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picknick

Verfasst: 18.01.2017, 22:26
von birke
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den wein in einen weidenkorb
betten und dazu ein gedicht
lesen: von trauben
die nie zu hoch hängen
weil sie beweglich sind
wie die buchstaben der sonne

du sitzt auf der decke
aus gras und mir
wächst ein zweig aus der hand

siehst du, das glas ist halb voll
und du sagst es gibt keinen rückweg
weil rückwärts schreiben
nichts bringt außer:
missverständnissen weiche ich aus
und dichte dir zu

unter uns: wie die decke
wegrutscht und wir – geerdet
der weg (überflüssig)
weil letztlich doch alles fließt
auch unser wort
auch der wein
ins gedicht

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Verfasst: 21.01.2017, 11:58
von OscarTheFish
Die Weichheit von Flüssigkeiten (Subtraktion der Härte(n)) dominieren auf meinen Rinden beim Lesen (vor- und rückwärts) und benetzen die ausgedörrten Wüstenböden der Romantik. Die Dichten differieren beim Dichten ins Gedicht - das bleibt sodann im Gedächtnis.
Der Weg, als fundamentales Medium zum Erreichen des metaphorischen Standortes der lyrischen Szene, verflüssigt sich weiter und wird verdachtsweise verdampfen oder über dieser als Trennschicht zur Außenwelt verweilen. Gedanken und Bilder sedimentieren. Vielleicht werden sie bleiben für einen Moment oder für immer? Und wenn, dann bei den Protagonisten oder als lyrischer Liquor, der Festplatten zum sublimieren anregt.

Verfasst: 22.01.2017, 10:12
von Klimperer
Gleich bei der ersten Lektüre hatte ich das Gefühl, das dieses Gedicht "Potential" hat.

Ich bin ziemlich sicher: Verse 5 und 6 müssen weg.

Strophe vier und fünf sind zu erklärend.

Für mich, anstatt dessen, würde "das glas ist halb voll
der wein fließt ins gedicht" reichen.

Verfasst: 25.01.2017, 08:40
von birke
oscardufish, dein kommentar ist selbst ein gedicht… :smile:

ich werde mein gedicht erstmal so lassen, lieber klimperer, würde ich all das streichen, was du vorschlägst, wäre es ein vollkommen anderes gedicht, nicht mehr meins… jedenfalls derzeit sehe ich das so.

danke euch beiden!