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Die Löcher im Käse

Verfasst: 30.11.2016, 16:45
von Kurt
Ab sofort sind alle
Genussmittel gestrichen

der morgendliche Kaffee
das Schlemmerfilet mittags
der schwarze Tee am Abend
das Fernsehgegucke
Sex und die Zigarette

danach kommt nichts mehr

Verfasst: 11.12.2016, 10:17
von OscarTheFish
Die Zeilen könnten den romantischen Zuckungen eines Buchhalters entspringen, der einen Rationalisierungsauftrag treu ergeben (dem Dienstherrn gegenüber) zu erfüllen versucht. Ein möglicher Anfang des Endes einer vergaloppierten Spaßgesellschaft. Minderheiten formen Mehrheiten. (die Feinde sitzen auch hier im Publikum)
Ein Studium der Bibel erfüllt alle Bedingungen des Autors und verdrängt die doch drohende Leere.
Nur ein keuscher Vorschlag von mir am Abgrund der Verzweiflung.
Es bleibt der Nebel der Verwirrung. (solange wie das Warten auf Kondensatoren auf Funktionsniveau - semantische Anspielung)

Verfasst: 12.12.2016, 17:03
von Last
"Löcher im Käse" sind erst durch die sie umgebende Käsemasse als Löcher in derselbigen zu erkennen. Gleichzeitig gilt ihre Ausprägung als Charakteristikum und somit als Qualitätsmerkmal für bestimmte Sorten.

Genau so verhält sich das Gedicht, das ja nur von Entbehrungen erzählt, ohne einen Anlass oder Folgerungen zu erwähnen. Es klafft wie ein Loch in einer Kultur, in der die benannten Dinge als Genussmittel gelten könnten, bzw. dadurch dass diese Dinge hier als Genussmittel bezeichnet werden, wird auch eine Kultur beschrieben.

Was bleibt aber von einer Kultur übrig, wenn man das, was sie beschreibt, ersatzlos streicht?