Ist das Glück

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 18.02.2017, 17:02

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Ist das Glück denn nur
die seltene Mutation
am Rand des Weges?

Herausgerissen wird es
von den eifrigsten Suchern.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 21.02.2017, 15:42

Hallo Zaunkönig, einerseits mag ich den feinen Tonfall, andererseits kann ich nicht so ganz folgen. Zumal es hier gleich zwei Problemfelder gibt: "nur die seltene Mutation" und "herausgerissen [von ...]". Ich bekomme sie nicht zusammen.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.02.2017, 19:56

ZaunköniG hat geschrieben:Ist das Glück denn nur
die seltene Mutation
am Rand des Weges?

Hallo Zaunkönig,

auch mir gefällt hier diese elegante, so anmutige Sprache.
Ich würde es bei der ersten Strophe belassen. So wird diese Frage auf sehr schöne Weise in den Äther geworfen und man beginnt, darüber nachzusinnen. Sehr fein.

Strophe zwei macht diesen Moment kaputt, weil sie so rabiat wirkt und mir zu viel (und zudem Widersprüchliches) will. Hier braucht es keinen Abschluss.

Diese Frage braucht Freiraum.

Saludos
Mucki

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 24.02.2017, 10:53

Hallo ihr beiden,


eure Antwort lässt mich etwas zwiespältig zurück.
Einerseits verstehe ich, wenn ihr die Aussage des Textes in der Schwebe halten wollt, zum selber weitersinnieren, aber es überrascht mich, dass die Schlusszeilen so widersprüchlich rüberkommen.

Ich dachte dabei an Kleeblätter als Glückssymbole. Es schien mir zu banal sie zu benennen, aber vielleicht muss es doch sein, in einer Überschrift zum Beispiel:



Über den Klee

Ist das Glück denn nur
die seltene Mutation
am Rand des Weges?

Herausgerissen wird es
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.02.2017, 11:49

Hallo ZaunköniG, gut, dann wäre die Mutation geklärt. Aber der Klee ist ja nur ein (Vor-)Zeichen von Glück (schreibst Du ja auch selbst), nicht das Glück selbst. Und daher reißt man als eifriger Sucher auch nicht das Glück raus, sondern, sozusagen, die Währung dafür (die durchaus auch inflationär werden kann, denn es gibt Stellen, da häufen sich vier- oder fünfblättrige Kleepflanzen).
Also so ganz logisch ist es für mich immer noch nicht ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.02.2017, 13:26

Ups, auf die Kleeblätter bin ich überhaupt nicht gekommen. :brett:
Wenn du die neue Überschrift wählst, ist es klar. Dennoch: mir gefiele die offene Version (also nur die erste Strophe) wesentlich besser, da auf diese Weise etwas Philosophisches enthalten ist.

carl
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Beitragvon carl » 27.02.2017, 20:36

Hallo Zaunkönig,
Vielleicht zu bedenken:

Ist das Glück denn nur
die seltene Mutation
am Rand des Weges -

herausgerissen
von den eifrigsten Suchern?

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.03.2017, 20:48

Hallo zaunkönig,

ich hab sofort das vierblättrige Kleeblatt erkannt, aber vielleicht weil ich den Gedanken schon selbst hatte: Wie absurd, dass die Leute, die etwas Seltenes finden, es ausreißen und so dazu beitragen, dass es selten bleibt. Ich hab mir schon lange vorgenommen, wenn ich eines finden sollte, es stehen zu lassen :DD:

Als "Parabel" finde ich das schon interessant in Bezug auf Glück, was Menschen für solches halten und wie sie damit umgehen.

Vielleicht denkt man auch wegen Wegesrand nicht an Klee, da man diesen ja meist auf Wiesen findet bzw. die vierblättrigen auf jeden Fall dort sucht, aber der Wegesrand spricht natürlich schön im Bild.

:blumen: (<vierblättrig!)

Liebe Grüße
Lisa
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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 05.03.2017, 12:19

Hallo Carl,

Die Aussage der Schlusszeile in die Frage mit aufzunehmen, hält den Text offener, so wie es Mucki und Amanita gewünscht haben, - allerdings entspricht es nun nicht mehr der Tanka-Form.

Hallo Lisa,

Ja, die Parabel ist ähnlich, wie mit Goethes Heideröslein, das ja nur sticht, weil der Knabe es brechen will.
Man kann die Zeilen konsumkritisch lesen, da oft nur der erwerb ein kurzes Glück dastellt, aber im Besitz verblasst die Freude schnell, oder auf das Besitzenwollen in einer Beziehung. Letztlich liegt das Glück immer im Moment. Ein scheues Wesen, das sich nur nähert, wenn man ihm nicht nachstellt.


Liebe Grüße
ZaunköniG
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.03.2017, 20:34

Lieber zaunkönig,

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Ja, die Parabel ist ähnlich, wie mit Goethes Heideröslein, das ja nur sticht, weil der Knabe es brechen will.


Ein schöner Vergleich, habe an das Bild auch schon lange nicht mehr gedacht.

Viele Grüße
Lisa
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carl
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Beitragvon carl » 11.03.2017, 09:00

:brett: Tanka habe ich nicht erkannt


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