Traumverbunden /ehemals Der Wolf ist angekommen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 14.11.2016, 17:26

Traumverbunden

Auf meiner Terrasse liegend
sehe ich durch einen Spalt im Zaun den
Vollmond wie durch ein Schlüsselloch
gerade fährt ein Lastwagen mit
scheppernder Ladung vorbei
es klingt nach Schlüsselgeklapper
und ich stehe traumverloren vor tausend
verschlossenen Türen mit tausend
Gängen ohne Ausweg und ungehört verklingt
mein Schluchzen bis auf eine klägliche
Stimme die flüstert
„Ein Wolf“
nicht weit von hier hatte man ihn
angefüttert gehabt mit Hundekuchen
und in einem unbedachten Moment schnappte
er zu als ein Mann ihm seinen Rücken bot
erwachte das Wildtier in ihm und aus
Futterneid hatte er ihn in den Arsch gebissen
da wurde er eingesperrt in dies Gehege
drei Straßen entfernt von mir
mit tausend Gängen ohne Ausweg
in dem er gerade erwacht in
seiner Bodenmulde liegend und
sein Schluchzen bleibt ohne Antwort bis
auf die Stimme seines Wärters die
spricht „Jetzt heult er den Mond an“

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Der Wolf ist angekommen

Nicht weit von hier in Waldesruh,
dort füttert man ihn mit Hundekuchen;
und plötzlich schnappte einer zu;
verdammt laut vernahm man ein Fluchen,
als ein Mann ihm seinen Rücken bot,
hat Isegrim ihn in den Arsch gebissen,
heraus aus Futterneid in Not,
ist halt ein Wildtier muss man wissen.
Zuletzt geändert von Kurt am 16.11.2016, 05:27, insgesamt 5-mal geändert.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Last

Beitragvon Last » 15.11.2016, 09:25

Hallo Kurt,

das gefällt mir thematisch sehr gut, wenn es in direkter Folge zu "Traumverwandt" steht. Dann möchte man es als Erklärung für sein Vorgängergedicht lesen, woraus ein besonderes Spannungsfeld entsteht.

Handwerklich ist das für meinen Geschmack aber noch ausbaubar. Das Metrum rumpelt und der Satzbau wirkt stellenweise gezwungen, was mich beim Lesen einfach verdrängt.

Den Kreuzreim sehe ich hier nicht als Must-Have, vielleicht liest sich das ohne flüssiger. In Anschluss an "Traumverwandt" würde ich die streng gereimte Form einerseits als Hinweis lesen, dass man sich hier in der Unbewusstseins-Logik des lyr. Ichs befindet, und andererseits so, dass auch dem scheinbaren Entgleisen der Raubtier-Gedanken ein striktes Ordnungsprinzip übergeordnet ist. Beides ließe sich meines Erachtens nach auch in einer freien Form über assoziative Zusammenhänge und Verssprünge umsetzen.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 15.11.2016, 23:09

Ja, Last, Danke, hier ma ein Versuch:

Traumverbunden

Auf meiner Terrasse liegend
sehe ich durch einen Spalt im Zaun den
Vollmond wie durch ein Schlüsselloch
gerade fährt ein Lastwagen mit
scheppernder Ladung vorbei
es klingt nach Schlüsselgeklapper
und ich stehe traumverloren vor tausend
verschlossenen Türen mit tausend
Gängen ohne Ausweg und ungehört verklingt
mein Schluchzen bis auf eine klägliche
Stimme die flüstert
„Ein Wolf“
nicht weit von hier hatte man ihn
angefüttert gehabt mit Hundekuchen
und in einem unbedachten Moment schnappte
er zu als ein Mann ihm seinen Rücken bot
erwachte das Wildtier in ihm und aus
Futterneid hatte er ihn in den Arsch gebissen
da wurde er eingesperrt in dies Gehege
drei Straßen entfernt von mir
mit tausend Gängen ohne Ausweg
in dem er gerade erwacht in
seiner Bodenmulde liegend und
sein Schluchzen bleibt ohne Antwort bis
auf die Stimme seines Wärters die
spricht „Jetzt heult er den Mond an“

Habe das ursprüngliche Gedicht oben unter dies gestellt.
Zuletzt geändert von Kurt am 16.11.2016, 05:25, insgesamt 1-mal geändert.
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nera
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Beitragvon nera » 16.11.2016, 02:41

die überschrift ist widersprüchlich zum text?

Kurt
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Beitragvon Kurt » 16.11.2016, 05:23

Ja, wie wäre es mit "traumverbunden"? Paßt eher.

LG k.
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so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Last

Beitragvon Last » 17.11.2016, 15:18

Hallo Kurt,

in der Fusion hat das für mich seinen Zauber verloren. Wahrscheinlich, weil die Kluft zwischen den Gedichten jetzt zu sehr geglättet ist.


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