sein oder nein

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 04.11.2016, 10:57



sein oder nein

ich bin nur ein gast in mir
der sich nicht auskennt
und voller unsicherheit fragen stellt

wo geht's zum kern
warum stockt es so oft
sind die verzögerungen absicht
wo blende ich mich selbst
gibt es einen ausweg

ich bin nur gast
in mir klopfe ich auf holz
und warte
auf antworten
auf fragen
auf mich


.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 06.11.2016, 10:13

Daselbe Ich, in einer ganz anderen Umwelt, wäre nicht ein ganz anderer Ich geworden, aber doch anders.

Er würde sich, wahrscheinlich, dieselbe Frage stellen, und wüsste auch keine Antwort.

In unserem Ich gefangen, erfahren wir nicht, wer wir wirklich sind.

Das Ontische verdeckt den Blick auf das Ontologische.

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nera
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Beitragvon nera » 08.11.2016, 01:44

ich habe bei deinem text das bedürfniss alles auf den kopf zu stellen?
in etwa so:
ich bin nur gast in uns
ein fremder
der so sicher antworten fragt

wohin gehts
durch den kern
zur haut welche häute
zögern
den freigang
ins unendliche
blendende

klopf ich auf holz
an die tür und warte
auf eine einladung
endlich raus
zu kommen
ins freie

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birke
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Beitragvon birke » 08.11.2016, 08:15

ich mag das sehr, so wie es hier steht.
allein der titel, er klingt so verkopft, sagt mir eigentlich nichts, spricht nicht zu mir.
vom titel her würde mich das gedicht nicht sonderlich interessieren, was sich jedoch dann zeigt, ist toll.
vielleicht überdenkst du das noch mal :)
liebe grüße,
diana
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Last

Beitragvon Last » 11.11.2016, 12:10

Hallo Niko,

ich finde den Grundgedanken spannend, "ich bin nur ein gast in mir".

Im Gedicht empfinde ich den Gedanken aber nur als an- nicht als zu ende gedacht.

Hier steht ja jemand vor sich selbst wie Josef K. vor dem Gesetz., bekommt aber Gastzugang.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein anderes Gedicht mit den Versen anfängt: "ich bin nur gast in mir / ich klopfe auf holz / und warte".

Kurt
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Beitragvon Kurt » 11.11.2016, 14:59

"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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Werner
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Beitragvon Werner » 11.11.2016, 22:17

gefällt mir irgendwie, so wie es ist. es kommt unvermittelt und authentisch daher.


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