen im Satzbau zu Folge. Mal schaun, was ich machen kann.
Aus dem "erhofft" möchte ich ein "erwartet" machen. Dann wirkt auch die Forderung des Blattes vehementer und es bleibt offen, ob es sich um eine Hoffnung handelt oder um ein unvermeidlich bevorstehendes Ereignis.
Ylvi, ich denke nicht, dass mein Gedicht aus sich selbst heraus dazu auffordert, die Verse zu brechen. Eher liegt das an Deiner Leseerwartung.
Allerdings liegt durchaus eine assoziative Verbindung der Versinhalte zugrunde, die auch den Weg vom "Hauch" zum "fallende[n] Blatt" und vom "bemüh[en]" zum "verbrenn[en]" geht. Und Verssprünge gibt es ja auch nach "Blatt" und "Baum". Und es "verbrennt" am Ende ja das "Blatt" und somit ein Teil vom "Baum", während offen bleibt, auf wen sich das "Wer sich bemüht" bezieht. Hmm...
Erzählt nicht irgendwie jedes Gedicht, ob nun bewusst oder unbewusst, etwas über die Möglichkeiten seiner Sprache?
Klimperer, nicht nur die

Ich habe eine alternative Version mit neuen Versprüngen erstellt. Als Fusion von zwei Methoden, das Versende zu setzen, finde ich sie spannend. Auch wenn das Wunder-Zunder-Problem damit vielleicht noch nicht gelöst ist.
Herbst
Der Herbst erglüht,
es schwelt in die Kälte
sein Hauch. Das fallende Blatt
erwartet ein Wunder. Der frierende
Baum verwirft seinen Zunder.
Wer sich bemüht, verbrennt
das vertrocknete Laub.
Herbst
Der Herbst erglüht,
es schwelt in die Kälte
sein Hauch. Das fallende Blatt
erwartet ein Wunder. Der frierende
Baum verwirft seinen Zunder.
Wer sich bemüht, verbrennt
das vertrocknete Laub.
Zuletzt geändert von Last am 03.11.2016, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.
oh, wow, das ist sehr schön und in der überarbeiteten version mit den anders gesetzten zeilenumbrüchen gewinnt das gedicht ungemein, aus meiner sicht jedenfalls.
der gleichklang von "wunder" und "zunder" stört mich überhaupt nicht, im gegenteil, dadurch, dass es der einzige reim ist, wirkt es besonders, aber nicht negativ..
lg
birke
der gleichklang von "wunder" und "zunder" stört mich überhaupt nicht, im gegenteil, dadurch, dass es der einzige reim ist, wirkt es besonders, aber nicht negativ..
lg
birke
Ja, das gewinnt auch für mich schon allein durch die neuen Zeilenumbrüche sehr!
(Mir hat das "erhofft" aber eigentlich klanglich sehr gut gefallen auch zu Herbst und Hauch und es klingt für mich passender zur Vorstellung eines fallenden Blattes, zu einer Leichtigkeit. Das "erwartet" macht es zäher, als würde das Blatt mit Kaugummi in der Luft gehalten. .-))
(Mir hat das "erhofft" aber eigentlich klanglich sehr gut gefallen auch zu Herbst und Hauch und es klingt für mich passender zur Vorstellung eines fallenden Blattes, zu einer Leichtigkeit. Das "erwartet" macht es zäher, als würde das Blatt mit Kaugummi in der Luft gehalten. .-))
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
ja, erhofft ist besser, allein schon wegen des klangs, wegen des "h" :)
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