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Inschallah
Verfasst: 25.12.2016, 12:28
von ZaunköniG
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Inschallah
Heut' über diesen Weihnachtsmarkt zu gehen...
Ist's Neugier? Ist's Entsetzen? Bürgerpflicht?
So ganz weiß es auch Karim nicht.
Vielleicht geht er, um selber zu verstehen,
was hier passiert ist, auch in seinem Namen.
in seinem Namen? denkt er, und erschauert.
Still ist's. Je länger diese Stille dauert,
je kälter wird ihm. Wut steigt auf. Zwei Damen,
die ihn so vor den Kerzen stehen sehen,
verkrampft vor Kälte und mit Zornesfalten,
erschrecken ihn. Wofür muss man ihn halten?
nein, tun sie nicht. - Sie wünschen ihm sogar
ein frohes Fest. - Nur im Vorübergehen -
"Und Frieden!". denkt bei sich - "Inschallah!"
Verfasst: 25.12.2016, 15:55
von OscarTheFish
Sehr gelungenes Sonett (nach grob-analytischer Sichtung ohne Erbsenzählerei) zu einem aktuellen und hochsensiblen Thema. In Anbetracht der Dinge, dass das Zwangskorsett des Sonett den Dichter schon vor Probleme stellen kann, erstaunt es durchaus, dass in diesem Fall der wörtliche Inhalt locker und natürlich anmutet und über die Sonett-Struktur im ersten Augenblick erfolgreich hinwegtäuscht. (als Qualitätsmerkmal)
Ich verbleibe mit: "Weitermachen!" und "Gern wieder!".
Verfasst: 25.12.2016, 18:25
von allerleirauh
“Ich weiß, wie gute Menschen denken; weiß, dass alle Länder gute Menschen tragen.“
(G.E. Lessing: Nathan der Weise, II/5)
Danke für das Sonett. Frohe Weihnachten.
A.
Verfasst: 26.12.2016, 12:16
von Herby
Entschuldigung, hier lag ein Irrtum vor! Wird neu gepostet!

Verfasst: 26.12.2016, 12:28
von Jürgen
Hallo Zaunkönig,
das war mein Fehler. Herby und ich teilen uns einen PC und ich habe nicht aufgepasst, wer im Forum angemeldet war. Lisa (und andere hier) wissen, dass wir zwei Personen sind und kein Doppel-Account. Sorry.
Mir gefällt das Sonett auch sehr gut.
Ich habe mal gelesen, dass das Wort "Inschallah" im arabischsprachigen Raum von Muslimen, Christen und Juden benutzt wird. Das unterstreicht den versöhnenden Charakter des Textes.
Viele Grüße
Jürgen
Verfasst: 26.12.2016, 13:07
von ZaunköniG
Hallo,
Danke für euer Lob und eure Gedanken.
Auch euch noch ein paar besinnliche Weihnachtsstunden!
"Inschallah" kann man mit der westlich-christlichen Formel "So Gott will" gleichsetzen.
Es hat etwas fatalistisches, das auch die eigene Ohnmacht bei solch einem Anlass beschreibt, - aber eben auch die Hoffnung, dass Gott / Allah letztlich alles zum Guten wenden mag.
"Karim" bedeutet übrigens so viel wie "Der Großzügige" oder "Der Gastfreundliche".
Das habe ich zwar erst nachträglich herausgefunden, aber das passt, - wenn wir schon über Semantik sprechen.
Nun denn
Salām - Inschallah
ZaunköniG
Verfasst: 27.12.2016, 06:17
von carl
Sehr schön!
Für den Lesefluss hätte ich "die so ihn..." geschrieben, weil hier das "so" betont ist.
Andrerseits verstehe ich, dass du keine Inversion willst...
Eine gute Zeit, trotz allem! C