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warten. (für Last)

Verfasst: 03.11.2016, 17:37
von Niko


warten


17:10 uhr
noch 6 minuten

ein tropfen schafft es
1,86 km weit in der zeit
in dem fluss
pro minute
denke ich zuviel
an sie
unsere letzte begegnung
sie dauerte nur drei minuten
und endet noch immer

ein tropfen schafft es schneller jetzt
es hat geregnet
noch zwei minuten
ich lehne warten ab
warten bringt dich nicht um
sagte meine mutter immer
warten bringt dich nicht weiter
ich habe gelernt

ich denke wieder an sie
eine minute später gehe ich
der regen ist vorbei
der fluss wirkt so ruhig


(für Last)

Verfasst: 03.11.2016, 17:44
von birke
gamz spontan: jaaaaa! das finde ich klasse, niko!
hier ergibt sich aus dem ganz konkreten eine weite... zwischen den minuten. hier kann ich das "warten" fühlen.
lg

Verfasst: 03.11.2016, 17:49
von Niko
Danke Diana!
Deine schnelle Rückmeldung freut mich sehr!

Liebe Grüße - Niko

Verfasst: 04.11.2016, 11:53
von Last
Danke, Niko, für die Ehre, dass Du mir ein Gedicht widmest.

Danke auch dafür, dass es eine halbe Rechenaufgabe ist.

17:10 + 6 Minuten = 17:16, eine ungewöhnliche Zeit für ein Treffen. Wenn man die Zahlenangaben präzise liest und den Gedankenfluss nicht als verstreichende Zeit wertet, dann geht das lyrische Ich eine Minute nachdem noch zwei Minuten zu warten waren, also um 17:15 Uhr, eine Minute zu früh (aber eine gewöhnlichere Zeit für ein Treffen).

Ob in dieser freien Minute etwas bestimmtes liegt, vermag ich nicht zu sagen. Aber sie gefällt mir.

Die Geschwindigkeit des Regens entspricht einem Dauerregen, unangenehmes Wetter, um an dem Fluss (der auch der Zeitfluss sein könnte) auf jemanden zu warten. Aber vielleicht war auch die Fließgeschwindigkeit des Flusses gemeint. Hier verschwimmen die Bezüge: Tropfen, Fluss, Zeit, Gedanken.

Aufdröseln brauche ich das nicht. Das lyrische Ich geht ja, als sich die Lage beruhigt hat und beendet damit das Warten (eine Minute vor der Zeit).

Verfasst: 04.11.2016, 14:56
von Klimperer
Mein Kommentar: Eine Mischung aus Dianas und Lasts Kommentaren.

Spontan dachte ich auch an den Tropfen, der im Krankenhaus aus einer Flasche in einen durchsichtigen Schlauch fällt.

Ein geheimnisvolles Abschiedsgedicht.