kanadischer Herbst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 13.10.2017, 15:42

an einem dieser tage
wird sich ein junger mann
ins moos legen:

im schatten der bäume
die beine überereinander schlagen,
sich pappelblätter aus dem gesicht streichen,
einen fluss ins welke gras flechten
(mit wasserfällen an den enden),
und mit den elstern scherzen

seine augen werden blau sein
wie wacholderbeeren

die guten zeiten werden vorbei sein
the good times will be gone
wenn es zu schneien beginnt,
der schnee sich in die felsspalten legt
wie leises weinen

es scheint die art zu sein, wie er fällt,
wie die seen blass frieren,
wie die sonne sich in den glasfassaden spiegelt
(wasserfälle an den enden)

die guten zeiten werden vorbei sein
the good times will be gone

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 20:12

Lieber ZaunköniG,

Ich bereue wirklich, dass ich unter diesem Gedicht überhaupt einen Buchstaben geschrieben habe.

Zitat:''also eine Nähe zwischen Lyrich und jungem Mann unterstellen, die so nicht existiert. Das stimmt schon deshalb nicht, weil es gar kein Lyrich gibt in diesem Text, sondern nur eine Erzählstimme, die man sich genauso gut männlich denken könnte.''

Ich könnte schwören, dass ich diese Behauptung zum ersten Mal von dir höre. Ich bin aber nicht deiner Meinung:

Zitat:''Wichtig: Ein lyrisches Ich muss also nicht immer in der Ichform präsent sein. Es ist durchaus möglich, dass wir es als einen Beobachter erkennen können. Nehmen wir an, dass das lyrische Ich auch eine neutrale Stimme sein kann, die das Gedicht erzählt, hat auch jedes Gedicht ein lyrisches Ich.'' Aus dem Link zitiert: http://wortwuchs.net/lyrisches-ich/

Zitat:''Einen subjektiven Eindruck brauchst du nicht näher begründen, aber wenn du mal das eine behauptest und dann mit selber Inbrunst das Gegenteil um erste Behauptung zu stützen.... dann sprengt das MEINE Vorstellungskraft.''

Wirklich? Ich stehe zu meinem ersten Kommentar und auch zu meinem Letzten an dich gerichteten.
Das, was dazwischen war, war meine Diskussion mit Pjotr, die kannst du von mir aus so verstehen und deuten, wie du willst,
ich weiss was ich geschrieben habe und warum ausgerechnet so wie es in meinen Kommentaren steht.

Das wir uns richtig verstehen: Ich habe dir nicht wegen irgendwelchen Hintergedanken geantwortet, sondern deswegen weil ich dich Ernst genommen habe.

Aber keine Angst, man kann auch mit schweigen etwas sagen, es ist die Sprache von der ich am meisten Verstehe. Als überzeugter Pazifist werde ich niemanden stören.

LG Erman

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 14.12.2017, 10:45

Erman hat geschrieben:
Zitat:''Wichtig: Ein lyrisches Ich muss also nicht immer in der Ichform präsent sein. Es ist durchaus möglich, dass wir es als einen Beobachter erkennen können. Nehmen wir an, dass das lyrische Ich auch eine neutrale Stimme sein kann, die das Gedicht erzählt, hat auch jedes Gedicht ein lyrisches Ich.'' Aus dem Link zitiert: http://wortwuchs.net/lyrisches-ich/



Ok, das kann man so annehmen, aber im selben Link steht auch:

"Problematisch ist, dass der Begriff erst im zwanzigsten Jahrhundert aufkam, als ihn die Dichterin Margarete Susman einführte, um den Autor vom Gedicht zu trennen. Das bedeutet aber auch, dass alle Werke, die davor geschrieben wurden, nicht unbedingt dem Begriff verpflichtet sind und wir, wenn ein lyrisches Ich angenommen wird, mitunter die Aussage eines Gedichts verfehlen."

Da frage ich mich doch, ob sich dem alle neueren Werke verpflichten müssen....

Egal, wir müssen hier nicht am Begriff des Lyrich entlang definieren. Mit etwas mehr Zeit finden wir bestimmt genügend Zitate und Quellen, die beide Aussagen bestätigen oder bestreiten.

Mir ging es hier darum, dass das Lyrich, wenn Du es so nennen willst, eben nicht persönlich involviert ist, sondern ein neutraler Beobachter, wie es auch der Erzähler eines Märchens wäre.

Warum gibt es dort keinen Begriff des Prosich? Das Problem der Gleichsetzung von Autor und Erzählstimme betrifft doch nicht nur Gedichte! Auch wenn es in Deinem Link so begründet wird. Zumal die Grenzen zwischen Gedicht und Prosa mehr und mehr verschwimmen. Die Existenz eines Lyrich kann doch kaum davon abhängen, ob und wo der Autor seine Umbrüche setzt, oder?


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Erman

Beitragvon Erman » 14.12.2017, 11:56

Zitat:''Warum gibt es dort keinen Begriff des Prosich? Das Problem der Gleichsetzung von Autor und Erzählstimme betrifft doch nicht nur Gedichte! ''

Doch es betrifft n u r Gedichte.
Ein anderer Link http://www.buecher-wiki.de/index.php/Bu ... rischesIch
Du wirst überall dasselbe lesen, den Lyrischen ich gibt es n u r in der Lyrik.

Zitat:''Zumal die Grenzen zwischen Gedicht und Prosa mehr und mehr verschwimmen.''
Das hängt vom Autor seinem Text ab, ob er Prosanah schreibt. Aber wenn der Autor will, dann kann er eine strikte Linie ziehen, sich distanzieren und seinen Text so gestalten, dass es sich klar von Prosa unterscheidet. Das verschwimmen ist nicht zwingend - Zeitgemäß, aber nicht zwingend.

Zitat:''Die Existenz eines Lyrich kann doch kaum davon abhängen, ob und wo der Autor seine Umbrüche setzt, oder? ''
Umbrüche sind nur ein Indiz , dass es sich bei einem Text mit Umbrüchen um ein Gedicht handelt, wohlgemerkt nur ein Indiz.

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 14.12.2017, 16:35

Der Prosaerzähler ist also immer mit dem Autoren identisch? Das glaube ich nicht!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Erman

Beitragvon Erman » 14.12.2017, 16:48

Du scheinst es besser zu wissen, schön für dich. Ich wette du hast den ersten Link überhaupt nicht gelesen.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 15.12.2017, 20:32

Ja, viele Zeilen, wenig substantiell Lyrisches, nur dass Flechten der Flüsse. Ja, und wenn es schneit, kommen schlechte Zeiten. Warum? Wenn es im Harz schneit, lässt es gute Tage des Wintersportgeschäftes erhoffen. Ja, und die Art wie der Schnee fällt. Soll ich mir die als Leser selber dazu sinnieren? Aber welche Art passt zu den nicht zu erahnenden schlechten Zeiten, sanfter Flockenfall? Und warum weint der Schnee in den Felsspalten? Würde mir doch wenigstens ein angedeutet vorstellbarer Grund mitgeteilt.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)


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